MOFF. sollte man haben Haderers feines Schundheftl führt die Comic-Kultur
zu altem Glanz und neuen Höhen
Die (wesentlich) Älteren unter unseren Lesern werden sich noch an ihre Knabenzeit erinnern, als sie unter der Schulbank in den Piccolos aus dem Walter Lehning Verlag schmökerten: Sigurd, Nick, Tibor, Akim, Falk, Bob und Ben und wie sie alle hießen. Zwanzig Pfennig pro Woche und Heft konnte man sich so eben absparen. Wenn ich hier nur von Knaben rede, soll das keineswegs die Mädchen zurücksetzen – die lasen jene von der Erwachsenenwelt zu „Schundheften“ gestempelten Heftchen nicht. Da standen Heidi, Trotzkopf, Gisel und Ursel, Hilde oder Pucki auf der Leseliste. Die kleinen, querformatigen Abenteuergeschichten (17 x 7,7 cm) aus Dschungel, Wildwest, Ritterzeit und Weltraum paßten locker und unauffällig in die Schulmappe, wurden aber leider dennoch viel zu oft zum Konfiskations-Opfer des aufmerksamen Lehrpersonals. Irgendwann wurden sie Geschichte. Das Format und Erscheinungsbild aber blieb allen Comic-Freunden im kollektiven Gedächtnis.
Die Scherz & Schund Fabrik hat mit 20,5 x 7,5 cm im Format und einem recht ähnlichen „Gesicht“ bereits 2008 mit der Hilfe Gerhard Haderers ein neues Schundheftl für gehobene Ansprüche aus der Taufe gehoben: MOFF. Das transportiert nun aber nicht mehr Weltraumabenteuer und Rittergefechte, sondern zeitgenössische Satire vom Feinsten. Haderer steht dafür mit seinem guten Namen.
In ein- bis mehrseitigen Comicstrips nimmt Haderer zwar vielfach spezifisch österreichische Themen aufs Korn, man trifft u.a. auf Politiker wie Alfred Gusenbauer, Werner Faymann, Josef Pröll oder Maria Fekter in der Sandkiste – aber das Menschlich-Allzumenschliche steht grenzübergreifend im Zentrum. Nichtstuende Beamte (Kiberer, ums genau zu sagen) treten auf, TV-Sprecherinnen mit Fprachfehlern, gelangweilte Millionärs-Tussen, Jäger, Stenze und immer wieder gerne der Herr Novak. Neben weltweit relevanten gesellschaftspolitischen Themen spielen verschiedene österreichische Dialekte und Landestypisches eine Rolle (da wird´s für die Piefkes gelegentlich etwas speziell), wie zum Beispiel der oberösterreichische Dialekt, den Haderer mit der Figur des lakonischen Bul (Pudel) Ferdinand zum Leben erweckt.
Heftl für klans Heftl ist MOFF. ein riesiges Vergnügen oder wie der Österreicher zu sagen pflegt: a rechte Hetz. MOFF. ist so eine tolle Sache, daß wir es allen Menschen, vor allem jenen im weiteren germanischen Sprachraum, mit unserem Musenkuß dringend ans Herz legen. Die einsachzig pro Monat sollte man sich gönnen.
Weitere Informationen und Bezugsmöglichkeiten: www.onlinemoff.at
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