Der Spott der kleinen Dinge

Von Affen und Biebern

von Lars von der Gönna

© Heiko Sakurai
Von Affen und Biebern
 
Neulich habe ich nach dem Verbleib des Äffchens von Justin Bieber gefahndet. »Auf dem Flughafen«, sagte meine Nichte. »Im Tierheim«, sagte meine Mutter und hustete enttäuscht (ihren aktuellen Hund rettete sie aus den Fängen eines rumänischen Tagelöhners). »In Quarantäne«, sagte meine Frau und zeigte mir einen Vogel. »Justin hat jetzt ein Kätzchen«, gab ein Kollege aus der Politikredaktion zu bedenken. Das half bei der Affensuche rein gar nichts, aber gute Politikredakteure denken immer in großen Zusammenhängen.
  
   Justin Bieber ist zuletzt brutal kritisiert worden. Erst dachte man, er sei Vater geworden; dann erkannten selbst Fans, daß er sich einfach nur ein Äffchen angeschafft hatte. Empörungen mehrerer Tierschutzverbände schienen mir unangemessen. Wenn einem täglich 5000 Minderjährige ihre Mobilnummer verraten, muß man die Welt zwangsläufig für einen Streichelzoo halten. Am deutschen Zoll verlor Bieber dann die Lust am Affen. Das war Gründonnerstag.

   Diese Woche bekam ich den entscheidenden Tip. Das Äffchen war in Niedersachsen untergetaucht; »Serengeti-Park«, was für eine Adresse! Der Jäger in mir erwachte. Ich rief bei jener Serengeti an, die in Hodenhagen an der Aller liegt. Eine Frau (»Sie sind jetzt in der Verwaltung!«) sagte mißmutig, sie sei den ersten Tag hier und von einem Affen aus dem Hause Bieber sei ihr nichts bekannt. Warum ich das überhaupt wissen wolle? Ich gab mich als Fan aus. Sie lachte fahl. Zur Investigativ-Recherche tauge ich im Alter immer weniger.
 


© Lars von der Gönna - Aus dem Buch „Der Spott der kleinen Dinge“
mit freundlicher Erlaubnis des Verlags Henselowsky Boschmann und der WAZ.