Bestimmen und Mitbestimmen

Juli Zeh & Dunja Schnabel: „Jetzt bestimme ich“

von Andreas Rehnolt


Bestimmen und Mitbestimmen
 
Ein Kinderbuch über das Bestimmen und Mitbestimmen in der Familie? Unter dem Titel „Jetzt bestimme ich (- ich - ich - ich)!“ erzählen die Autorinnen Juli Zeh (Text) und Dunja Schnabel (Zeichnungen) auf insgesamt 48 Seiten mit zahlreichen bunten Illustrationen die Geschichte von Mama, Papa, Anki und Spätzchen. Anki hat seit ihrem 7. Geburtstag beschlossen, daß sie jetzt groß ist und damit selbst bestimmen kann - mit all dem, was zum bestimmen wollen dazu gehört.
 
Ein geplantes Picknick gerät so zum chaotischen Wochenend-Ausflug, weil jeder aus der sonst so friedlichen Familie genau das macht, was er eben selbst für sich machen will. Beim abendlichen Essen können sich die vier Familienmitglieder ebensowenig auf ein für alle passendes Gericht einigen, wie die beiden Kinder auf das gemeinsame Haustier. Und bereits nach ein paar Tagen erkennt Anki: Das Bestimmer-Karussell, auf das sich alle geeinigt haben, funktioniert überhaupt nicht.
Auch die gemeinsam gefundene Lösung, daß alle gemeinsam das tun sollen, was jedem einzelnen vorschwebt, wird zum Desaster. Das Auslosen des jeweiligen „Bestimmers“ funktioniert ebenso wenig wie das Einkaufen des Lieblingsessens. Und als Papa Wiefels schließlich das Stichwort „Demokratie“ in die Familiendebatte wirft, wird es auch nicht besser. Denn auch die Demokratie versagt natürlich, wenn ein jeder das machen will, was er gerade tun möchte.
Es dauert tatsächlich - wie in jeder guten Familie - fast bis zur letzten Seite des Buches, bis ausgerechnet der Kleinste erkennt: „Wenn jeder nur für sich macht, was er will, sind wir gar keine richtige Familie mehr.“ Und als sich dann schließlich mitten in der Nacht alle in der Küche treffen, weil sie über alles Nachdenken nicht einschlafen können, schlägt Papa Wiefels vor: „Was wir brauchen, ist Diskussion“. Und Spätzchen, obwohl der Kleinste, betont vehement: „Auh ja, Disco-Sohn“.
 
Ganz am Ende erkennen die vier Familienmitglieder, daß es vermutlich das Beste ist, in einer Art von Familien-Wahl zu bestimmen, wer an welchem Tag der Woche oder in welcher Woche des Monats als „Bestimmer“ zu entscheiden hat. Papa entscheidet künftig darüber, was gegessen wird, aber alle anderen dürfen sich jeweils an einem Tag wünschen, was abends auf den Tisch kommt. Auch die gemeinsamen Unternehmungen werden künftig nach demokratischen Regeln bestimmt - jeweils mit richtiger Wahl. Und natürlich wählt Papa Papa, Mama wählt Mama, Anki wählt Anki und Spätzchen wählt Mama und Papa. Und am Ende einer extrem anstrengenden - weil demokratischen Woche - einigen sich alle auf eine wohlschmeckende Lasagne von Papa. Danach sind alle „Bestimmer“ extem geschafft und gehen schlafen.
  
Juli Zeh & Dunja Schnabel: „Jetzt bestimme ich“ 
© 2015 Carlsen-Verlag Hamburg, 48 Seiten, Gebunden, ISBN 978-3-551-51816-3
14,99 €
 
Weitere Informationen: www.carlsen-verlag.de

Redaktion: Frank Becker