Ehrenworte zum Wegwerfen

Jürgen Roth – „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!“

von Frank Becker

Ehrenworte zum Wegwerfen
 
„Die beste Möglichkeit, Wort zu halten,
ist, es nicht zu geben.“
(Napoleon Bonaparte)
 
Spätestens seit der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Uwe Barschel bei einer Pressekonferenz am 18. September 1987 der Öffentlichkeit rührselig und  tränenreich das verlogenste Ehrenwort der neueren deutschen Geschichte gegeben hatte, ist auch den treugläubigsten Bürger klar geworden: dem Ehrenwort eine Politikers darfst du akkurat so weit trauen, wie du ein Klavier werfen kannst.

 „Und daß Politik mit dem Verbrechen verschwistert ist, legt der Titel eines bekannten Essaybandes von Hans Magnus Enzensberger nahe. Daß Politiker Verbrechen decken und selbst in kriminelle Machenschaften verstrickt sind, wird niemand leugnen. Daß die angeblich nur ihrem Gewissen verpflichteten Vertreter des Souveräns, der Wahlbevölkerung, zuweilen lügen, verschleiern und heucheln, bis alles zu spät ist, kann man seit 1945 in zahlreichen Fällen staunend mitverfolgen.
Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort! Beleuchtet mit einer Vielzahl grandioser, mal obszöner, mal hochkomischer O-Töne Klassiker der Kabale und der Niedertracht und führt einen flamboyanten Reigen peinlicher und gefährlicher Politgestalten aus siebzig Jahren deutscher Politik vor: Denunzianten, Beutelschneider, Luschen, Selbstdarsteller, Bimbeseinsacker, Wahlbetrüger und Nebelwerfer.
Doch es gab auch Ausnahmen, die großen noblen Figuren: Gustav Heinemann, Adolf Arndt, Dieter Lattmann, Ottmar Schreiner und andere. Auch sie werden mit noch nie auf CD veröffentlichten Redeausschnitten gewürdigt.“
(Verlagstext)
 
Jürgen Roth, dem wir schon einige hervorragend recherchierte und mit O-Tönen dokumentierte Politiker-Portraits verdanken, ich erwähne nur Herbert Wehner, Edmund Stoiber, Helmut Schmidt und Franz Josef Strauß, hat sich in Archiven nach Tondokumenten mit Belegen für Lügen, Betrügereien und Lumpereien aus der deutschen Nachkriegspolitik umgehört und mit Stimmen aus Philosophie und Literatur kommentiert. Daß er mehr gefunden hat, als auf zwei CDs mit insgesamt 2 Stunden und 40 Minuten paßt, liegt angesichts bekannter Affären und des nicht unbedingt positiven Bildes deutscher Politiker auf der Hand. So sind diese beiden Tonträger quasi die sprichwörtliche Kuhhaut, deren Fassungsvermögen angesichts dessen ausgereizt ist.
 
Ausgereizt ist aber auch das Verständnisvermögen des Hörers, der sich durch das durch die gesammelten Texte ausgelöste Kopfschütteln nahezu ein Schleudertrauma zuzieht, zu unglaublich ist wiederum das Lügenvermögen von Leuten wie „Abkupferkönig“ und „Qualmplauderer“ Guttenberg (auf 371 von 393 Seiten seiner Doktorarbeit finden sich Plagiate), die „elitäre fränkische Riesenpflaume“ auf den sich Jürgen Roth scharfzüngig in „Der Kulmbacher Krull“ einschießt und ihm „schmierige Hybris der Sonderklasse“ bescheinigt. Guttenberg wird wohl auf Augenhöhe mit Barschel in die Annalen der Lüge eingehen. So bleibt zwar kein Heldenbild eines Verteidigungsministers der Bundesrepublik Deutschland in der Erinnerung haften, jedoch eine Erinnerung an einen Lügner und ein „Windei“. All die Schavans (Bildungsministerin, heute parteisolidarisch im Vatikan als Botschafterin der BRD versorgt), Brinkmanns, Pröfrocks, Chatzimarkakis´, Mathiopoulos´, Grafs, Jaspers´, Koch-Mehrins, Müllers u.v.a.m. haben betrogen. Das ist schlimm. Schlimmer noch ist aber die Rückendeckung durch ihre Parteien, denn das Phänomen betrifft nahezu alle.
 
Dem „Peter-Hartz-Prinzip“, einer der größten und skrupellosesten planvoll zu Lasten der Bürger durchgezogenen politischen Schwindeleien, widmet Jürgen Roth besonderes Augenmerk, Andrea Nahles, ein Geschenk fürs Kabarett, wird als eine „Ikone der Bräsigkeit“ bloßgestellt, ahnungslos, prinzipienlos, rhetorisch verlumpt, peinlich und infantil narzisstisch, und Siegmar Gabriels (immerhin Vizekanzler) sich nahezu täglich wendende Aussage zu TTIP und seine grinsende Einschätzung Deutschlands als „rich and hysteric“ ist ein Schlag ins Gesicht des von ihm mitregierten Volkes. Die Kriegstreiber-Clique der rot-grünen Schröder-Regierung wird vorgeführt, Konrad Adenauers (denken wir nur an den fürchterlichen Hans Globke) und anderer Politiker Nachkriegs-Lügen, die Amigo-Geschichten Franz Josef-Strauß´, Hans-Dietrich Genschers Wetterwendigkeit, der noch opportunistischere Polit-Schwätzer Joseph Martin Fischer, Angela Merkels Maske scheinbarer Biederkeit, die sich oft genug als Ahnungslosigkeit und Machtgier entlarvt, Verflechtung von Politik und Wirtschaft, und, und, und… werden mit ihren eigenen Worten, Aussagen, Einlassungen, Antworten ohne Erbarmen vorgeführt.
 
Ein 28-seitiges Booklet (unbedingt begleitend lesen!) mit ganz köstlichen Bildbeigaben vertieft Thema und Hintergründe. Wir empfehlen diese wertvolle Doppel-CD jedem Wähler und jedem Lehrer, der in einer Schule Staatsbürgerkunde unterrichtet - und geben ihr unser Prädikat: den Musenkuß.
 
„Wenn es ernst wird, muß man lügen.“
(Jean-Claude Juncker am 28.4.2011 in Brüssel)
 
Jürgen Roth – „Ich gebe Ihnen mein Ehrenwort!“
Lügen und Lumpereien aus siebzig Jahren deutscher Politik

© 2015 Antje Kunstmann Verlag (2 CD) – Laufzeit insgesamt 160 Minuten - ISBN 978-3-95614-070-9
Sprecher: Gert Heidenreich – Der Interviewte: Matthias Tretter
Bernd Alois Maier (Arrangements, Westerngitarre, E-Gitarre, E-Baß) – Heinz Strobel (Komposition, Westerngitarre, E-Gitarre)

CD 1: 1. Wer einmal lügt… - 2. Der Kulmbacher Krull – 3. Das Peter-Hartz-Prinzip – 4. Beim Tee an der Spree
CD 2:  1. Aus Liebe zu einem geschlagenen Volk – 2- Die Milch macht´s – 3. Die Viertelstunde der Unwahrheit – 4. … dem glaubt man nicht
 
Weitere Informationen:  www.kunstmann.de