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„Monica Lewinsky - Ihre wahre Geschichte“ von Andrew Morton

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Blowin' in the wind
„Monica Lewinsky - Ihre wahre Geschichte“
 
von Andrew Morton
 
 
Meine Damen und Herren!
Andrew Morton, der sensible Biograph von Miss Monica Lewinsky, der schon seinerzeit bei Prinzessin Diana seine schwitzigen Hedwig-Courths-Mahler-Finger im Spiel hatte, griffelt über die blutjunge Miss Monica dahin:
„Als Monica begann, sich für Jungen zu interessieren, schenkte ihr Mark Streams, ein Klassenkamerad, einen mit Schokolade überzogenen, herzförmigen Lutscher.“
So, so, einen Lutscher! Ein einmaliger Ausrutscher? Kann sein. Doch kurz drauf kommt er uns so:
„Monica gehört zu den jungen Frauen, denen es leichter fällt, über den Wert entlastender Indizien zu diskutieren, als ein Ei zu kochen.“

Meine Damen und Herren!
Die Materie, die die Welt diskutierte, ist so komplex wie kompliziert; und so verwundert es nicht, daß auch der Biograph sich in Widersprüche verpinselt: Denn daß Miss Monica nicht nur 1 Ei, sondern gleich 2 Eier – und zwar mehr als lecker vom Hocker – zum Kochen bringen konnte, verrät er durch unten stehende, einen auch sehr langen Atem erfordernde Auslassung:
„Eines Tages kam Monica am Büro von George Staphanopoulos vorbei, dem Chefberater für Politik und Strategie“, für Strategie is‘ gut, haha, in dem sich der Präsident ganz alleine aufhielt. Er winkte ihr zu und sagte: ‚Kommen Sie doch kurz herein‘, und ehe sie sich versah, befand sie sich mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten ganz alleine in einem Raum. Whow! Er unterhielt sich ganz ungezwungen mit ihr, wahrscheinlich über Politik und Strategie, über Gott und die Welt und über eine gewisse Form 10.000 Jahre alten Schlawinertums. Dann platzte sie plötzlich unvermittelt heraus: ‚Wissen Sie, ich habe mich wirklich sehr in Sie verliebt!‘ Er lachte, Schlawiner, der er ist, dann zögerte er einen Augenblick, bevor er meinte: ‚Kommen Sie mit in das hintere Büro.‘ In sein Schlawinerbüro.
Monicas Erinnerung an die nächsten Minuten ist sehr lebendig. Bill stand ganz nahe bei ihr, schließlich legte er seine Arme um sie und drückte sie ganz fest an sich. Ganz ungezwungen, ganz nahe, ganz fest – ganz Präsident der Vereinigten Staaten, ganz alte Schule! Quasi ganz Billyboy, ganz kurz vorm Stopfen einer jungen Gans! ‚Ich erinnere mich, dass ich ihn ansah und einen ganz anderen Menschen vor mir sah, als ich ihn bis dahin kannte. Er wirkte so verletzlich und empfindlich. Jaja.
In seinen Augen lag so viel Zärtlichkeit und Liebe, blablabla, aber auch Verlangen.‘ Aha! Da kommen wir der Sache schon näher. Auch andere Gedanken rasten ihr durch den Kopf: ‚Mein Gott, er ist so toll – ich kann gar nicht glauben, dass ich hier bin, allein mit dem Präsidenten der Vereinigten Staaten!“ Mein lieber Onkel Otto! Nu‘ komma zum Punkt! Dann hielt er mich ganz fest und konzentrierte sich ganz auf mich. Er fragte, ob er mich küssen dürfe, ah, et is so weit! und als ich es ihm erlaubte, tat er es zärtlich, innig und romantisch. Ich war wie verzaubert. Ja, is‘ klar. Ganz verzaubert von und durch den Zauberstab des Präsidenten, den ganz empfindlichen Chefstab vom Stabschef himself.
„Der Präsident und die Praktikantin unterhielten sich noch eine Weile, Mann, Mann, Mann, nu mach ma voran! bis einer von beiden meinte, sie sollten besser wieder an ihre Arbeit gehen. Das darf ja wohl nich wahr sein! Aber es dauerte nicht lange, und sie hatten eine wesentlich intimere körperliche Begegnung. Denn einige Stunden später, es war etwa 22 Uhr, tauchte er in der Tür zu ihrem Büro auf und meinte: ‚Wenn du willst, kannst du mich in 5 Minuten in Georges Büro treffen.‘ Sie wollte.
Meine Damen und Herren, es geht loohoos!
Monica wartete einige Minuten voller Nervosität, wir Literatur-Verrückten aber auch! und war erleichtert, als Clinton die Tür zum hinteren Büro öffnete und sie in einen dunklen Raum winkte. Sie lächelten sich kurz an und küssten sich sofort wieder. In der Intensität dieses Augenblicks wurde die Begegnung bald wesentlich intimer, sie öffneten ihre Kleider, und ihre Hände erforschten einander. Ah, Jugend forscht! Interessant. Quasi der 1. Untersuchungsausschuß in dieser Angelegenheit! Dann ‚führte sie‘, wie es in der kalten und herabsetzenden Sprache des Starr-Reports heißt, ‚oralen Sex an ihm aus.‘ Ja, leck mich doch am Arsch! Egal. Weiter: Während Monica ihn weiter verwöhnte, telephonierte der Präsident mit einem Kongressmitglied. Die amerikanische Öffentlichkeit zeigte sich später über dieses Verhalten ganz besonders entsetzt. Na hör mal, Morton! 5 Stunden nach dem ersten Kuß direkt die Nummer unterm Tisch und dann noch dabei am telephonieren?! Das find ich aber auch n bißchen komisch!
Is aber auch wurscht: Für Monica dagegen war viel wesentlicher, dass erotisch zwischen ihnen die Chemie so sehr stimmte. Sie sagt dazu: ‚Wir erreichten einen unglaublichen Höhepunkt. Die Leute stellten es später so hin, als hätte es erniedrigend für mich sein müssen. Nun. sagen wir mal: Wenn Herr Weizsäcker einst oder weiland Bruder Rau ... aber lassen wir das. Es war aufregend und die Ironie ist, dass ich in dieser Beziehung meinen ersten Orgasmus hatte.‘ Einen Orgasmus!! Öh, einen oralen Orgasmus? War denn nicht der vaginale schon ein Mythos? Ach nee, jetzt phällt’s mir wieder ein: Der springende weibliche Punkt soll ja zwischen den Lippen liegen! Und da is es wohl auch wurst, welche.

