„Der große Zeitvertreib“
Zum zeichnerischen Werk von George Grosz
Der im Wienand-Verlag erschienene Band zeigt Exponate des Künstlers
aus der Sammlung des Museums Kunstpalast
„Der große Zeitvertreib“ ist der Titel eines Kunstbandes zum zeichnerischen Werk des Malers und Karikaturisten George Grosz (1893-1959), der im Kölner Wienand-Verlag anläßlich seines 55. Todestages erschienen ist. Auf insgesamt 191 Seiten finden sich zahlreiche Exponate des 1959 verstorbenen Künstlers aus der Sammlung des Museums Kunstpalast in Düsseldorf. Das Museum besitzt nach den Worten von Museumschef und Mitherausgeber Beat Wismer mit insgesamt 120 Arbeiten von Grosz einen guten Querschnitt seines zeichnerischen Werks, vor allem Grafiken.
Der kunstvolle Band präsentiert 338 zumeist farbige Abbildungen von Werken, die der von Anklagen und Morddrohungen verfolgte Künstler zwischen 1912 und dem Jahr seiner Emigration in die USA im Jahr 1933 schuf. Der 1893 geborene Grosz gehörte zu den bedeutendsten Vertretern der „Neuen Sachlichkeit“ und ist vor allem mit seinen gesellschaftskritischen Werken aus der Zeit der Weimarer Republik bekannt geworden.
Mit seinem unverwechselbaren, sparsamen Zeichenstil, der sich mit scharfen Linien auf das Wesentliche beschränkte, hielt Grosz dem Betrachter den Spiegel vor, prangerte an und entlarvte Biedermänner und Brandstifter in den 1920er und 1930er Jahren mit ihrer Spießigkeit und Boshaftigkeit. Die präsentierten Zeichnungen, Fotolithographien und Aquarelle zeigen Alltagsszenen in Berlin und Paris. Grosz zeigte Bilder von Arbeitslosigkeit, Krieg, Prostitution, Armut, sozialer Ungerechtigkeit und Krankheit.
Skizzen aus Kaffeehäusern, immer wieder betrunkene und trinkende Menschen in Kneipen, Schlägereien und brutale Darstellungen von Prostitution in Bordellen und Bars zeigt der Katalog. Die Titel sind kurz und treffend: „Der Trinker“, „Cafe mit zwielichtigen Gestalten“, „Der Agitator“ oder „Arbeitslose“. Die Menschen in den Skizzen von Grosz sehen stets gedrückt, belastet, ängstlich oder gleichgültig aus. Immer wieder stellt er Vertreter der Kirche, des Militärs und des Großkapitals als Verantwortliche für die unsäglichen Zustände der Menschen dar.
1927 schuf Grosz das Bild „Christus am Kreuz“, das auch deutliche Kritik an der Haltung der Kirche in der Zeit der Weimarer Republik zeigt. Christus streckt Vertretern der Kirche, des Kapitals und des Militärs vom Kreuz herab die Zunge raus. Ein Jahr später entstand die Zeichnung „Christus am Kreuz“, die Christus mit einer Gasmaske zeigt. Dafür handelte sich der Künstler eine Anklage wegen Gotteslästerung ein.
„George Grosz - Der große Zeitvertreib“ - Hrsg. Gunda Luyken und Beat Wismer - Wienand Verlag Köln, 191 Seiten, gebunden, 21 x 28 cm, kartoniert mit 335 farbigen und 3 s/w Abbildungen - ISBN: 978-3-86832-215-6
34,- €
Weitere Informationen: www.wienand-koeln.de
Redaktion: Frank Becker |