„Tell my Story - Hamlet auf dem deutschen Theater“

Projekt des Theatermuseums Düsseldorf und des Deutschen Theatermuseums München

Red./ARe/Bec

 „Tell my Story - Hamlet auf dem deutschen Theater“
Ausstellung in Düsseldorf

Projekt des Theatermuseums Düsseldorf
und des Deutschen Theatermuseums München
zum meistgespielten Stück der Weltliteratur
 
„Tell my Story. Hamlet auf dem deutschen Theater von 1600 bis heute“ ist der Titel einer Ausstellung im Theatermuseum Düsseldorf, die am vergangenen Sonntag eröffnet wurde. William Shakespeares „Hamlet“ hat seit über 400 Jahren nichts von seiner Faszination und Aktualität für Theatermacher und Zuschauer eingebüßt, hieß es zum Start der bis zum 26. April nächsten Jahres geplanten Präsentation, die zuvor bereits im Deutschen Theatermuseum München zu sehen war. Es ist ohne Zweifel das meistgespielte Theaterstück der Weltliteratur, bei dem der Mensch und seine Beziehungen im Zentrum der Handlung stehen. „Tell my story“, der Titel der Schau bezieht sich auf die Aufforderung des sterbenden Hamlet an Horatio, seine Geschichte zu erzählen. 
 
Gleichzeitig ist „Hamlet“ auch ein Stück über Theater. Als es nachweisbar 1602 zum ersten Mal in London aufgeführt wurde, war die englische Stadt schon eine Theatermetropole. Englische Schauspieler brachten das Stück auf den europäischen Kontinent. Mit ihrem Wirken in Deutschland nahm das professionelle deutsche Theater seinen Anfang, betonte Theaterdirektor Winrich Meiszies, der bereits im April 2012 unter dem selben Titel eine erste große Ausstellung über den Shakespeare'schen Dänenprinzen Hamlet in Düsseldorf organisiert hatte. Die nun eröffnete Schau findet anläßlich des 450. Geburtstags von Shakespeare statt, der in diesem Jahr weltweit groß gefeiert wird. Die Ausstellung folgt Hamlets Spuren durch die deutsche Theaterentwicklung.
Hamlet gehört zu den Traum-, aber auch traumatischen Rollen vieler bedeutender Schauspieler. Die Liste der Hauptdarsteller gleicht einem „Who is who“ des Theaters, birgt aber auch Überraschungen, wenn Regisseure (deutsche wie ausländische Gäste) die Rolle „gegen den Strich“ besetzten. Berühmte Darsteller wie Johann Brockmann, Josef Kainz, Alexander Moissi, Gustaf Gründgens bis zu Ulrich Wildgruber, Klaus Maria Brandauer, Ulrich Tukur oder Lars Eidinger lassen die Vielschichtigkeit und die unzähligen Interpretationsmöglichkeiten des Stückes und seiner Titelfigur nur erahnen.
 
Auch jenseits des Theaters ist Hamlet zu einer Metapher und zu einem medialen Zeichen geworden. Bearbeitungen, Verfilmungen, Comics, Mangas und sogar Bilderbücher transportieren das Bild des Dänenprinzen in alle Köpfe und zeugen von der ungebrochenen Kraft des

Ludwig Lenis als Hamlet, 1971 (Privatfoto) © Annette Brandt
Theatermythos. Wie das Theater zum Seismographen der Zeit geworden ist, die nach Hamlet „aus den Fugen ist“, machen unterschiedliche Interpretationen (allein 90 deutsche Übersetzungen sind bekannt) und Regieansätze vom 18. Jahrhundert bis heute deutlich.
Aktuelle Inszenierungen wie die von Leander Haussmann, Volker Lösch, Jan Klata oder Luc Perceval werden in der Ausstellung durch Einblicke in Inszenierungen aus der Goethezeit oder Regiearbeiten von Max Reinhardt, Gustaf Gründgens, Karl Heinz Stroux, Peter Zadek, Hans Günther Heyme oder Jürgen Gosch kontrastiert und lassen künstlerische Entscheidungsprozesse erfahrbar und nachvollziehbar werden. In Ton- und Videoaufzeichnungen sowie in Fotografien spiegeln sich die zahlreichen Möglichkeiten, Stück und Rolle aufzufassen. Regiekonzepte und ihre künstlerischen Entscheidungen werden an den zentralen dramatischen Wendepunkten der tiefsinnigen Tragödie aufgezeigt.
 
Buch zur Ausstellung

Im Henschel Verlag ist eine die Ausstellung begleitende Publikation erschienen. Herausgeber sind Winrich Meiszies und Claudia Blank, die Leiter der beiden beteiligten Museen. Zudem kommen namhafte Theaterwissenschaftler und Museumspraktiker sowie Shakespeare-Experten ausführlich zu Wort. Eine Bildgeschichte der Hamlet-Aufführungen in vier Jahrhunderten macht die deutsche Theatergeschichte anschaulich. Der Titel des 160seitigen Buches lautet: „Sein oder Nichtsein - Hamlet auf dem deutschen Theater“. Das Buch mit 72 Abbildungen ist unter der ISBN 978-3-89487-758-3 für 18,95 Euro im Buchhandel oder an der Theaterkasse erhältlich.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet.
 
Redaktion: Frank Becker