Meine Damen und Herren!
Hab ich Sie schön scharf gemacht? Haben Sie Lust? Lust auf mehr?
Na gut. Dann tasten wir uns also zur nächsten und letzten pikanten Praktikanten-Stelle:
„Nach 10 Monaten befand sich Monica nun zum ersten Mal wieder allein mit Bill Clinton in einem Raum.“
Ach so, dazu muß man wissen: In der Zwischenzeit war Monica durch die Intrige einer eifersüchtigen Chefsekretärin vom Weißen Haus ins Pentagon zwangsversetzt worden, eine für Miss Monica sehr tränen­reiche Zeit, in der sie ihrem Bill einzig und mutterseelenallein supersüße Teddybären schicken konnte, Teddybären Bücher, Teddybären-Briefe und ganz, ganz liebevolle Teddybärenkrawattenanstecknadelaufbewahrungs­döschen, und sich beide zusammen 3 bis 4 mal die Woche mit ex- und intensivem Telephonsex begnügen mußten. Aber weiter im Text:
„Als sie in sein kleines Arbeitszimmer gingen, Arbeitszimmer is auch gut, hahaha, sagte sie: ‚Komm her und küss mich.' In dieser romantischen Stimmung gingen sie in das Badezimmer, den privatesten Bereich innerhalb seiner Arbeitsräume. Nachdem er sie nach fast einem Jahr zum ersten Mal wieder geküsst hatte, schob er sie von sich weg und sagte: ‚Hör zu, ich muss dir etwas wirklich Wichtiges sagen. Wir müssen äußerst vorsichtig sein.‘ Und damit war jetzt nicht unbedingt safer sex gemeint, sondern nur safe sex: Es sollte also weniger weniger rein, als vielmehr nichts raus kommen. Aber egal. Sie tauschten weiter Zärtlichkeiten aus und wurden intimer, und als sie den Präsidenten oral befriedigte und er sie wieder weg schob, also, diese ewige Wegschieberei is aber auch nich die feine Präsidenten-Art! sagte ihm Monica, dieses Mal wünsche sie, er käme zum Höhepunkt. Bis dahin war also alles nur Nuckeln ohne dingens. Er antwortete darauf: ‚Ich will dir nicht verfallen, und ebenso sollst du mir nicht verfallen.‘
Ganz abgesehen von seinen Beweggründen, war es für Monica ohnehin bereits viel zu spät. Sie sagte ihm, dass er ihr ‚sehr viel bedeute‘, und sie umarmten sich wieder. Dann ließ er zu, dass aus der Umarmung mehr wurde, bis er zum ersten Mal in ihrer Beziehung zum Orgasmus kam und einige Tropfen seines Spermas ihr Gap-Kleid befleckten.“


So weit, so breit, so fleckig, meine Damen und Herren. Und so 100.000 mal durchgelutscht, wie alles andre auch. Und in seiner „Danksagung“ lüllt sich der alte Sack Andrew Morton noch ne ehrlich-herrliche Altherren-Nummer aus der Leiste, die sich gewaschen hat:
„Schließlich danke ich meiner Frau Lynne und meinen Töchtern Alexandra und Lydia, die einen kühlen Kopf behielten, wenn ich ihn zu verlieren drohte.“
Na, wollen wir das mal die Privatsache von Alexandra, Lynne und Lydia bleiben lassen.

