Saisonstart mit Namensgeber

Das Theater am Engelsgarten in Wuppertal zeigt die dramatische Collage „Engels & Friends“

von Martin Hagemeyer

v.l.: Thomas Braus, Philippine Pachl, Julia Reznek, Uwe Dreysel, Alexander Peiler - Foto © Christoph Sebastian

Das Theater am Engelsgarten
startet mit Namensgeber
 
Erste Schauspielpremiere der neuen Saison am Engelsgarten
präsentiert Friedrich Engels
 
Das (nicht mehr ganz so) neue Schauspiel Wuppertal fährt fort im Programm und widmet sich zum Spielzeitbeginn dem nächsten großen Namen aus dem Tal. Unter dem Titel „Engels & Friends“ steht nach Else Lasker-Schüler („Die Wupper“) in der vorigen Spielzeit nun Friedrich Engels im Mittelpunkt.
Anders als diese aufwendige Inszenierung mit fünf Spielorten ist das Portrait des aus Barmen stammenden Sozialrevolutionärs überschaubar angelegt. Regisseur Michael Wallner hat die dramatische Collage selbst verfaßt und vermeidet auch den Begriff „Stück“ dafür. Die Idee ist, charakteristische Texte Engels' mit Bühnenmitteln so aufzubereiten, daß ein sinnlicher Zugang gelingt. Sprache, Musik, Licht zählt der Theatermann im Gespräch dazu naheliegenderweise auf, auch etwas Sprechchor. Die Ensemblemitglieder spielen und sprechen mal Freunde oder Verwandte von Engels, mal einflußreiche Denker wie Feuerbach und Hegel.
 
Daß da nicht bloß mit Flickwerk zu rechnen ist: Dafür spricht schon einmal, daß Wallner Erfahrung mit Bühnenabenden zu einer historischen Figur hat. Eine hochgelobte Revue schrieb und inszenierte er vor zwei Jahren in Lübeck zu Willy Brandt – übrigens mit Heinz Hauser (Bühne) und Tanja Liebermann (Kostüm) im gleichen künstlerischen Team wie jetzt zu Engels. Dafür spricht auch, daß er ein zentrales Interesse an diesem als Person hat, nämlich Engels' Widersprüchlichkeit: Theoretiker des Kommunismus, erfolgreicher Kapitalist, lebensfroher Mensch. Erwarten darf man wohl einen Theaterabend, der nicht zu viel will und zur zweiten Spielzeiteröffnung im kleinen „Theater am Engelsgarten“ paßt – wenige Meter entfernt vom Wohnhaus des Philosophen. 
 
Ein Wort zum Saisonstart allgemein: Unlängst gab es Schelte aus der Politik für die Theaterleitung, deren Mittel forsch mit erfolgreichen Amateurbühnen im Tal aufgerechnet wurden – das klang übrigens nicht gerade nach Wertschätzung für die Tradition des deutschen Stadttheaters. Wer dieses System aber schätzt und findet, daß ein Gemeinwesen sich Kultur, auch berufsmäßige, leisten sollte: der sollte seine Angebote auch unterstützen und hingehen. Auch wenn man die Aufrechnerei abenteuerlich finden kann.
 
Weitere Informationen:  www.wuppertaler-buehnen.de