Lynn Chadwick

18. Juli bis 18. Oktober 2015 im Skulpturenpark Waldfrieden

von Jürgen Kasten

Lynn Chadwick, The Watchers 1960, Bronze - Foto © Jürgen Kasten

Lynn Chadwick
 
18. Juli bis 18. Oktober 2015
im Skulpturenpark Waldfrieden
 
Lynn Chadwick (1914–2003) war einer der führenden englischen Bildhauer der Nachkriegszeit. Er ist besonders bekannt für seine Metallarbeiten, die sowohl vom menschlichen Körper und als auch der Natur inspiriert wurden und zum Teil auch sehr nahe an der Abstraktion waren. Der Skulpturenpark Waldfrieden präsentiert in Zusammenarbeit mit der Londoner Galerie Blain|Southern eine Auswahl von Lynn Chadwicks zum Teil großformatigen Bronzearbeiten aus den 50er und 60er Jahren.
Achtundachtzigjährig starb Lynn Chadwick im Jahre 2003. Vom Namen her stamme er aus Wales, erklärte Tony Cragg während der Vorstellung der neuen Ausstellung, die er bis Okober in seinem Skulpturenpark Waldfrieden in Wuppertal präsentiert. Seine Familie aber lebt in Südengland, in einem Schloß aus dem 12. Jahrhundert, das Chadwick in den frühen Fünfziger Jahren bezog. Auf dem hügeligen Wiesengrundstück dort stehen viele seiner Objekte. Nachdem Cragg vor zwei Jahren dem Schloß einen Besuch abgestattet hatte, verabredete er mit Blain|Southern, die Chadwicks Nachlaß verwalten, die jetzige Ausstellung in Wuppertal mit großformatigen Bronzearbeiten aus den 50er und 60er Jahren.
Damals galt Chadwick als einer der führenden englischen Bildhauer. 1952 wurde er international bekannt, als er auf der Biennale in Venedig ausstellte, vier Jahre später dann dort für die beste Skulptur ausgezeichnet wurde. Eine Sensation. Er war während der ersten Biennale-Präsentation im englischen Pavillon achtunddreißig Jahre alt, hatte erst einige Jahre zuvor mit der Bildhauerei angefangen und sich dabei von der bisherigen Tradition der verwendeten Werkstoffe abgewandt. Er, wie auch andere seiner Generation, arbeiteten jetzt mit Eisen, Gips, industriellen Werkstoffen und später dann Bronze.Die zerklüfteten Oberflächen ihrer Skulpturen waren Ausdruck des Bemühens um eine Dematerialisierung der Masse und eine Lebendigkeit der Linie.


Lynn Chadwick, Dancing Figures 1956, Bronze - Foto © Jürgen Kasten
 
Chadwick hat nie eine Kunstschule besucht, er fand durch seine Arbeit als Architektur- und Bauzeichner und Ausstellungsdesigner zur Bildhauerei. Seine Liebe zur Geometrie drückt sich in der Formgebung und Dynamik der Linien aus, die die Oberflächen seiner Skulpturen überziehen. Er schuf eine Reihe von figürlichen Abstraktionen, Mensch wie Tier, mit rauhen, gezackten Formen.  Die Figuren strahlen eine gewisse Eleganz aus, so Tony Cragg. Sie sind nicht zu groß, sodaß der Betrachter sich mit ihnen auf Augenhöhe befindet.
Seine frühesten Werke waren frei im Raum hängende Konstruktionen aus miteinander verbundenen, beweglichen Formteilen. Später entwickelte er Bodenstützen für diese Mobiles und wandelte Sie so zu Stabiles um. Das Element der Bodenstütze gewann schließlich eine eigenständige Bedeutung in seiner Arbeit und wurde zur Grundlage der ersten Skulpturen ohne bewegliche Teile. Ab diesem Zeitpunkt begann Chadwick mit einem Innengerüst aus verschweißten Metallstangen zu arbeiten, welches anschließend mit einem Gips-Gemisch ausgefüllt wurde.
Chadwick repräsentiert eine Generation von Bildhauern, die etwas in Vergessenheit geraten ist. Seit einer großen Ausstellung letztes Jahr in Berlin wird er jetzt wieder bekannter. Tony Cragg zeigt in seinem Pavillon neun Skulpturen, vor der Halle die drei Wächter und im Hang, der Villa Waldfrieden gegenüber, steht Conjunction IX. Eine der Figuren, Watcher V, wird er für seine Sammlung ankaufen.
Spätestens im nächsten Jahr wird eine dritte, die dann größte Ausstellungshalle, im hinteren neuen Parkgelände fertiggestellt sein. Nicht ohne Stolz verkündete Tony Cragg, daß dies nötig wird, weil bereits im letzten Jahr über 54.000 Besucher den Skulpturenpark besuchten. Denen will er künftig mehr bieten. Zum Beispiel eine große Henry Moore-Ausstellung mit Gipsfiguren in zwei Hallen. Lynn Chadwick, ein Zeitgenosse von Moore, stand ganz zu Unrecht immer ein wenig im Schatten des großen Bildhauers, obwohl auch er weltweit vertreten ist.
Im Skulpturenpark Waldfrieden werden Chadwicks Arbeiten bis zum 18. Oktober 2015 zu sehen sein.


Lynn Chadwick, Conjunction IX, Bronze - Foto © Craggfoundation
 
 
Skulpturenpark Waldfrieden
Hirschstraße 12 - 42285 Wuppertal


Lynn Chadwick, Teddy Boy and Girl 1957, Bronze - Foto © Jürgen Kasten
 
Öffnungszeiten:
März bis Oktober: Dienstag bis Sonntag, 10 bis 19 Uhr
November bis Februar: Freitag bis Sonntag, 10 bis 17 Uhr
Tel. +49 (0) 202 47898120
Fax +49 (0) 202 478981220
 
Redaktion: Frank Becker