Was Sie, liebe Zuhörer, aber niemals vergessen sollten, ist das tiefe, tiefe Tränental, das Miss Monica durchwaten mußte. Hier ein kleiner Ausschnitt – irgendwo zwischen Quelle und Staudamm -, der keinen Anspruch auf Vollständigkeit erhebt. Bitte schön:
„In panischer Angst brach Monica in Tränen aus.“ (S. 21). „Als Monicas beste Freundin ein Snoopy-Telephon bekam, gab es Tränen und Wutanfälle.“ (S. 30) „Schließlich geschah das Unvermeidliche: Sie brach weinend zusammen.“ (S. 48) „Auf dem Flugplatz heulte ich mir die Seele aus dem Leib und konnte bis L.A. nicht aufhören zu weinen.“ (S. 67) „Den Tränen nahe malte sie sich aus, was alles hätte sein können.“ (S.95) „In dieser Nacht weinte sie bitterlich“ (S. 96) „Die schroffe Abfuhr traf Monica unvermittelt und trieb der jungen Frau die Tränen in die Augen.“ (S. 100) „Monica brach es das Herz. Sie ging nach Hause und weinte sich in den Schlaf.“
(S. 102) „Aber es war eine unglaublich intensive Begegnung. Und sie weinten beide.“ (S. 144) „Einmal fing Monica während eines Telephonats bitterlich zu weinen an.“ (S.152) „Dann brach sie in Tränen aus. Sofort kam Clinton näher, umarmte sie, streichelte ihr übers Haar und sagte: ‚Bitte nicht weinen.‘“ (S. 153) „Monica war schockiert über diese schreckliche Mitteilung und brach in Tränen aus.“ (S.199) Und unten auf der Seite: „Monica, fühlte sich nach diesem Gespräch hundeelend und brach in Tränen aus.“ „Vor der Party war sie noch in Tränen aufgelöst.“ (S.205) „Im Kino vergoss Monica dann bittere Tränen.“ (S. 209) „Dazwischen gab es lange Perioden, in denen sie nur dasaß und weinte.“ (S.226) „Es gelang ihr, relativ ruhig zu sprechen, auch wenn ihr immer wieder die Tränen kamen.“ (S.232) „Doch es kam noch dicker. Monicas Felle schwammen immer schneller davon.“ (S.250 – 253) „Wir haben alle Tränen vergossen.“ (S. 274) „Monica schrie: Oh Gott! Und brach in Tränen aus.“ (S. 289) „In Tränen aufgelöst kehrte sie an den Tisch zurück.“ (selbe Seite) „Sie war hinters Licht geführt worden. Sie lief in den Waschraum und begann heftig zu weinen.“ ( selbe Seite) „Wir weinten und fielen uns in die Arme.“ (S. 290) „Mama hat oft gesehen, wie ich in Tränen ausbrach.“ (S. 298) „Und der April bot Anlass für weitere Tränen.“ (S. 291) „Sie vergossen Tränen vor Lachen.“ (S. 310).
Und 7 Zeilen später: „waren sie zu Tränen gerührt.“ „Bei der Frage der Staatsanwältin, wie der Präsident seine Gefühle geäußert habe, brach die junge Frau in Tränen aus.“ (S. 314) „Monicas Rechtsanwälte waren sprachlos; da brach sie in Tränen aus.“ (S.316) „Als sie gefragt wurde, ob der Präsident sie gestreichelt habe, brach Monica in Tränen aus.“ (S. 318) „Monica und sogar einige der Geschworenen konnten die Tränen nicht zurückhalten.“ (S. 325) „Einmal mehr kämpfte Monica mit den Tränen.“ (S. 326). Und genau 10 Zeilen weiter: „Einmal mehr brach Monica in Tränen aus.“
„Unter Tränen schrie sie: Das ist so ungerecht!“ (S. 330)
„Er wünschte ihr viel Kraft, als sich die beiden zum Abschied mit Tränen in den Augen umarmten.“ (S. 354)

Und zu guterletzt Seite 360:
„Nicole Seligman verlas eine kurze Stellungnahme des Weißen Hauses, deren Text Monica zu Herzen ging: ‚Im Namen des Präsidenten lassen wir Sie wissen, dass es ihm unendlich Leid tut, was Ihnen alles widerfahren ist.‘ Diese Worte bedeuteten ihr so unendlich viel, dass Monica, als sie mir über den weiteren Verlauf des Tages berichtete, zum ersten Mal in all den Monaten unserer Gespräche ihre Tränen nicht zurückhalten konnte.“

(Mai 2000)