Brasileirissimo!

Ulla Haesen – „Abre Alas“

von Frank Becker

Brasileirissimo!
 
Hier feiern die ganz Großen des Bossa Nova ein seelenvolles, fröhliches Revival: zu verdanken ist es Ulla Haesen, der wohl besten deutschen Bossa-Musikerin der letzten Jahrzehnte. Das geht sowohl ihr Gitarrenspiel an, wie den weichen, warmen, elegant zarten Klang ihrer Stimme. Ivan Lins, Joyce Moreno, Ary Barroso, Lea Freire, Carlos Lyra, Marcos Valle und João Luis Nogueira sind auf ihrem neuen Album „Abre Alas“ mit einigen ihrer besten Stücke vertreten, die beim Interpreten nach Seele viel Gefühl und rhythmischem Fingerspitzengefühl verlangen, um ihnen gerecht zu werden. Die allerdings findet man üblicherweise vorwiegend in Brasilien. Einige wenige nordamerikanische und nur ganz wenige europäische Künstler bilden die Ausnahme – Ulla Haesen gehört seit ihrem Debüt-Album „Love, Tears & Joy“ dazu. Ganz vorne.
 
„Abre Alas“ erscheint offiziell zwar erst am 29.05.2015. Wir durften schon reinhören sind schon beim Opener „Samba de Vísón“ wieder zu 100% überzeugt und von Ulla Haesens Performance ebenso angetan wie bei den Vorgängern, seit denen sie längst kein Geheimtip mehr ist. Die Überzeugung manifestiert sich von Titel zu Titel, Ihr Ensemble hat sie fast komplett neu mit ausgezeichneten Solisten besetzt, lediglich Pianist Jesse Milliner ist geblieben – und als Gäste der Saxophonist Gabriel Perez (zärtliches Solo in „Risco“) und Lorenzo Petrocca an der Gitarre. Gewinn, auch für den Sound, sind die Beteiligung Luciano Biondinis am Akkordeon in „Abre Alas“ und „A Ra“ und von Max de Aloe, der Erinnerungen an Jean „Toots“ Thielemans weckt, in „A primeira Vez“ und „Até o Fim“. Bodek Janke zeigt genau die vornehme Zurückhaltung und farbig schillernde Phantasie an Schlagzeug und Percussion, die für ein solches Projekt den Boden bereitet. Ohnehin von unvergleichlicher Eleganz und Geschmeidigkeit, bekommt der Bossa Nova durch diese Aufnahmen abermals eine hinreißende europäische Dimension, die auch in seinem Heimatland Brasilien Fachleute aufhorchen lassen muß.
 
An diesen kühlen, nassen März-/Apriltagen, die von Frühling und Ostern noch nicht das Geringste ahnen lassen, bringt die sommerwarme Musik Brasiliens Sonne und Duft in Ohr und Gemüt.
Kenner des Bossa Nova, Brasilien-Liebhaber, Sommerjazz-Freunde und alle, die mal wieder was für die Seele brauchen, sollten vorbestellen. „Abre Alas“ bekommt natürlich unsere Auszeichnung, den Musenkuß.
 
Ulla Haesen – „Abre Alas“
© 2015 Ulla Haesen Music
Ulla Haesen (voc, g) – Wilhelm Geschwind, Franco Petrocca, Decebal Badila (b) – Max de Aloe (harm) – Luciano Biondini (acc) – Bodek Janke, Jorge Brasil (dr, perc) – Gabriel Perez (ss, fl) – Jesse Milliner (p, keys) – Lorenzo Petrocca (g)
 
1. Samba de Vísón (Ivan lins, Claudio Líns) – 2. Quero ouvir Joao (Joyce Moreno, Paulo Pinheí – 3. Abre Alas (Ivan Lins) – 4. E Luxo só (Ary Barroso) – 5. Risco (Lea Freire) – 6. A primeira Vez (Alcebiades Barcelos, Armando – 7. A Ra (Joao Donate) – 8. Saudade fez um Samba (Carlos Lyra) – 9. Até o Fim (Carlos Lyra, Marcos Valle) – 10. Samba de Mulher (Joyce Moreno, Lea Freire) – 11. Passagem (João Luis Nogueira)
Gesamtzeit:  41:58
 
Weitere Informationen:  www.popup-records.de  -  www.ulla-haesen.de