Bestsellerfressen

„Ein Ruf aus der Stille“ von Brigitte Bardot

von Wolfgang Nitschke

Wolfgang Nitschke - © Manfred Linke / laif
Das schwache Geschlecht
 
„Ein Ruf aus der Stille“
von Brigitte Bardot
 
Liebe Leser!
Ja, genau, Brigitte Bardot, wat macht die eigentlich so?
„Man kann nichts mehr tun, ohne gleich die Polizei am Hals zu haben. Man darf keine Tauben mehr füttern. Man darf nicht mehr seinen Hund ausführen ohne Plastiktüte für die Exkre­mente. Man hat kein Recht mehr auf irgendwas. Man hat nicht mehr das Recht, schockiert zu sein, wenn illegale Einwande­rer oder Penner unsere Kir­chen besetzen und entweihen, um sie in menschliche Schweineställe zu verwandeln, wenn sie hinter den Altar kacken und gegen die Säulen pinkeln und ihren widerlichen Geruch im Chorraum verbreiten.“
Mon Dieu!
Mal abgesehen von dem etwas distinguierten Ton, aber was müssen das dort für Verhältnisse sein! Da fragt man sich doch, wie so etwas bloß ge­schehen kann!
„Häufig geschieht dies sogar unter den scheinheili­gen Blicken eines Pfarrers oder politisch korrekten, aber feigen Bischofs.“
Äh.

Wir erinnern uns:
Als die Bilder von den schnuckeligen Robbenbabies mit ihren zerdöt­schten Köppen um die Welt gingen, sahen wir die Ex-Sexbombe Brigitte Bardot zum ersten Mal explodieren. In der Folgezeit gewährte sie Massen von süßen, mautzenden Miezekatzen in ihrer süßen, kleinen Miezekatzenwohnung Miezekatzenasyl, hanebüchene Hunde mit ei­nem Auge, Krätze und abben Beinen, schräge Vögel, die scheiße aussahen und aus dem letzten Loch pfiffen, und vollkommen abgehalfterte Pferde, die sie aus den schmierigen Pfoten gieriger Metzger gerettet hatte – alle mußten von nun an bei ihr zu Hause wohnen. Und was da seitdem nachts allein in ihrem Schlafgemach so rum­viehchert, mag man sich erst gar nicht vorstellen.
Gleichzeitig entdeckte sie ihre Liebe zum Vaterland - wie alle, denen Katzenpisse, Taubenkacke, Volksgesundheit und Rassenreinheit über alles geht:
„Kommen wir zur Prostitution, die auch nicht mehr das ist, was sie einmal war! Unsere sympathischen Damen vom hori­zontalen Gewerbe wurden durch junge Mädchen aus dem Osten ersetzt, durch Nigeria­nerinnen, Transvestiten, Trans­sexuelle, Dragqueens und Jungs mit Aids und vielen anderen Verheißun­gen.“
Okay, so gut kenn ich mich jetzt in Frankreich auch nicht aus, aber es muß im Ursprungsland des diskreten Charmes und des savoir vivre wohl neuerdings ziemlich drunter und drüber gehen:
„Heutzutage muß man auf der Hut sein. Wenn man glaubt, einen schönen Hintern bearbeitet zu haben, (Sie ist immer noch mit den Männern auf’m Strich ...) ist man plötzlich mit einem Paar prächtiger Hoden konfrontiert. Es ist skandalös.“

