Spanisches Feuer und argentinische Glut

Galakonzert zur Feier 20 Jahre Wiedereröffnung Historische Stadthalle Wuppertal

von Frank Becker

Foto © Frank Becker

Spanisches Feuer und argentinische Glut
 
„Tango y Zarzuela“ beim Galakonzert zur Feier
20 Jahre Wiedereröffnung Historische Stadthalle Wuppertal
 
Es war ein finanzieller Kraftakt für die Stadt Wuppertal, betonte Oberbürgermeister Andreas Mucke in seiner Grußadresse gestern Abend in der Historischen Stadthalle Wuppertal, als vor 24 Jahren unter der damaligen Oberbürgermeisterin Ursula Kraus beschlossen wurde, die Wuppertaler Stadthalle, eine der schönsten in ganz Deutschland, ja Europa, im einstigen Glanz wiedererstehen zu lassen. Als man vier Jahre und 83 Millionen Mark später das Ergebnis feiern konnte, wurde deutlich: es hatte sich gelohnt. Seither ist das prachtvolle Haus mit seinen wunderschönen kleinen und dem glanzvollen Großen Saal ein begehrtes Haus für Veranstalter (rund 500 mal wird es jährlich gebucht) und vor allem die Heimat des Sinfonieorchesters Wuppertal. Wegen seiner stilvollen Wandelhallen und der Treppenhäuser ist es häufig Drehort für Kino- und Fernseh-Filme, den Großen Saal hat der Roman-Autor Oliver Buslau in „Die Tote vom Johannisberg“ zum Schauplatz eines spektakulären Verbrechens gemacht, und viele Fotografen nutzen Säle und Ambiente als Kulisse für ihre Arbeit.
Das Sinfonieorchester Wuppertal nutzt den Großen Saal mit seiner gerühmten Akustik nicht nur für die regelmäßigen Konzertabende, sondern auch für seine Plattenaufnahmen, oft schon hat der WDR 3 dort Konzerte mitgeschnitten oder live übertragen. Dank der hervorragenden großen Sauer-Konzertorgel ist der Saal auch für bedeutende Konzertreihen und Orgel-Wettbeweberbe gefragt. Daß Bühne und Orgel kurz nach der Wiedereröffnung von der Sprinkleranlage unter Wasser gesetzt und schwer beschädigt wurden, war damals ein Aufreger – heute ist es nur noch eine Anekdote, ein Streiflicht.
 
Zur 20-Jahr-Feier lud Stadthallen-Chefin Silke Asbeck zu einem temperamentvollen Konzert mit dem Sinfonieorchester Wuppertal ein - in Abwesenheit von dessen GMD Toshiyuka Kamioka, der hier viele umjubelte Erfolge hatte feiern können -, jedoch unter Stabführung von Enrico Delamboye, der hier vor zehn Jahren kurzfristig 1. Kapellmeister war. „Tango y Zarzuela“ war das Motto, geboten wurden 17 delikate Stücke spanischer und argentinischer Komponisten von Geronimo Giminez bis Maria Grever, darunter Gassenhauer von Carlos Gardel und Gerardo Matos Rodriguez, dessen „La Cumparasita“, der meistgespielte Tango der Musikgeschichte, natürlich nicht fehlen durfte.
Als Solisten traten mit spanischem Hintergrund die Sopranistin Arantza Ezenarro und der Tenor Eduardo Aladrén sowie die Bandoneon-Virtuosin Helena Rüegg auf. Die Schauspielerin Jana Voosen moderierte den farbigen Abend, für den man jeder Musikerin und jedem Musiker eine glutrote Rose ans Pult gesteckt hatte – eine sympathische Geste. Wer zu Anfang befürchtete, die beiden Sänger seien dem Programm stimmlich nicht gewachsen, konnte die Sorge bald ablegen, nachdem sie sich eingesungen hatten. Eduardo Aladrén glänzte mit leicht dunkel gefärbtem lyrischem Tenor, begeisterte das Publikum mit Strahlkraft in „Amor, vida de mia vida“ und im Dialog mit Helena Rüeggs Bandoneon in „Júrame“ (Schwöre mir). Arantza Ezenarro verzauberte mit der „Romanza de Mirentxu“ und im Duett mit Aladrén bei Manuel Penella Morenos „Torero quiero ser“.
Das Schönste des Konzerts wurde allerdings Carlos Gardels Filmmusik „El dia que me quieras“, das von Helena Rüegg solo begonnen bereits berührte, dann aber, als das Orchester, die Streicher voran, weich und zauberhaft den Faden aufnahm, für Ohr und Gemüt ein Hochgenuß wurde. Ein flottes Bonbon hatte sich das Orchester für eine Zugabe aufgehoben: den Ohrwurm „Tico Tico“ von Zequinha de Abreu aus dem Jahr 1917. Ein gelungener Abend.

Mehr Informationen über die Historische Stadthalle Wuppertal: http://www.stadthalle.de/