Krisen können überwunden werden

E-Post ans deutsche Volk

von Fritz Eckenga

Foto © Frank Becker
Krisen können überwunden werden. Fritz Eckenga hatte jüngst bei seinem Auftritt in der Klosterkirche in Remscheid-Lennep das Rezept in der Tasche - und verriet es auch:

Sie bekommen Post:
E-Mail für… info (at) deutsches volk punkt de.
Betreff: Wir
 
Landsleute, Mitbürgerinnen, Mitbürger, Deutsche!
 
Sie so staatstragend von der Seite anzukumpeln, (das) fiele mir sonst im Traum nicht ein. Aber ich wollte jetzt mal von vornherein jedes Mißverständnis ausschließen. Jetzt mache ich hier nämlich mal keine Witze, jetzt mache ich mir mal Sorgen. Sorgen um Deutschland. 120 Sekunden lang. Soviel Zeit muß sein fürs Vaterland.
Landsleute, das Ansehen Deutschlands im Ausland ist auf einem neuen Tiefstand. Vor allem unsere europäischen Krisen-Nachbarn können uns momentan noch mehr nicht leiden als sowieso schon immer. Denen geht es viel schlechter als uns. Und wer ist Schuld? Wir. Weil wir besser sind als die. Und weil wir denen dauernd sagen, wie wir das geschafft haben und wie die uns das gefälligst nachmachen sollen.
Deutsche: Die Überlegenheit unseres Landes kommt nicht von ungefähr. Sie ist das Ergebnis harter Arbeit und intelligenter Planung. Lassen wir die, denen es daran mangelt, teilhaben. Schicken wir ihnen nicht Geld und gute Worte, schicken wir ihnen unsere klügsten Köpfe. Unsere Krisenbewältiger, unsere Reformer, unsere Botschafter des guten Willens.
 
Hartmut Mehdorn privatisiert Portugal. Tagsüber. Nachts bringt er es an die Börse. Thomas Middelhoff führt aus dem Knast Frankreich in eine geordnete Insolvenz, überträgt die Grundstücke von Renault an eine von ihm geleitete Holding, macht aus den Fabrikhallen Kaufhäuser und vermietet sie an Peugeot. Wolfgang Clement, Peter Hartz und Manuela Schwesig kürzen die spanische Jugendarbeitslosigkeit um 100 Prozent. 50 Prozent durch Umbenennung der Klienten in „Auszubildende in Erwartung“. Die anderen 50 Prozent werden in Clements eigener Zeitarbeitsfirma dual verliehen. Vormittags als Erntehelfer, nachmittags als Gebäudereiniger von Jobcentern, in denen „Auszubildende in Erwartung“ ausgebildet werden. Gerhard Schröder saniert Italien durch einen lupenreinen Sponsorenvertrag mit einem russischen Energieversorger. Stefan Mappus macht aus Zypern einen unterirdischen Bahnhof und Klaus Wowereit wird delirierender Bürgermeister von Griechenland. Arm, aber sexy.
  
Danach, Landsleute, danach wird das Ansehen Deutschlands im Ausland in ungeahnte Höhen gestiegen sein. Danach werden sie überall wissen, daß wir es auch nicht immer leicht gehabt haben.
 
Mit vaterländischen Grüßen
Fritz at Eckenga punkt de
 
 
© 2013/14 Fritz Eckenga
Redaktion: Frank Becker