Alle Jahre wieder

Christmas Jazz mit Les Searle und den Meisterswingern

von Frank Becker

v.l.: Les Searle, Paul G. Ulrich, Alexandra Naumann, Marcel Wasserfuhr, Johannes Behr - Foto © Frank Becker

Alle Jahre wieder
 
Christmas Jazz 2014 mit Les Searle und den Meisterswingers
 
Ehen, hört man, sollen ja angeblich im (verflixten) 7. Jahr eine Krise durchmachen, manche gar scheitern. Für die im Rhein-Wupper-Raum bei Jazz-Freunden äußerst beliebte und längst traditionell gewordene Christmas Jazz-Reihe von und mit Les Searle‘s Meisterswingers kann davon absolut nicht die Rede sein. Die 7. Auflage brachte am vergangenen Sonntag vor vollem Haus im Remscheider Teo Otto Theater eine bestens aufgestellte Formation mit Altmeister Les Searle am Klavier, der sympathischen Sängerin Alexandra Naumann, Paul G. Ulrich, der am Kontrabaß seelenvoll für den verletzten Ralph Kleine-Tebbe einsprang, Marcel Wasserfuhr bewährt am Schlagzeug und nicht zuletzt dem brillanten Gitarristen Johannes Behr auf die Bühne. Mit einem zweistündigen Programm voller musikalischer Geschenke und kleiner Überraschungen, das keine Wünsche offen ließ, machten die fünf ihrem Namen „Meisterswingers“ alle Ehre.


v.l.: Les Searle, Paul G. Ulrich, Marcel Wasserfuhr, Johannes Behr - Foto © Frank Becker
 
Ausgewogen die Mischung aus internationalen weihnachtlichen Melodien, die man natürlich swingen ließ, bekannten Jazz-Standards und Searles Eigenkompositionen („Rain Island“, Besen Street“, „Lady Linda“, „Mambissimo“ und „Madrid“) hervorragend die Arrangements, die Les Searle auch mal im 3/4-Takt, als Slowfox oder Bossa Nova geschrieben hatte. „Alle Jahre wieder“ und „Deck the Halls“ eröffneten den vorweihnachtlichen Reigen, John Lennons „Imagine“ in der Interpretation von Alexandra Naumann paßte vorzüglich in die Zeit, in der man noch mehr als sonst von einer friedlichen Welt träumt. Erstes Glanzlicht wurde „Rain Island“ mit Johannes Behrs kultiviertem Spiel im langsamen Bossa-Rhythmus, weitere folgten in Reihe, mal in bester Les Paul-Schule, mal mit dem Touch von Wes Montgomery. Marcel Wasserfuhrs weiche Behandlung des Drumsets u.a. mit den Besen in, na klar, „Besen Street“ machte Freude, Paul G. Ulrich überraschte mit hinreißenden Vokal-Einlagen bei der zarten Ballade „Lady Linda“, „Bravissimo“ und „Have Yourself a Merry Little Christmas“ und Alexandra Naumanns warmes Alt-Timbre sorgte für Wohlbehagen.


Paul G. Ulrich - Foto © Frank Becker
 
Harry Warrens „This Heart of Mine“ aus dem Film „Ziegfeld Follies“ gehörte zu den schönsten der vielen schönen Nummern: Les Searle zeigte sich als veritabler Epigone Fred Astaires (vokal, ohne Tanz, leider), Paul G. Ulrich, der auch gestrichen feine Töne aus seinem zerschrammten Kontrabaß zauberte, spielte traumhafte Läufe auf den Saiten im Dialog mit Marcel Wasserfuhr, und der Spaß der gesamten Band am Arrangement sprang spürbar aufs Publikum über. Searles spröder Bariton paßte auch gut zu Henry Mancinis Slow „Two for the Road“. „Like a Lover“ featurte alle Beteiligten genußvoll, ähnlich die Bossa-Fassung von „The Night Has a Thousand Eyes“, Johannes Behr malte an der Gitarre bestechend schöne Bilder, „Don´t Go to Strangers“ ist nur ein weiteres Beispiel.
 
Der Erfolg lag auf der Hand, besser: in den Händen – denn die gut 150 begeisterten Gäste, machten durch anhaltenden Applaus den Wunsch nach einer Zugabe deutlich. Die gab es dann auch mit einem Medley aus „Gloria in excelsis deo“ und „Feliz Navidad“. Fröhliche Weihnacht überall!
Wer dieses Konzert versäumt hat, kann Les Serle´s Meisterswingers mit ihrem Programm Christmas Jazz noch zweimal erleben:
am 19.12.2014, 19.00 Uhr im Bürgerhaus Am Hammer 10, 42799 Leichlingen
am 21.12.2014, 16.00 Uhr Bürgerzentrum Wermelskirchen (Foyer), Telegrafenstraße 29-33, 42929 Wermelskirchen


Les Searle - Foto © Frank Becker