Choose Any Color

Kicca – „Choose A Color“

von Frank Becker

Choose Any Color

Kicca macht auf sich aufmerksam
 
Erinnern Sie sich noch an Lulu? Haben Sie Ihr musikalisches Herz verständlicherweise an die tragisch viel zu früh gestorbene großartige Amy Winehouse verloren? Dann hätt´ ich was für Sie: Kicca. Die italienische Sängerin, Komponistin und Texterin Kicca schlägt mit ihrem zweiten Album nach „Senso Contrario“ eine Brücke zwischen dem kunstvoll gepreßten Little-Girl-„Boom-bang-a-bang“- Sound der Britin Lulu der 1960er Jahre und der etliche Oktaven umfassenden genialen Jazz-Stimme von Amy Winehouse zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Vielleicht ist ja nicht zufällig der Titel des dritten Stücks auf ihrem neuen Album „Loulou“… Zugegeben, eine gewagte Analyse – aber hören Sie es sich selbst mal an – und wenn Sie ganz genau hinhören, ist sogar noch ein wenig vom rauchigen Schmelz einer Eartha Kitt mit drin. „Choose A Color“ heißt das Album, und ich ergänze aus voller Überzeugung: „Choose any color“, denn hier ist ein Dutzend musikalischer Perlen versammelt, wie sie in der Popmusik nur alle paar Jahre vorkommen.
 
Von unbändiger Musikalität ist das, was sie getextet und gemeinsam mit Oscar Marchioni komponiert hat. Voller Humor und Melancholie ist es, voller Ironie, Lebensfreude und Hoffnung. Kicca zitiert aus der Pop-Geschichte, in „Loulou“ z.B. Marvin Gaye und Tammi Terell, fordert Joe Black heraus und ruft im vielfarbigen Titelsong Prince und die Beatles als Zeugen an. Das hat Witz, Tempo und Kreativität. Kicca bildet im Heer der Popsängerinnen die eine Ausnahme, auf welche die Branche ständig wartet. Daß und warum sie ganz zum Schluß den Song „You Really Got Me“ von Ex-Kink Ray Davies (im Booklet und auf dem Digipack übrigens falsch mit „Davis“ wiedergegeben – das darf nicht passieren) covert, erschließt sich nach elf hervorragenden eigenen Titeln nicht ganz. Ich empfehle: unbedingt anhören. Anspieltips: „Another Day“, „Loulou“, „Choose A Color“.
 
Im beigelegten Booklet finden sich alle Texte, das Cover zitiert die schrillen 70er. Paßt. Von mir und der Redaktion für Kicca und „Choose A Color“ unsere Auszeichnung, den Musenkuß – zudem die einstimmige Wahl zum Album des Monats November.
Ab 14. November überall zu haben, wo es gute Musik zu kaufen gibt. Sehr zu empfehlen.
 
Kicca – „Choose A Color“
© 2014 Cristal Records / Sony Music Entertainment - (P) 2013 Cristal Records
 
Kicca (voc) – Oscar Marchioni (p, keys) – Gabin Lesieur (keys) – Hervé Samb, Christophe Lardeau (g) – Olivier Carole (b) – Loïc Gérard (dr) – Julien Duchet (tp, bs) – Ronan Mazé (ts, as)
Titel:
1 Another Day 4:20 - 2 Music 4:06 - 3 Loulou 4:12 - 4 Domani 3:01 - 5 Joe Black & Penny Moon 3:26 - 6 Prisoner in Your Bed 2:55 - 7 Robot Girl 3:46 - 8 It's Gonna Be Love 3:49 - 9 Choose a Color 3:08 - 10 Sei tu My Love 3:43 - 11 Little Soul Girl 3:45 - 12 You Really Got Me
Gesamtzeit:  42:09
 
Weitere Informationen:  www.cristalrecords.comwww.kicca.fr