Aktuelles aus der Kultur

Die Kolumne

von Andreas Rehnolt

Foto © Frank Becker

Aktuelles aus der Kultur

Für die Musenblätter zusammengestellt
von Andreas Rehnolt
 





Theater an der Ruhr präsentiert syrische Künstler
 
Mülheim/Ruhr - Das Theater an der Ruhr in Mülheim präsentiert heute (Donnerstag, 29.1.) in seiner Reihe Klanglandschaften zwei Künstler aus Syrien. Unter der Überschrift 'Verlorene Heimat' tritt die in Damaskus noch bis zum Ausbruch der Revolutionsunruhen gefeierte Star-Schauspielerin Amal Omran gemeinsam mit dem schon 1996 aus Aleppo nach Deutschland ausgewanderten Komponisten und Kanunspieler Hesen Kanjo auf, so das Theater in einer Vorankündigung. Im ersten Teil des Abends wird das Monodrama "Hak" präsentiert, das der türkische Autor und Regisseur Berkay Ates basierend auf der Biografie von Omran geschrieben hat, die ihre Heimat im Zuge des Bürgerkriegs und ihrer eigenen politischen Aktivitäten verlassen mußte
 
Erzählt wird die Geschichte eines Menschen, der seinen Namen, seine Identität, seine Sprachen verloren hat oder aufgeben mußte. Die Produktion ist die erste, die die Schauspielerin Omran in ihrer neuen türkischen Heimat mit Hilfe der Istanbuler Partnerbühne des Theaters an der Ruhr realisieren konnte. Den zweiten Teil des Abends wird Hesen Kanjo gestalten, gemeinsam mit dem Kaval-Spieler Yasin Boyraz und dem Darbuka-Spieler Fethi Ak. "Das Stück "Hak" wird in arabischer Sprache mit deutschen Übertiteln gespielt und beginnt um 20 Uhr.
 
 
 
Ruhrfestspiele unter dem Motto "Tète-aTète. Ein dramatisches Rendevous mit Frankreich"
 
Das traditionsreiche Festival in Recklinghausen kann in diesem Jahr französische Schauspielgrößen wie Juliette Binoche, Michel Piccoli, Hervé Pierre und André Marcon begrüßen
 
Recklinghausen - Die traditionell am 1. Mai startenden Ruhrfestspiele Recklinghausen finden in diesem Jahr unter dem Motto "Tête-à-tête. Ein dramatisches Rendezvous mit Frankreich" statt. Bis einschließlich 14. Juni blickt das Festival nach Angaben der Veranstalter vom Mittwoch auf die Literatur und Dramatik Frankreichs. Durch die blutigen Terroranschläge in Paris zum Jahresbeginn erhielt das diesjährige Festspielthema unerwartet eine neue Bedeutung, hieß es von den Festival-Machern. Dies lasse die Spielzeit der Ruhrfestspiele 2015 nicht unberührt.
Im Fokus des Programms stehen neben Klassikern wie Molière, Eugène Labiche, Gustave Flaubert und Émile Zola auch zeitgenössische Autoren à la Bernard-Marie Koltès, Yasmina Reza, Joël Pommerat, Olivier Py, Fabrice Melquiot und Florian Zeller. Renommierte Theater aus Frankreich wie das Théâtre de la Manufacture aus Nancy und das Festival d´Avignon sind in diesem Jahr in Recklinghausen zu erleben. Unter anderem kommen hochkarätige französische Schauspielgrößen wie Juliette Binoche, Michel Piccoli, Hervé Pierre und André Marcon auf die traditionsreiche Bühne des Festspielhauses.
Darüber hinaus sind gefeierte internationale wie nationale Schauspielerinnen und Schauspieler wie Jane Birkin, Isabella Rossellini, Ute Lemper, Nina Hoss, Corinna Harfouch und Wolfram Koch live zu erleben. Auch die sehr prominent besetzte Lesereihe widmet sich fast ausschließlich dem Frankreich-Schwerpunkt. "François & Claire" ist der Titel der unkonformistischen Kreation des französischen Künstlers und Regisseurs Jean Michel Bruyère, die bei den Ruhrfestspielen ihre Weltpremiere feiert. Darüber hinaus zeigt sich die Glasfassade des Ruhrfestspielhauses während der Festspielzeit in neuem Gewand – durch die schöpferische Hand des französischen Malers und Bildhauers Daniel Buren.
Spannende Uraufführungen von zeitgenössischen Autoren wie Albert Ostermaier, Christoph Nußbaumeder, Armin Petras und Dirk Laucke bereichern den Spielplan der diesjährigen Ruhrfestspiele ebenso wie internationale Theater-, Tanz-, Musik- und Artistik-Produktionen, ob aus England oder Luxemburg, aus Tschechien oder Russland. Das älteste Theaterfestival Europas - gegründet 1946/47) endet mit einem nächstlichen Konzert des Swing- und Jazzsängers Roger Cicero. Am Morgen danach gibt es unter freiem Himmel im Stadtgarten ein weiteres Konzert: Dominique Horwitz singt Jacques Brel, begleitet von der Neuen Philharmonie Westfalen.
 
