Mehr Gedichte

Volker Maaßen – „Bitterleichte Lyrik II“

von Frank Becker

Mehr Gedichte
 
Volker Maaßen haben wir Ihnen hier vor Jahresfrist mit seiner humorvollen, gelegentlich leicht zynischen und durchaus politischen Lyrik vorgestellt. Nun hat er mit „Bitterleichte Lyrik II“ nachgelegt. Da seine neuen Gedichte in Idee und Metrik, Spott und Idee den bekannten recht nahe sind, mal mahnen, mal zarte Poesie sind, mal knütteln, erlaube ich mir, hier den Kern meiner Besprechung zu „Bitterleichte Lyrik“ im Auszug schlicht und einfach zu wiederholen: „Volker Maaßen trifft mit dem Pfeil der Lyrik (…) den Kern der Dinge. Mit den sieben Kapiteln der locker angeordneten Gedichte ordnet er sich akzeptabel in das von Namen wie Peter Paul Althaus, Joachim Klinger, Ror Wolf, Christian Morgenstern, Joachim Ringelnatz, Wilhelm Busch und Andreas Greve prominent besetzte Genre ein. Was Maaßen so lesbar macht, ist seine Nähe zur erkannten Wirklichkeit, ist seine Ehrlichkeit in Selbst- und Fremderkenntnis. Es ist auch sogenannte Gelegenheitslyrik darunter, das meiste aber hat Witz, auch Schalk, ist mitunter deftig, doch einiges hat auch tiefen Ernst, oft wiederum im Scherz verborgen. Dann ist es bitter. Bleibt aber leicht. Bitterleicht eben.“
 
Natürlich eine (poetische) Probe:
 
Übertragung
 
Die Wellen plätscherten im Schlaf,
als ich im Traum die Möwe traf.
Mir war, als wenn im Vogelflug
sie mich und auch sich selber trug
Da schloß ich eilig meine Hand,
bevor der schöne Traum verschwand.
 
Als später dann auf meiner Decke
ich meine beiden Arme strecke,
liegt in der Hand ein Federflaum.
Bin ich jetzt Mensch im Möwentraum?
 
Dieses hier, in seiner geopolitischen Aussage höchst aktuell, möchte ich Ihnen auf keinen Fall vorenthalten:
 
Adam kam aus Afrika
 
Wälder, kein Berufsverkehr
ganz Europa menschenleer
bis im All-inclusive-Rahmen
von Süden Immigranten kamen
und die Reisegruppe fand:
Wir bleiben, das ist unser Land
 
Als zuletzt Europa zusah
wie im Meer vor Lampedusa
volle Flüchtlingsboote sanken
schwarze Menschen rasch ertranken
wurde hoffentlich auch denen
mit den blonden Göttergenen
bis in alle Zeiten klar:
 
Auch Adam kam aus Afrika
 
 
Das neue Buch ist etwas schmaler als sein Vorgänger geworden, aber es schint noch einiges im Stock zu sein. Das Folgende ist brandneu, also noch nicht im Buch. Wir geben es Ihnen als Kostprobe zum neugierig machen. Und vielleicht gibt es ja in wieder einem Jahr „Bitterleichte Lyrik III“.
 
Do not disturb
 
Durch den Weltraum fliegen
lauter Astroiden.
Wenn sie runterfallen
schaden sie uns allen.
 
Ich hoffe aber auch
sie wissen,
daß sowas stört,
wenn wir uns küssen.


Volker Maaßen – „Bitterleichte Lyrik II“
© 2014 Dr. Volker Maaßen / elbaol Verlag Hamburg, 98 Seiten, Broschur, Illustrationen von Lisa Maaßen - ISBN 978-3-939771-45-6
9,95 €
 
Weitere Informationen: www.elbaol-verlag-hamburg.de/
©  der zitierten Texte: Volker Maaßen