„Die Farbe hat mich- Ich bin Maler“
Der Maler Paul Klee starb am 29. Juni
vor 75 Jahren in Muralto bei Locarno
„Die Farbe hat mich. ...Ich bin Maler“, schrieb Paul Klee 1912 während einer Tunesienreise mit Malerfreunden in sein Tagebuch. Vier Jahre später, noch während des Ersten Weltkrieges konnte er seine ersten Bilder verkaufen. Seine meist sehr stark abstrahierten kleinen Bilder mit ihren oft poetischen, häufig witzigen Titeln wie etwa „Kakendämonisch“, „Monsieur Perlenschwein“ oder „Zwitschermaschine“ waren plötzlich stark gefragt. Paul Klee, der am 18. Dezember 1879 bei Bern geboren wurde, starb am 29. Juni 1940 im schweizerischen Muralto bei Locarno. Der Maler, dessen vielfältiges Werk dem Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus, Primitivismus und dem Surrealismus zugeordnet wird, wurde nur 60 Jahre alt.
In Gemälden, Aquarellen und Zeichnungen reflektierte der Künstler sensibel und mit scharfem analytischen Blick die Ereignisse seiner Zeit und erschuf einen Kosmos, in dem sich Tragikomik und Leichtigkeit, Ernst, Ironie, Spiel und Kalkül vereinen. Die Kunstsammlung NRW in Düsseldorf hat mit ihrer 101 Werke umfassenden Paul Klee-Sammlung eine der umfangreichsten Bestände in Deutschland mit Arbeiten von Klee. Die Sammlung war über 20 Jahre lang - in Teilen oder als Ganzes - auf Tournee in vielen Ländern der Welt, erklärte die Direktorin der Kunstsammlung NRW, Marion Ackermann.
1898 begann Klee in München an der dortigen Kunstakademie mit dem Studium der Malerei und Zeichnung. Allerdings verließ er schon nach nur einem Semester die Akademie und brachte sich danach das meiste selbst bei. Vor allem auf seinen Reisen nach Italien, Paris und Berlin zeichnete er. Oft sehr stark karikierend vor allem Radierungen. Es dauerte bis 1910, ehe das Kunstmuseum in Bern für Klee eine erste Einzelausstellung in der Schweiz organisierte mit 56 seiner Werke. Wenig später lernte der Künstler Franz Marc und Alexej von Jawlensky kennen, und nahm gemeinsam mit ihnen an der zweiten Ausstellung der Künstlervereinigung Der Blaue Reiter teil.
1914 unternahm Klee mit August Macke und Louis Moilliet die Reise nach Tunis. Die nur zwölftägige Reise sollte sein Werk deutlich verändern. Er besuchte Kairuan, Saint-Germain, Karthago und Hammamet. Farbe, Licht und Schatten faszinierten ihn und hielten Einzug in seine Bilder. Das verhalf ihm letztlich „zum Durchbruch als Maler“, so die Kunsthistorikerin Susanna Partsch in ihrem Lexikon der Künstler aus dem Jahre 2006. Im letzten Jahr des Ersten Weltkriegs bekannte Klee gegenüber Alfred Kubin, daß das Religiöse in seiner Kunst nun ganz zum Durchbruch gekommen sei.
1918 entstand mit „Angelus Descendens“ auch eines der ersten Engelbilder Klees. Später, wenige Jahre vor seinem Tod schuf er eine ganze Serie von Engelbildern. „Keine Werkgruppe Klees ist so populär wie seine Engel, die sich trotz ihrer Schlichtheit gegen die farbige Konkurrenz durchgesetzt haben“, schrieb die Kunsthistorikerin Christine Hopfengart 2012 anlässlich einer Ausstellung von Klees Engeln in Bern. Drei Jahre später siedelte Klee nach Weimar (später nach Dessau) über, wo er am Bauhaus etwa zehn Jahre lang Maltechnik unterrichtete. Wichtig für seine künstlerische Entwicklung war auch eine Ägyptenreise 1928, die sich in streng geometrisch aufgebauten Bildern wider spielgelt wie etwa dem Bild „Tempelviertel von Pert“.
Dann folgte Klee 1931 dem Ruf an die bereits damals renommierte Kunstakademie nach Düsseldorf, wo er ebenfalls Kunststudenten im Fach Maltechnik unterrichtet. Der Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen richtete ihm zu Ehren eine große Ausstellung mit 252 Werken von Klee aus. Doch mit dem Machtantritt der Nationalsozialisten endet Klees Aufenthalt in Düsseldorf bereits 1933. Der damalige von den Nazis protegierte Interimsdirektor der Akademie, Julius Paul Junghanns schrieb damals an den Regierungspräsidenten, Klee werde „als Jude und als Lehrer für unmöglich und entbehrlich angesehen.“
Der Maler verläßt nach seiner Kündigung die Akademie, bleibt zunächst aber in der Stadt und zeichnet rund 250 Bilder als seine Stellungnahme zur „nationalsozialistischen Revolution.“ Die Nazis diffamieren seine Werke als „entartet“, er selbst wird als „galizischer Jude“ verleumdet. Ende 1933 emigriert Klee in die Schweiz. Seine Bilder holt er wenig später von Düsseldorf an seinen neuen Wohnort Bern. Damals entstanden Bilder wie „Von der Liste gestrichen“ oder - als er schon krank war und wußte, daß er bald sterben würde - „Insula dulcamera“.
1937 malte Klee als Reaktion auf die NS-Ausstellung „Entartete Kunst“ das Bild „Revolution des Viaductes“. Brückenbögen, die nur nebeneinander stehend eine Brücke bilden können, tanzen aus der Reihe. Sie sind mal größer, mal kleiner und in verschiedenen Farben gehalten. So zeigen sie eine Individualität, die die Nationalsozialisten mit allen Mitteln unterdrücken wollten und sind sicherlich auch als politisches Vermächtnis gemeint. Das Jahr vor seinem Tod gilt mit 1.253 entstandenen Arbeiten als das produktivste in Klees künstlerischem Schaffen. Die Kunsthalle Emden zeigt noch bis zum 19. Juli eine Ausstellung mit Werken von Paul Klee.
Redaktion: Frank Becker |