Pelze

von Hanns Dieter Hüsch

© Jürgen Pankarz
Pelze
 
Sagen Sie mal, sehen Sie auch gern Frauen? Ich frag jetzt mal hauptsächlich uns Männer. Obwohl es sich um die Frauen dreht. Und öh, sehen Sie auch gern Pelze? Auch? Gut! Sehen Sie auch gern Frauen in Pelzen? Sehr gern sogar? Also ich auch. D.h. nicht ganz so gern. Oder richtiger gesagt: Ich seh nicht so gern Pelze. Frauen schon. Aber Frauen in Pelzen, ich meine es kann oder es könnte doch auch ein schöner eleganter vornehmer Tuchmantel sein. So mein ich das. Ganz schlicht. Sie wissen doch: je schlichter desto vornehmer Aber Pelze oder Pelzmäntel - schön sind die Dinger ja und warm sollen sie auch sein. Und Frauen in Pelzen, das hat ja was. Ich bin auch kein Fundamentalist. Und doch sträubt sich in mir irgendwas, ich weiß auch nicht. Wegen der Tiere. Nee wirklich, man traut sich ja manchmal kaum noch irgendwas zu sagen. Ich bin ja auch kein Kostverächter, aber auch kein Tierverächter. Und neulich hat mir eine Verkäuferin in einem Mantel- und Jackengeschäft gesagt - meine Frau wollte sone warme Jacke mit Kaninchen nach innen, Kaninchen geht ja noch sagen die Leute dann immer - und die Verkäuferin, eine richtige Dame, Verkäuferinnen in Geschäften mit Pelz sind meistens richtige Damen, die Dame kam also mit einer Jacke mit Fuchs innen. Und an den Ärmeln noch so Fuchsbesatz. Und das wollten wir nicht, meine Frau und ich, wir wollten das nicht. Und da hat die Dame gesagt: Ob wir denn zum Beispiel auf Strümpfen auf der Straße herumliefen. Wir trügen ja auch Schuhe und das Schuhleder wäre ja auch vom Tier. Da hätten wir wohl kein Mitleid oder?? Ja da standen wir da. Vielmehr wir saßen und waren die Gelackmeierten. Wir haben dennoch die Fuchsjacke nicht genommen. Krokodil ist mir auch suspekt. Aber das ist eine andere Geschichte. Nieder mit den Elefantenjägern! Es lebe der italienische Spatz! Gut, daraus kann man keine Pelzmäntel machen. Es geht auch nicht darum, jeder Frau, die einen Pelzmantel trägt gleich die Zunge rauszustrecken. Nee, nur ein paar Gedankengänge in Richtung „Leben und leben 1assen“ in Bewegung zu setzen reicht schon. Oder was die Tierschützer neulich in Atlantic City gemacht haben: Die haben 40 wertvolle Pelze an Obdachlose verschenkt und haben gesagt: „Wir können die Tiere nicht zurückholen. Aber diesen Menschen ein bißchen Wärme geben.“ Aber man ist da immer in einer Zwickmühle. Einerseits möchte man nicht so sein und jedem seinen Luxus lassen, und andererseits möchte man auch die Tiere schützen. Auch vor Versuchen. Und dann kommt wieder die Forschung und die Medizin und der Mensch als Krone der erschöpften Schöpfung. Und dann sieht man wieder eine Frau im Pelz und denkt sich Gott weiß was und dreht sich zweimal um. Und dann geht die ganze Denkerei wieder von vorne los. Jetzt sagen Sie nur nicht, das wär nicht so!!!
 


© Chris Rasche-Hüsch
Veröffentlichung aus "Zugabe" in den Musenblättern mit freundlicher Genehmigung
Die Zeichnung stellte freundlicherweise Jürgen Pankarz zur Verfügung