Starke Frauen

Zwei außergewöhnliche Portrait-Sammlungen bei styria premium

von Steffi Engler

 

         

 

Alles was ich wollte, war Freiheit
  Was ich liebe, gibt mir Kraft


Starke Frauen

Zwei außergewöhnliche Portrait-Sammlungen bei styria premium


Freiheitsdrang und Liebe – gibt es kraftvollere, positivere Motive für eine Frau, ihre Ziele mit Konsequenz durchzusetzen? Kompromisse – selbst wenn sie manches scheinbar einfacher machen würden - sind da fehl am Platz, wie die Biographien und Bekenntnisse der Frauen belegen, die in zwei herausragenden Büchern des österreichischen Styria Verlages geschildert werden.
 
Außergewöhnliche Lebenswege
 
Hertha Kratzer stellt in ihrem Band „Alles, was ich wollte, war Freiheit“ mit dem Untertitel „Außergewöhnliche Österreicherinnen der Moderne“ zehn Frauen des 20. Jahrhunderts vor, die kulturell, gesellschaftlich und wissenschaftlich nachhaltig den Rahmen gesprengt haben, den ihnen die traditionell dominante Männerwelt gesetzt hatte. Sich nicht mit der Rolle als Partnerin, Hausfrau und Mutter begnügen zu wollen, war allen diesen außergewöhnlichen Frauen gleich. Sie wollten entweder die Domänen der Männer erobern oder aber sich gegen deren Bevormundungen zu einem Vergleich auf Augenhöhe durchsetzen – was sie schließlich auch taten. Hertha Kratzer hat sich nicht alleine auf Berühmtheiten wie die große Mimin Tilla Durieux, eigentlich Ottilie Godeffroy (1880-1971), die schöne Hollywood-Schauspielerin Hedy Lamarr, die eigentlich Hedwig Eva Maria Kiesler hieß (1914-2000) oder die „Venus im Pelz Wanda von Sacher-Masoch (1845-1933?) kapriziert. Auch einer Löwenbändigerin, einer Tänzerin, einer adligen Rotkreuzschwester, einer Philosophin, einer Ärztin, einer Frau, die als „Sir Galahad“ berühmt wurde und der skandalträchtigen Ehefrau Frida des „Weiberhassers“ August Strindberg wird die Leserin u.a. in diesem kurzweiligen Buch mit knappen, aber ebenso informativen wie lebendigen Kurzbiographien begegnen. Ein Blick zurück, denn alle hier beschriebenen Lebenswege haben geendet.
 
Hertha Kratzer – „Alles, was ich wollte, war Freiheit“
© 2015 Styria premium, 224 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-222-13504-0
26,90 €
 
Philanthropinnen
 
Christine Dobretsbergers Buch „Was ich liebe, gibt mir die Kraft“ stellt hingegen in sorgsam vorbereiteten Interviews zehn noch lebende Damen, Bühnen-Stars aus Oper und Schauspiel vor, die bis in diese Tage maßgebend für das Kulturleben des deutschsprachigen Raums und zum Teil weit darüber hinaus sind. Die illustre Liste der Namen läßt unmittelbar Bilder erscheinen: Senta Berger, Renate Holm, Christa Ludwig, Erni Mangold, Elisabeth Orth, Christine Ostermayer, Elfriede Ott, Erika Pluhar, Hilde Zadek, Bibiana Zeller.
Alle zehn öffnen sich freimütig im Gespräch der sensibel fragenden Christine Dobretsberger, die sich mit gebotener Zurückhaltung, doch auf das Wesentliche gerichtet ihren Gesprächspartnerinnen nähert. Da ist man als Leserin regelrecht dabei, was die Lektüre leicht und angenehm macht, zugleich bekommt man ein Bild „zum Anfassen“ der vorgestellten Künstlerinnen. Was ich dabei am schönsten und angenehmsten empfunden habe, ist die wertvolle Erkenntnis, daß Empathie und Menschenliebe ganz offenbar zu den Bestandteilen eines erfüllten und trotz gelegentlicher Rückschläge glücklichen Lebens gehören.
Angehängte Kurzbiographien machen den jeweiligen Lebensweg übersichtlich, beeindruckend sind die ebenfalls kurz zusammengestellten Verdienste und Ehrungen, die den Damen bisher zuteil wurden.
Christine Dobretsberger – „Was ich liebe, gibt mir die Kraft“
© 2015 Styria premium, 176 Seiten, geb. mit Schutzumschlag, ISBN: 978-3-222-13517-0
26,90 €
 
Weitere Informationen: www.styriabooks.at
 
 
Und noch was…
 
 
Eine bereits vor einigen Jahren im ebenfalls österreichischen Residenz Verlag erschienene Biographie der brillanten Erzählerin und trinkfreudigen Kolumnistin Dorothy Parker gehört zwar nicht in den sprachlich-kulturellen Kontext dieses Artikels, doch hat mich die Redaktion gebeten, das Buch von Michaela Karl mit dem trefflichen Titel „Noch ein Martini und ich lieg unter dem Gastgeber“ unbedingt mit zu erwähnen. Ein Blick ins Buch hat mich überzeugt: das hinreißend und witzig geschriebene Buch gehört ebenfalls in die Kategorie „Starke Frauen“. Meine Empfehlung: Sollten Sie ebenfalls lesen.
 
Michaela Karl – „Noch einen Martini und ich lieg unter dem Gastgeber“
© 2011 Residenz Verlag, 280 Seiten, gebunden, ISBN:

Weitere Informationen:  www.residenzverlag.at