Ausstellung „Micky“

im Foyer des Essener Lichtburg-Kinos

von Andreas Rehnolt

Ausstellung „Micky“
im Foyer des Essener Lichtburg-Kinos
 
Essen - Im Foyer des Lichtburg-Kinos in der Reviermetropole Essen ist seit Samstag die Ausstellung „Micky“ zu sehen. Die bis zum 30. September geplante Schau erinnert an den Siegeszug der deutschen Micky Maus im Tonfilm. 1930 feierte die Zeichentrickfigur als Filmheld ihre Deutschlandpremiere. In Essen wurde sie erstmals am 11. April 1930 in der „Essener Volkszeitung“ als „Tonfilm-Wunder“ angekündigt. Die Ausstellung dokumentiert in einer Mischung aus Kommerz mit Kunst, Zeitgeist und Alltagskultur die ersten Jahres des Phänomens.
Mit der bis dahin größten Werbekampagne in Deutschland für eine amerikanische Zeichenfilm-Figur gelang es der Südfilm AG in kurzer Zeit „Micky“ zum Publikumsliebling zu avancieren. Nicht in den USA, sondern in Deutschland wurde ab 1930 das erste Mickey-Mouse Spielzeug hergestellt. Viele deutsche Firmen präsentierten - meist ohne Lizenz der Disney-Brüder - ihr Bild und ihren Schriftzug auf diesen Produkten. „Micky“ machte so unter anderem Werbung für Kondome, Zigaretten, Kaffee, Alkoholische Getränke und vieles mehr.
 
Im Gegensatz zur amerikanischen Mickey Mouse, deren Aktivitäten im Film, Comic sowie bei der Spielzeugproduktion, in Form und Wirken durch Lizenzen der Disney-Brüder streng überwacht wurden, erlebte die deutsche Mickymaus mehr menschliche, alltägliche Abenteuer, die der US-Maus nie gestattet wurden. Sie hatte vier Finger und einen Daumen an jeder Hand, war ein Familienmensch mit allen Lastern, rauchte und trank Alkohol. Micky´s Ehefrau zierten Brüste, sie hatte Sex und Kinder. Ihr Äußeres ähnelte mehr einer Ratte als einer Maus. Für die Nationalsozialisten waren Ratten „das schmutzigste und mit Dreck behaftete Ungeziefer, der große Bakterienträger im Tierreich“. Micky sollte nach ihrer Propaganda aus dem Kino und den Kaufläden verschwinden. 
 
Die Ausstellung ist während der Öffnungszeiten des Kinos zu sehen.
 
Redaktion: Frank Becker