 
 
Auch Theater erinnern mit Stücken und Lesungen an die Holocaust-Opfer
 
Rund um den 27. Januar als nationaler Gedenktag an die Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz
 
Düsseldorf/Essen/Köln/Münster - Auch die größeren Theater an Rhein und Ruhr erinnern anläßlich des 70. Jahrestags der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz an die Opfer des nationalsozialistischen Holocaust. 
Auf der Studiobühne in Essen-Kray steht das Theaterstück "Hüter der Zeit" von Dan Clancy auf dem Spielplan. Das Stück handelt von dem Juden Benjamin, der im Konzentrationslager Sachsenhausen als Uhrmacher eine besondere Stellung hat, die ihm das Überleben sichert. Eines Tages wird ihm als Hilfe der homosexuelle Häftling Hans zugeordnet. Doch der hat nur vorgegeben, sich mit Uhren auszukennen. Beide überwinden langsam die gegenseitige Abneigung, denn sie brauchen sich, um mit lebenswichtigen Informationen und der Liebe zur Oper die Hölle des Lagers zu überstehen. Bis eine Entscheidung droht. Vor dem Hintergrund des Schreckens erzählt der New Yorker Autor mit überraschendem Humor die Geschichte einer unerwarteten Freundschaft. "Gelb und Rosa sind zur Zeit keine Modefarben, Benjamin. Kapierst du das nicht? Ob Krieg oder Frieden - sie hassen uns", läßt Clancy Hans unter anderem sagen. Das Stück wird gefördert vom Kulturbüro der Stadt Essen und der Homosexuellen Selbsthilfe e.V. Berlin und ist eine Produktion in Kooperation mit dem Antidiskriminierungsprojekt "Schule der Vielfalt".
 
Im Düsseldorfer Schauspielhaus hatte am 24. Januar das Stück "Die Goldberg-Variationen" des großen jüdischen Theatermachers George Tabori Premiere. Es geht um Mr. Jay, der wie Gott auch nur eine Woche Zeit hat, um als Regisseur in einem Jerusalemer Theater die Bibel auf die Bühne zu bringen. Das Stück kommt zunächst leichtfüßig als komödiantische Theatergroteske daher, entpuppt sich dann aber zunehmend als große Metapher auf die Welt, unternimmt es doch nicht weniger als den Versuch, allegorisch das Verhältnis Gottes zu seinem auserwählten Volk zu beschreiben.
 
In Köln stand im Schauspielhaus am 27. Januar die 1924 geborene Esther Bejarano auf der Bühne, eine der letzten Zeitzeugen und Überlebenden des Mädchenorchesters des Konzentrationslagers Auschwitz. Das mußte in dem Vernichtungslager täglich beim Marsch der Arbeitskolonnen durch das Tor des Lagers aufspielen. In ihren Texten erzählt Bejarano von ihren Erinnerungen an diese Zeit. Zugleich wendet sie sich eindrücklich gegen Ausgrenzung, Rassismus, Krieg und Gewalt in der Gegenwart.
 
Das Musiktheater der Stadt Münster präsentiert ab dem 7. Februar die Oper "Joseph Süß" von Detlev Glanert in einer Kooperation mit dem Staatstheater am Gärtnerplatz München und dem Theater Erfurt. 1916 stieß der Schriftsteller Lion Feuchtwanger auf die Biographie des jüdischen Finanzmannes Joseph Süß aus dem 18. Jahrhundert. Für seine als Finanzrat des Herzogs Karl Alexander von Württemberg durchgeführte repressive Wirtschaftsreform wurde er in einem beispiellosen Schauprozess verurteilt und ohne Urteilsbegründung hingerichtet. Feuchtwangers 1925 erschienener Roman "Jud Süss" wurde 1933 von den Nazis verboten, dann aber als stoffliche Vorlage für den gleichnamigen antisemtischen Propagandafilm von Veit Harlan mißbraucht.
Glanert rollt in seiner packenden, 1999 uraufgeführten Oper den historischen Fall noch einaml neu auf und zeigt Joseph Süß iom Kerker, vor seiner Hinrichtung. Alptraumhafte Visionen in den letzten Stunden seines Lebens ziehen als Erinnerungsbilder an ihm vorbei. In ungeheuer intensiven Szenen lässt die Oper an dem Schicksal von Joseph Süß Anteil nehmen und in die Abgründe eines mörderischen Rassismus blicken. Am 25. Januar gibt es im Gemeindezentrum der Jüdischen Gemeinde Münster an der Synagoge eine Matinee zur Oper.
 
