Geballte Ladung Schelm

Heinz Erhardt: Seine schönsten Fernsehauftritte 1959 – 1971

von Frank Becker

© 2015 Tacker Film
Ein Schelm
von Gottes Gnaden
 
Heinz Erhardt (1909-1979) gilt bis heute als einer von Deutschlands beliebtesten Komikern, seine herrlichen Spielfilme („Vater, Mutter und neun Kinder“, „Witwer mit fünf Töchtern“, „Immer die Radfahrer“, „Der letzte Fußgänger“, „Der Haustyrann“, „Natürlich die Autofahrer“, „Drillinge an Bord“, „Drei Mann in einem Boot“ u.v.a.m., die dankenswerterweise recht noch oft auf verschiedenen Fernsehkanälen zu sehen sind kennt wohl jeder.
Doch viel lieber als im Film trat er vor Publikum auf, dessen Reaktionen ihn beflügelten. Und diese Reaktionen waren nichts anderes als spontanes, fröhliches, befreites Lachen. Nach seiner Karriere im Hörfunk moderierte Heinz Erhardt seit den 50er Jahren zahlreiche Fernsehshows. „Ich heiße nicht nur Heinz Erhardt, sondern Sie auch herzlich willkommen“, wer kennt nicht diese mit großen Augen hinter der Hornbrille auf dem pausbäckigen Gesicht wie unsicher herausgestotterte Begrüßungsformel, die trotz steter Wiederholung vom Publikum erwartet und mit quietschendem Vergnügen quittiert wurde.
Auf der Bühne konnte er sein komödiantisches Talent auch in der Improvisation viel besser ausleben als in den Kinofilmen. Mit seiner unvergleichlichen (nachgeahmt wird er oft und gerne) Art und verlegenem Lachen gelang es dem scheinbar schüchternen Schelm, jedes Publikum zu Lachsalven hinzureißen. 

TACKER FILM hat alle noch vorhandenen Fernsehauftritte von Heinz Erhardt aus den Archiven der Sender geborgen und die Höhepunkte auf einer DVD zusammengestellt – drei Stunden Heinz Erhardt in Höchstform, beginnend mit einem Auftritt 1959. Da zieht ihn die charmante Uschi Siebert auf die Bühne der Unterhaltungssendung „Ende gut, alles gut“ (HR) – und womit fängt er an? Na klar: „Ich heiße nicht nur Heinz Erhardt…“. Schon hier zeigt der gelegentliche Schwenk ins Publikum vergnügt lachende Zuschauer zwischen 8 und 80, die mit dem Taschentuch ihre Lachtränen auftupfen. Heinz Erhardt war eben ein Humorist für alle.
„Artisten-Wirbel um Heinz Erhardt“ (NDR 1961) – da durfte im Saal während der Vorstellung noch geraucht werden -, „Musik erklingt“ (SFB 1961), „Musik-Auktion“ (Saarländischer Rundfunk 1964) mit Paul Kuhn, ein „Abendschau“-Interview (SDR 1964), „In Halle 3 von 4 bis 5“ (SDR 1965), „Ein Platz an der Sonne“ (NDR 1966), „Heinz Erhardt“ – ein Porträt der „Abendschau“ (SDR 1967), „Die Witzakademie“ mit Theo Lingen (WDR 1967, im Auditorium u.a. Kurt Schmidtchen, Walter Gross, Hans Elwenspoek, Gerd Frickhoeffer, Erik Schumann), „Darf ich mal reinkommen“ Stegreif-Komödie mit u.a. Maxl Graf und Fritz Eckhardt (ARD 1968), „Zwischenmahlzeit“ (NDR 1970) mit Gisela Schlüter, Werner Veigel, Ralf Bendix, als Gast bei Robert Lembke in „Was bin ich?“ (BR 1971), „Baden-Badener Roulette“ (SWR 1971) mit Daliah Lavi, Katja Ebstein, Daniel Gérard und Udo Jürgens – man sieht, Heinz Erhardt war bei vielen Sendern gefragt und präsent.
Conférencen, Lieder, Sketche und Gedichte hat Heinz Erhard in großer Zahl geschrieben, viele davon finden sich auf dieser von Wolfgang Dresler zusammengestellten DVD ebenso wie seine beliebten Standards, die trotz mannigfaltiger Wiederholung immer wieder gut beim Publikum ankamen. Heinz Erhardt starb 1979, acht Jahre nach einem Schlaganfall, den er am 11. Dezember 1971 erlitten hatte. Viele Künstler haben ihm nach seinem Tod Reverenz erwiesen, und Tondokumente sind in großer Zahl erschienen.
 
Ein Interview mit Werner Filmer beim WDR 1965 unter der Überschrift „Als Sie noch jung waren“, die Dokumentation „Legenden“ von Lothar Schröder, dazu ein Interview mit Erhardts Tochter (WDR 2005) und Buchempfehlungen mit Heinz Erhardts Werken beim Lappan Verlag runden diese erste und bisher einzige filmische Sammlung dieser Art. Für Erhardt-Fans genau das richtige Geschenk.
 
Heinz Erhardt: Seine schönsten Fernsehauftritte 1959 – 1971
© 2015 Tacker Film, DVD, Farbe und s/w,  ca. 184 Min. - Kauf DVD ohne Vermietrecht
19,90 €
 
Weitere Informationen: www.tackerfilm.de  und www.lappan.de  -  www.staatstheater-hannover.de/schauspiel (dort wird bis Februar 2016 eine Ausstellung über Heinz Erhardts Leben gezeigt)