Gewöhnung und nicht zu lange Trennung

Ovids "Liebeskunst" - neu übersetzt

von Konrad Beikircher

Publius Ovidius Naso
Gewöhnung und nicht zu lange Trennung
Buch II 339-358
 
 
Ist die Liebe noch jung
laß häufig Dich blicken.
Hältst Du das durch
dann wird sie beständig.
Der Rhein war auch mal nur Quelle
und wird erst gemächlich zum Strom.
Gewöhn sie an Dich, denn
nichts ist so stark wie Gewohnheit.
Scheu keinen Einsatz
bis Du sie dann so weit hast.
Dich nur allein, Dich,
soll sie sehen und Dich nur allein,
Dich, soll sie hören
bei Tag und bei Nacht.
Doch dann, wenn Du denkst, sie kann auch
von sich aus sich melden,
dann, wenn Du spürst,
daß sie an Dich denkt,
auch wenn Du nicht da bist,
dann gönn ihr die Pause:
die ausgetrocknete Wiese
saugt mehr Regen auf als die feuchte!
Doch mach sie nicht zu lang, die Pause,
zu leicht schafft sie Platz für den Anderen!
 
 
 Ovids "Liebeskunst" - neu übersetzt von Konrad Beikircher