Jazz Meeting 2014

Impressionen

von Frank Becker
Ein schillernder Spiegel des Jazz
 
Sechs Bands, sechs Spielarten beim 12. Wuppertaler Jazzmeeting 2014
 
jazz-frauen“ war das Motto, unter das die Veranstalter Ulrich Rasch und Tilmann Braune das 12. Wuppertaler Spitzentreffen des Jazz im neuen Quartier „FUX“, dem ehemaligen traditionellen Ausflugslokal „Fuchspark“ am Wuppertaler Westfalenweg gestellt hatten. Vier Formationen traten am Samstagabend und zwei am Sonntagvormittag vor jeweils ausverkauftem Haus an und boten mit sechs genuinen Spielarten einen farbig schillernden Spiegel des jungen hochkarätigen Jazz.
 

Nerija mit (v.l.) Rosie Turton, Cassie Kinoshi, Sheila Maurice-Grey - Foto © Frank Becker
 
Die Londoner Band „Nerija“ eröffnete das Festival - eine blutjunge Formation, die mit vier Bläserinnen (Sheila Maurice-Grey/tp, Rosie Turton/tb, Cassie Kinoshi/as, Nubya Garcia/ts) Gitarre (Shirley Tetteh), Schlagzeug (Lizy Exell) und Kontrabaß (Inga Eichler) frisch arrangierte Standards und Eigenkompositionen von Cassie Kinoshi, Inga Eichler und Rosie Turton zu einem geschliffenen und improvisationsfreudigen Sound vereinigte. Jazz, der von Herzen kam und die Herzen öffnete.
 
 
Marie-Christine Schröck Trio - Foto © Frank Becker

Das Marie-Christine Schröck Trio, eine neu aus der Taufe gehobene Formation um die Saxophonistin Marie-Christine Schröck mit Jörn Dodt (Kontrabaß) und Sebastian Bauer (Schlagzeug) brillierte als Kontrast zum Opener mit kunstvoll unterkühltem, fein ziseliertem zeitgenössischem Jazz aus eigener Feder, darunter einige hervorragende Uraufführungen. Reminiszenzen an die intellektuelle Club-Kultur des Cool.
 
 
Small Friedly Giant - Foto © Frank Becker
 
„Small Friendly Giant“ um die Sängerin Anna Luca Mohrhenn, die sich von der Sympathie des Publikums getragen trotz schlimmer Halsschmerzen tapfer durch ihren ausdrucksreichen Modern Jazz/Folk-Abend kämpfte, hat sich mit dem neuen Programm dem schwedisch gefärbten Folk-Jazz zugewandt. Am Klavier Roman Babik, Sebastian Räther am Kontrabaß und Yonga Sun am Schlagzeug gaben der angegriffenen Stimme bestmögliche Unterstützung. 
 
 
Son de la goutte - Foto © Frank Becker
 
Mit Lucy Karashigo (voc, keys) und ihrer Band „Son de la goutte“ ging zum Schluß des Eröffnungsabends ordentlich die Post ab. Tanzbare Rhythmen voller Lebens- und Spielfreude, verpackt in perkussiven analogen und elektrischen Sound, setzten die Füße in Bewegung – die Stühle wurden beiseite geräumt und das Tanzbein geschwungen. Bo Zaky (voc, perc), Philip Mancarella (keys), Aleks Buzina (g, b, voc), Sid Karashigo (b) und GB Alex (dr) machten es möglich, während draußen die Polizei mitten in der Nacht dutzendweise Strafzettel wegen Falschparkens ausstellte.
 

Almrausch mit Annika Boos, dahinter Benjamin Schlie u. Edouard Barlerin - Foto © Frank Becker
 
Der Sonntagvormittag, der sonst ja oft mit so entsetzlichen Veranstaltungen wie Dixieland-Jazz-Frühschoppen besetzt ist, hatte zwei weitere bemerkenswerte Höhepunkte im neuerlichen Kontrast zu bieten. „Almrausch“ riß die Gäste im wahrsten Wortsinn von den Stühlen – die Band um die quirlige Sopranistin Annika Boos wartete mit Jazz-Pop im Oberkrainer-Gewand auf. Vom Sound auf Augen- und Ohrenhöhe mit der genialen Band „Global Kryner“ treten Annika Boos, Oliver Körner (cl), Edouard Barlerin (tp), Tobias Sünder (btb), Benjamin Schlie (acc), Jaime Velascu (g) und Soundmixer Markus Rosensträter deren legitimes Erbe an, zumal sich Global Kryner aufgelöst und Almrausch seine Arrangements überlassen hat. Gute Laune garantiert bei „Something Stupid“, „Put Your Head On My Shoulder“ und original Oberkrainer Melodien.
 

Laja Genc - Foto © Frank Becker
 
Den ästhetisch ebenso hochwertigen wie musikalisch hochkarätigen Schlußpunkt setzte Laia Genc mit ihrem Trio „Liaison Tonique“. Die hinreißende, elegante Pianistin, Schülerin von Hubert Nuss, die u.a. Carla Bley als Vorbild nennt, begleitet von Markus Braun am Kontrabaß und Etienne Nillesen am Schlagzeug, präsentierte eigene Kompositionen und Standards in „eigenwilligen Bearbeitungen – live entstehen zauberhafte Momente von Klangmalerei, die schillernd und zerbrechlich wie Seifenblasen durch Raum und Zeit schweben“ (Programmtext). So war es dann auch. Glänzender Abschluß eines herausragenden Jazz-Wochenendes.
 
Weitere Informationen: www.jazzmeeting-wuppertal.de