Der deutsche Langen Müller-Verlag, wel­cher sich in der Vergangenheit schon immer rührig um die Vergangenheit gekümmert hat und daneben auch nie unsere ausländischen Mitbürger aus den Augen verlor, schreibt zum BB-Buch hinten auf den Schutzumschlag:
„Ein leidenschaftlicher Appell an jeden fühlenden Menschen: Brigitte Bardot - internationales Idol, le­bende Legende und Weltstar – kritisiert offen und schonungslos unsere materia­listische Gesellschaft, in der Gleichgültigkeit und der Verfall der Werte die zwischenmenschlichen Beziehungen be­stimmen.“
Jaja, die Zwischenmenschlichkeit, weg isse, futschikato, und in Frank­reich die Hölle los. Und so skandalös die art­fremden Eier auf dem Sex­markt, so extraordinär sind die Zustände in den heimischen Krankenhäusern:
„Trotz aller Mängel bieten die französischen Kran­kenhäuser ihren Patienten die Möglichkeit, in ferne Universen zu ent­fliehen, wie sie kein Reiseprospekt besser bieten könnte. Nein, Sie befinden sich weder auf Martinique noch in Madrid, aber Sie können typ­ische Vertreterinnen dieser Länder vor sich sehen, die plattfüßig und mit dem Hinterteil wackelnd durch die Gänge schlurfen, als ob sie in ihrer Heimat wären.“
BB ist sich durchaus bewußt, daß ihre doch leicht komplizier­ten Gesell­schaftsanalysen und unbequemen Thesen allein noch keinen Bestseller machen. Zwischen den Berichten zur Lage der Ausländer haben denn auch immer wieder ein paar niedliche, possierliche Tiergeschichten Platz ge­funden, wo z.B. „jedes Jahr auf widerlichste Weise tausende unschuldige Lämmer geschächtet werden, natürlich politisch korrekt“ und „Millionen unglück­liche Kühe auf Scheiterhaufen landen, nur weil sie der Maul-und Klauenseuche verdäch­tigt werden.“
‚Der Mensch und das Tier in unserer modernen Welt’ – das ganz große Brigitte-Thema! Und so fällt ihr zum immer wieder mal auftauchenden Öltankertheater an Frankreichs Küsten vor allem folgendes ein:
„Warum schickt man nicht die Nichtsnutze, die ju­gendlichen Penner und Technotypen dorthin? Dadurch bekämen sie Übung. Sie könnten die be­schmutzten Strände besetzen, sich nützlich machen. Und die Bewohner des Flüchtlingslagers Sangatte könnten sich in Bewegung setzen und sich für ihren Unterhalt mit etwas Arbeit revanchieren. Man könnte auch, wie in den Vereinigten Staaten, deren ergebene Hündchen wir sind, die Ganoven, die unsre Gefängnisse füllen, losschicken mit Eisenku­geln und Ketten an den Füßen, um die Ölklumpen und toten Vögel aufzulesen. Sie würden ihre Energie für eine Arbeit aufwenden, die dem Gemeinwohl dient, statt wieder­holt Ausbruchsversuche zu unternehmen, die die Wärter und unsere Sicherheit gefährden.“

Meine Damen und Herren!
Madame Bardot feiert dieses Jahr ihren 70. Geburtstag (heuer, 2015, schon den 81!, Anm. d. Red.). Da verwundert es natürlich nicht, daß sie sich am Ende ihres Werkes auch Gedanken über den Tod macht – und zwar in dieser Form:
„Mein Gott, wie sehr war ich damals dagegen! Aber ich habe meine Meinung geändert. Ja, für die übelsten Subjekte hier müßte die Todesstrafe wieder eingeführt werden.“

Liebe Leser, Sie mögen nun denken: „Ja, is’ nich’ schön - aber seien wir doch mal ehrlich! So denken doch fast alle. Vielleicht bis auf das Ding mit den dicken Hoden!“ Ja gut, hm, wohl wahr, liebe Leser, aber ich frage mich, muß man denn deswegen gleich die Neonazis wählen?
Gute Nacht.

Nachtrag:
Und hier unter dem Regime von Schily & Schröder, hier darf auch längst nicht mehr jeder machen, was er will! PETA zum Beispiel, die welt­weite Welt- und Legebatterienhennenrettungsorganisation, durfte nicht einmal harmlose Hühner­plakate verkleistern! Hühnerplakate, auf denen jeweils 2 Bilder zu betrachten waren: links eine traurige Gemein­schaft von Lege­batterienhennen, und rechts eine deutsche KZ-Hütte voll halbtoter Juden.
Und Thomas D von den Fantastischen 4 fand: „Ich fand die PETA-Aktion noch gar nicht richtig radikal genug.“
Ja, und jetzt weiß man auch, wofür dieses D da hinterm Thomas steht.

Mai 2004