Berliner Balkon am Sonntagabend

von Hans Achim Imhoff

© Joachim Klinger
Berliner Balkon am Sonntagabend

Die Nacht ist schwül, ein früher Schläfer
schnarcht durch das Staket,
viel Staub und ein Marienkäfer
wird von der Straße hochgeweht.
 
Marie-Luise legt Patiencen;
das Bier im Syphon schmeckt schon schal,
du träumst von tollen Toto-Chancen,
der Liegestuhl ist ideal.
 
Da oben blinkt ein Stern am Himmel
allein, ein glänzender Solist.
Ein Mädchen ruft: „Hast woll ´nen Fimmel?
Ick jeh, wenn de nich artich bist!“
 
Im Mondlicht bleichen die Geranien,
wild schluchzt im Radio ein Tenor,
die Luft ist heißer als in Spanien,
dir kommt so vieles spanisch vor.
 
Still nickst du ein, ein Schupo schreitet
am Haus vorüber mit Bedacht,
des Sängers hohes C begleitet
dich in den Schlaf vor Mitternacht.
 
 
Hans Achim Imhoff
 
 

Der Verlag der „Berliner Blätter“, in denen wir dieses hübsche, stimmungsvolle Sommergedicht gefunden haben, existiert nicht mehr. Der Autor dieses wundervollen Stimmungsbildes ist nicht zu ermitteln. Wir haben alle zur Verfügung stehenden Quellen befragt und konnten doch niemanden finden, der uns hätte Auskunft geben können.
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