Körperpflege

Ovids "Liebeskunst" - neu übersetzt

von Konrad Beikircher

Foto © Frank Becker


Publius Ovidius Naso
Körperpflege
Buch III 193-234
 
 
Fast hätte ich Euch noch ermahnt:
Schweißgeruch zu vermeiden,
die Beine auch glatt zu rasieren,
verzeiht, Ihr seid ja aus Rom
und nicht aus’m Kaff in der Pampa.
Dann brauch ich auch wohl nicht zu sagen,
daß gut ist, die Zähne zu pflegen
und Mundgeruch auch zu bekämpfen.
Puder kennt Ihr und Rouge
für die Wangen,
um so der Natur
gekonnt auf die Sprünge zu helfen.
Lidschatten in allen Farben
von Asche bis Krokus
steht Euch zur Verfügung.
Eine Kunst ist es, ja,
doch Ihr wißt sie zu nutzen.
Die Töpfchen und Tuben jedoch,
das Werkzeug der Kunst,
laßt sie niemanden sehen:
denn Kunst bleibt es nur,
wenn man die Technik versteckt.
Wie sieht das denn aus:
Das Gesicht von der Maske verschmiert
und dann klatscht das Zeug,
weil es schwer ist,
als Schmier auf Schulter und Busen.
Oder: die Salbe aus Ösyp:
mein Gott, wie die stinkt,
auch wenn draufsteht „Paris“
so ist sie doch
aus dem Steißfett von Hammeln gemacht.
Auch andere Salben:
aus Hirschmark zum Beispiel - buäh!
Oder die Pflege der Zähne:
Mann muß das nicht sehen!
Das Ergebnis ist schön,
doch der Weg dahin,
der ist sehr häßlich -
so ist es ja oft...
Das Gold wird gehämmert, gewalzt,
und am Ende entsteht doch ein Ring.
Oder: aus stinkender Wolle
wird später das duftigste Kleid.
Venus, die nackte, wringt sich das Haar:
was für ein Kunstwerk
und war doch vorher
nur irgendein schmutziger Stein.
Während Du also Dich schminkst,
laß uns glauben, Du schliefest.
Dann schnell noch das Finish!
DANN zeig Dich, doch vorher niemals.
Mich interessiert nicht,
von welcher Firma das Rouge ist.
Schmink Dich zu Ende
und dann erst öffne die Tür.
Man muß seinen Männern
nicht unbedingt alles verraten.
Das meiste lohnt nicht den Blick
wenn die Verpackung nicht wär.
Was im Theater besticht
ist bei näherem Hinschauen nur
mühsam zusammengeflickt.
Also: nun mach Dich schon schön
so lange Dein Freund es nicht sieht!
 

 Ovids "Liebeskunst" - neu übersetzt von Konrad Beikircher