 
Uraufführung der Hitler-Satire "Er ist wieder da!" im Westfälischen Landestheater
 
Castrop-Rauxel - Das Westfälische Landestheater in Castrop-Rauxel zeigt ab dem 31. Januar als Uraufführung die Bühnenfassung der Mediensatire "Er ist wieder da!" von Timur Vermes. Zeitgleich kommt das Stück beim Landestheater Schwaben auf die Bühne. In der Inszenierung von Gert Becker wacht Adolf Hitler nun auch auf der Theaterbühne des Westfälischen Landesthaters in der ihm zunächst so fremden, von Comedy-Shows und Youtube-Hits geprägten Medienwelt des Jahres 2011 auf, und wird in kürzester Zeit erneut zu einem beunruhigenden Ereignis. Bis zum April ist die Inszenierung noch in Rheine, Bocholt, Hamm, Lünen, Witten, Solingen, Bottrop und Langen zu sehen.
 
 
 
Konrad-von-Soest-Preis für Jürgen Stollhans
 
Münster - Der in Köln lebende Künstler Jürgen Stollhans erhielt am vergangenen Freitag in Münster den mit 12.800 Euro dotierten Konrad-von-Soest-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL). Der 1962 in Rheda geborene Stollhans bekam den westfälischen Kulturpreis für seine besonderen Leistungen auf dem Gebiet der bildenden Kunst, hieß es. Der Preis wird vom LWL seit 1954 im Wechsel mit dem "Annette-von-Droste-Hülshoff-Preis" und dem "Hans-Werner-Henze-Preis" verliehen.
"Die großflächigen Zeichnungen, Collagen und Animationen von Stollhans, die in raumgreifenden Installationen gezeigt werden", habe die Jury aufgrund der politischen Dimension und seiner enormen Präzision stark fasziniert, so der Jury-Vorsitzende Matthias Löb. Der Künstler entwickele verzweigte Analogien, dringe ein in herrschende Systeme, analysiere diese und stelle ihnen ganz eigene Konzepte gegenüber, die ungeahnte Denkräume erschließen lassen. Stollhans studierte Malerei an der Kunstakademie Münster und Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Der nach dem bedeutendsten westfälischen Künstler des Mittelalters benannte Konrad-von-Soest-Preis wird Künstlern verliehen, die in Westfalen geboren sind oder hier leben und arbeiten.
 
 
Ehemaliger Generalmusikdirektor Guido Ajmone-Marsan ist tot
 
Der Dirigent wirkte von 1986 bis 1990 am Essener Musiktheater
 
Essen/London - Der ehemalige Generalmusikdirektor der Essener Oper, Guido Ajmone-Marsan, ist tot. Nach Angaben der Theater und Philharmonie Essen GmbH vom Dienstag starb Ajmone-Marsan im Alter von 67 Jahren nach langer Krankheit bereits im November letzten Jahres in London, wo er zuletzt lebte. Der gebürtige Turiner war von 1986 bis 1990 Generalmusikdirektor des Musiktheaters in Essen – die Eröffnung des Aalto-Theaters 1988 fällt in seine Amtszeit. Am neuen Opernhaus war er als musikalischer Leiter unter anderem für die Premieren von "Don Carlos", "Manon" und "Aida" verantwortlich. Die Theater und Philharmonie Essen GmbH werde ihrem früheren Generalmusikdirektor ein ehrendes Andenken bewahren, hieß es in der Mitteilung.
Seine musikalische Ausbildung erhielt Ajmone-Marsan an der Eastman School of Music in Rochester und bei Franco Ferrara am Santa Cecilia Konservatorium in Rom. Der mehrfache Preisträger erhielt unter anderem Engagements als Gastdirigent bei den großen Sinfonieorchestern von Chicago, Cleveland, Philadelphia, San Francisco und London sowie beim Orchestre de Paris, Tonhalle-Orchester Zürich, Orchestra Filharmonica della Scala, bei allen großen deutschen Radio-Klangkörpern, dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra, NHK-Symphony Orchestra Tokyo sowie den Sinfonieorchestern von Sydney und Melbourne.
Mit seinem Operndebüt 1976 beim Festival dei due Mondi in Spoleto begann seine weltweite Karriere an Opernhäusern wie der MET, San Francisco Opera, New York City Opera, dem Royal Opera House und Covent Garden in London, dem Teatro Colón in Buenos Aires, Teatro Municipal in Santiago und der Deutschen Oper Berlin. Neben italienischen Opern des 19. Jahrhunderts dirigierte er Werke des französischen, deutschen und russischen Repertoires. Ajmone-Marsan war von 1982 bis 1986 Erster Dirigent des Gelders Orkest in Arnheim, von 1983 bis 1988 Chefdirigent des Orchestras of Illinois in Chicago. Er besaß neben der italienischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft.
 
