Jazz trifft Klassik

The Dave Brubeck Quartet – „Brandenburg Gate: Revisited“

von Frank Becker

Jazz trifft (Spät-)Barock
 
Die genreübergreifende Verbindung von Jazz und Klassik hat Musiker beider Richtungen vor allem in der Mitte des 20. Jahrhunderts fasziniert, beschäftigt und zu großartigen Projekten angeregt. Arthur Ben nennt in seinem Einführungstext im Booklet große Namen wie George Gershwin, Paul Whiteman, Duke Ellington, Miles Davis, Charlie Parker auf der einen und Darius Milhaud, Maurice Ravel, Paul Hindemith und Aaron Copland sowie mit einem Fingerzeig auf die Barock-Rezeption Witold Lutoslawski, John Cage, Gunter Schuller und nicht zuletzt Keith Jarrett.

Auch Dave Brubeck hat sich dem Reiz des Brückenschlags nicht entziehen können. Noch vor seinen Welterfolgen „Blue Rondo a la Turk“ und „Take Five“ (das allerdings von seinem Altsaxophonisten Paul Desmond stammt) schrieb er unter dem Eindruck des Brandenburger Tors in Berlin 1958 auf einer Europa-Tournee das später von seinem älteren Bruder Howard episch (18:30) mit Streichern arrangierte „Brandenburg Gate“, das 1961- eine Woche nach dem Mauerbau - zusammen mit „Summer Song“, „In Your Own Sweet Way“, „Kathy´s Waltz“ und Howards Komposition „G Flat Theme“ als LP unter dem Titel „Brandenburg Gate: Revisited“ neu arrangiert und eingespielt wurde. Das Dave Brubeck Quartet spielte in seiner klassischen Besetzung mit Paul Desmond, Eugene Wright und Paul Morello diese fünf aus verschiedenen Produktionen zusammengestellten Stücke, die Howard Brubeck, der auch das mit Streichern groß besetzte Orchester dirigiert, arrangierte. Ein klangvolles, schwelgerisches, gelegentlich vielleicht ein wenig süßliches Argument für die zärtliche sinfonische Berührung von Jazz und Barock, als zur gleichen Zeit Jacques Loussier mit seinem Trio und „Play Bach“ das Barock puristisch und virtuos in kleiner Besetzung feierte. Brubeck kann aus dem Vollen schöpfen, vor großem Streicherteppich sein pianistisches Genie zeigen.

Für die Neuauflage von „Brandenburg Gate: Revisited“ hat das Label American Jazz Classics früher entstandene Quartett-Versionen von „Brandenburg Gate“ (6:54), „Summer Song“ „Kathy's Waltz“ + Billy Strahorns „Take the A Train“ und „These Foolish Things“ sowie einer Live-Version von „Brandenburg Gate“ zu einem spannenden Gegenüber zusammengestellt.
 
The Dave Brubeck Quartet – „Brandenburg Gate: Revisited“
© 1961 Columbia Records / © 2014 American Jazz Classics
Paul Desmond (as) - Dave Brubeck (p) - Eugene Wright, Norman Bates (b)  - Joe Morello (dr)
Orchester + Streicher: Howard Brubeck (arr, cond)

Titel:
1. Brandenburg Gate 18:32 - 2. Summer Song 4:16 - 3. In Your Own Sweet Way 5:03 - 4. G Flat Theme 4:00 - 5. Kathy's Waltz 3:03 - 6. Brandenburg Gate 6:54 - 7. Summer Song 6:08 - 8. Kathy's Waltz 4:52 - 9. Take the A Train 7:30 - 10. These Foolish Things 8:22 - 11. Brandenburg Gate 5:36
Gesamtzeit: 1:14:21
 
Weitere Informationen:  www.in-akustik.com