Ein Konzert mit Höhepunkten

Katie Mahan mit Debussy, Beethoven und Gershwin

von Frank Becker

Katie Mahan - Foto: Veranstalter
Ein Konzert
mit Höhepunkten
 
Katie Mahan
mit Debussy, Beethoven und Gershwin
 
Das Programm des Konzerts „Paris - Waldstein - New York!“ aus der Reihe „Weltklassik am Klavier“ am vergangenen Sonntag in der Klosterkirche Lennep war so erlesen wie die ernste Schönheit der hochgewachsenen, schlanken Pianistin aus Denver/Colorado. In einem mit flimmernden Pailletten bestickten, bodenlangen azurblauen Kleid zu silbernen Highheels, das üppige dunkle Haar mit einer diamantglitzernden Spange und ebensolchen Haarnadeln gebändigt, nahm Katia Mahan am Yamaha-Stutzflügel der Klosterkirche Platz. Stücke Claude Debussys als Belege des Fin de siecle mit Vorahnungen der Moderne, Beethovens gewaltige Waldstein-Sonate und George Gershwins hinreißende „Rhapsody in Blue“ sind ein Versprechen. Das zu halten trat Katie Mahan an.
 
Debussys drei „Estampes“ aus dem Jahr 1903  - musikalische Reisen der Phantasie – eröffneten den virtuosen Reigen, den Katie Mahans schlanke Hände handwerklich brillant auf der Klaviatur tanzten. Bisweilen wirkte es etwas kantig, das mag an der harten Stimmung des Flügels gelegen haben, dem später einmal sogar das „e“ fehlte. Das vorzüglich angelegte „Nocturne“ ließ dennoch seinen Schmelz vermissen. Perlend, fließend und glänzend wie das effektvolle azurblaue Kleid hingegen „L´isle Joyeuse“. Es wurde ein Konzert mit Steigerungen, aber auch Verlusten.

Nach der Pause: Ludwig van Beethovens Sonate „Waldstein“. Selten hört man je eine so überzeugende, faszinierende, Interpretation, wie die von Katie Mahan. Erst delikat und dann wuchtig das Allegro con brio, gewaltig das attaca des Adagio molto und von großartiger Getragenheit und dichter Atmosphäre das abschließende Rondo. Ein wahres Erlebnis.

Nun George Gershwins „Rhapsody in Blue“, die durch Interpreten wie den einzigartigen Leonard Bernstein ewige Gültigkeit hat. Sie gehört nach wie vor zum Schönsten, was die moderne Konzertliteratur aufbietet. Von musikalischen Einfällen übersprudelnd, dramatisch, schwelgerisch, überaus unterhaltsam und unbestechlicher Prüfstein für Orchester und Klavier-Solisten (bei der Orchester-Fassung den Klarinettisten nicht zu vergessen, mit dessen Auftakt alles steht oder fällt), ist das Stück eine berauschende Köstlichkeit - wenn entsprechend besetzt. Nun also  als Klavier-Solo im Arrangement der Pianistin selbst.
Das Ergebnis fällt ein wenig ernüchternd aus: viel zu mutig in Tempi und Variationen, wenn auch kunstvoll gespielt, nimmt Katie Mahan dem genialen Stück in manchen Passagen seine ergreifende Ursprünglichkeit. Traumhaft hingegen ihre sensible Behandlung des Blues-Themas. Das kundige Publikum der „Weltklassik am Klavier“ allerdings gutierte diese mutige Fassung und erzwang durch begeisterten Applaus zwei Zugaben: Gershwins „I´ve got rhythm“, in dem sich Katie Mahan als 1-A-Stride-Pianistin erwies – und eine Chopin-Etude als abschließende Petitesse.
 
Informationen über das Programm von „Weltklassik am Klavier“:  www.weltklassik.de