 
Eine Million Euro für Jüdische Kulturtage im Rheinland
 
Vom 22. Februar bis zum 22. März gibt es Lesungen, Theater, Tanz, Konzerte, Ausstellungen, Filme, Diskussionen und Begegnungen mit zeitgenössischer israelischer Kunst und Kultur
 
Düsseldorf (epd) - Insgesamt eine Million Euro geben das Land NRW, der Landschaftsverband Rheinland, das NRW-Kultursekretariat, der Landesverband der Jüdischen Gemeinden von Nordrhein, die beteiligten Kommunen sowie Stiftungen, Förderer und Sponsoren für die am 22. Februar startenden Jüdischen Kulturtage im Rheinland aus. Bis zum 22. März gibt es Lesungen, Theater, Tanz, Konzerte, Ausstellungen, Filme, Diskussionen und Begegnungen mit zeitgenössischer israelischer Kunst und Kultur, erklärte die Projekt-Koordinatorin Regina Plaßwilm am Mittwoch in Düsseldorf.
Das Motto der diesjährigen Jüdischen Kulturtage, die nach 2002, 2007 und 2011 nun zum 4. Mal stattfinden, ist "Angekommen – jüdisches [er]leben". Mehr als 360 Darbietungen präsentieren die Veranstalter. Beteiligt sind die Kommunen Aachen, Bonn, Duisburg, Düsseldorf, Eitorf, Essen, Hilden, Bedburg-Hau, Emmerich, Goch, Kleve, Köln, Krefeld, Leverkusen, Mönchengladbach, Neuss, Ratingen, Wuppertal, der Rhein-Sieg-Kreis und der Landschaftsverband Rheinland. Außerdem dabei die 9 jüdischen Gemeinden im Bereich Rheinland, sagte Herbert Rubinstein vom Landesverband der Jüdischen Gemeinden Nordrhein.
Die Jüdischen Kulturtage Rheinland stehen nach den Worten von NRW-Kulturstaatssekretär Bernd Neuendorf "auch für die Neugründung jüdischer Gemeinden in NRW" nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Ministerpräsidentin des Landes Nordrhein-Westfalen, Hannelore Kraft, und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, haben die Schirmherrschaft übernommen. Diejenigen, die den Neuanfang wagten und Vertrauen in eine Zukunft in Deutschland setzten, sind laut Neuendorf "angekommen." Im Rheinland leben laut Rubinstein derzeit etwa 22.000 in den jüdischen Gemeinden eingetragene Mitglieder. In ganz NRW sind es 29.000.
Nach Angaben von Plaßwilm gibt es während der jüdischen Kulturtage Rheinland alleine 27 Ausstellungsprojekte, Filmprojekte in 12 Städten, 47 Lesungen von Autoren dreier Generationen, 76 Musikveranstaltungen sowie 29 Tanz- und Theateraufführungen. Alleine in Düsseldorf wird es nach den Worten von Kulturdezernent Hans-Georg Lohe insgesamt 90 verschiedene Veranstaltungen geben.
Rubinstein verwies auf 65 Begegnungsprojekte während der Jüdischen Kulturtage und betonte: "Wir werden hier bleiben. Wir haben Wurzeln geschlagen und wir reichen all denen die Hand, die friedlich miteinander leben wollen." Das Gesamtprogramm der Jüdischen Kulturtage Rheinland wird laut Plaßwilm am 17. Februar erscheinen und in allen Kultureinrichtungen der beteiligten Städte sowie in den Jüdischen Gemeinden ausliegen.
 
Redaktion: Frank Becker