Männer brauchen Grenzen

Der begrenzte Mann

von Tina Teubner

© Tina Teubner
Der begrenzte Mann
 
Oft bläst uns Frauen bei dem noblen Versuch, den Mann zu einem sozialen Wesen zu erziehen, eiskalter, schneidend scharfer Gegenwind ins Gesicht. Allen voran Schwiegermütter unterstellen uns allzu oft niedere Beweggründe und kaltherziges Eigeninteresse. Welch ein geballter Unsinn! Sollten Sie Ihre selbstlose Erziehungsarbeit aufgrund dieser gedankenlosen Kritik sogar in Frage stellen, machen Sie sich umgehend bewußt, daß Sie im Interesse der Menschheit handeln. Unserer Welt wäre eine Menge erspart geblieben, wenn sich die letzten 500 Frauengenerationen ebenfalls dazu hätten durchringen können, die Männer in ihre Grenzen zu verweisen.
    Erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang folgende Frage: Warum sind Männer so oft in der Lage, ihre totale Unfähigkeit als Stärke zu verkaufen und sich damit selbstbewußt in die Schlacht zu werfen? Angela Merkel zum Beispiel, auf seiner mit Spannung erwarteten Rede auf dem Hessentag im Jahr 2004: „Vor lauter Globalisierung und Computerisierung dürfen die schönen Dinge des Lebens wie Kartoffeln oder Eintopf kochen nicht zu kurz kommen.“ Das hat der gesagt.
    Ein Jahr später war der Kanzlerin. Ist das denn die Möglichkeit!
Oder ein Beispiel aus jüngster Vergangenheit: Sokrates! „Ich weiß, daß ich nichts weiß.“ Der bläst sich damit auf, daß der keinen Schimmer hat. Und das Schlimmste ist: Das klappt! Die Welt erstarrt vor dieser Jahrtausenderkenntnis! „Ich weiß, daß ich nichts weiß.“ Mit so einem Satz hätte eine Frau bestimmt nicht Karriere gemacht! Wissen Sie, was meine Putzfrau dazu sagt? „Keine Ahnung, aber 'ne Meinung!“
    Wie Weise.
Oder Descartes: „Ich denke, also bin ich.“ Ich habe nicht Philosophie studiert. Das gebe ich ehrlich zu. Aber ich kann Ihnen beweisen, daß dieser Satz nicht stimmt. Wenn dieser Satz stimmte, dann wäre mein Mann doch gar nicht da. Der ist aber da. Ich höre das doch. Ich höre das nachts. Ich höre das beim Essen. Ich höre das, wenn der erkältet ist.
    Wenn man mal ein bißchen genauer hinschaut, kochen die berühmten Männer doch sehr mit Wasser! Aristoteles zum Beispiel: „Wenn auf Erden die Liebe herrschte, Wären alle Gesetze zu entbehren.“ Können Sie mir intellektuell noch folgen? Also ganz ehrlich; Für eine solche Erkenntnis muß ich doch nicht Philosophie studieren. Dafür brauche ich noch nicht mal eine Flasche Rotwein. Das sage ich Ihnen auch nach einem gepflegten Rooibusch Aggression.
    Was wir Frauen alles auf die Reihe kriegten, wenn wir das richtige Zutrauen zu uns hätten! Wenn wir uns nicht immer von Männern ausbremsen ließen! Von Helmut Schmidt zum Beispiel: „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Also bitte! Was ist das denn für ein kleinkarierter Krämersatz! Welch eine verheerend spießige Doppelhaushälftenideologie verbirgt sich hinter diesem autoritären Sprachgehabe!
    Fatalerweise genießen solche Männer gemeinhin sehr viel Achtung in unserem Land. Tot oder lebendig. Auf der Beliebtheitsskala sind sie ganz weit oben. Von denen wollen wir gemocht werden. Die finden wir sexy. Für die verbiegen wir uns, vergeuden unseren ureigensten Lebensentwurf. Das darf doch wohl nicht wahr sein! Für die verfärben wir unsere Haare, vergurken unsere Gesichtshaut, kratzen uns die Orangenschuppen vom Arsch. (Entschuldigen Sie bitte, daß ich mich so drastisch ausdrücken muß.) Das ist nicht gut. Das ist mittelgut. Das ist schon fast mittelschlecht bis sehr schlecht.
 
WAS TUN?
 
     Sie werden mir nicht widersprechen, liebe Genossinnen und Genossinnen, wenn ich lauthals ausrufe: Hier muß gehandelt werden! Hier besteht Erziehungsbedarf! Und erfolgreich erziehen kann nur, wer sich seiner eigenen Stärke bewußt ist. „Selbstbewußtsein“ heißt das Zauberwort. Es ist kein Geheimnis, daß genau die als attraktiv wahrgenommen werden, die attraktiv rumgucken. So Sie diese Kunst noch nicht beherrschen, üben Sie sie. Wer strähnige Haare hat, sollte nicht auch noch strähnig gucken. Das sehen Sie doch hoffentlich ein. Gucken Sie gelockt.
    Geht doch.
 


© Tina Teubner

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