HelterSkelter

Thomas Virnich im Skulpturenpark Waldfrieden

von Jürgen Kasten

Thomas Virnich erläutert... - Foto © Frank Becker

HelterSkelter

Thomas Virnich im Skulpturenpark Waldfrieden
 
Alles steht kopf“ könnte man Helter Skelter sinngemäß übersetzen, und das trifft auf viele Objekte des Künstlers Thomas Virnich zu, der bis 21. Februar 2016 in Tony Craggs Skulpturenpark in Wuppertal ausstellt.
 
Zwanzig Objekte werden gezeigt, ein Teil im Außenbereich der großen Ausstellungshalle, die meisten jedoch im Raum. Arbeiten aus Holz, Pappmaschee und teilweise Bronze. Dazu entwickelte Virnich eine eigene Lackkombination, um die dem Wetter ausgesetzten Teile auch im Freien bestehen lassen zu können. Die Cragg-Foundation wird zwei der Objekte ankaufen und sie künftig im Park präsentieren.
Der Titel der Ausstellung verweist auf die beiden größeren Objekte, die i9m Glaskubus zu sehen sind.  Ein auf dem Kopf stehendes Haus „Helter“ und ein auf einem Sockel aus diversen Eisenteilen und anderen Artefakten stehendes Haus „Skelter“. Das ist Virnichs Meisterwerk, erklärt Tony Cragg, eine Jahresarbeit aus dem Jahr 2015. Virnich ergänzt, daß es Teil seines Wohnhauses in Mönchengladbach sei, eine alte Schule, in der sich auch sein Atelier befindet.


... Helter - Foto © Frank Becker


... Skelter - Foto © Frank Becker


Thomas Virnich, Globus - Foto © Frank Becker
 
Die Häuser sind teilweise aufgeschnitten, lassen einen Blick zu „auf eine Welt hinter der Fassade“. Da finden sich zum Beispiel freischwebende Treppen, die zu leeren Zimmern mit geöffneten Türen führen. Um die Häuser herum, unter und über ihnen dafür eine Fülle von Details, die lange betrachtet werden müssen, um alles erfassen zu können. Virnich sagt, daß er, wo immer er auch ist, Gegenstände und kleine Figuren sucht, die er in seine Kunstwerke einbauen will.
Seine Arbeiten sind keiner bestimmten Kunstrichtung zuzuordnen. Sie sind kreativ, individuell und haben ein erfrischendes Moment, so Tony Cragg und er sagt auch, daß es „schön“ oder „häßlich“ in der Kunst nicht gibt. So muß man Virnichs Kunst auch unvoreingenommen betrachten. Zwar ist vieles lustig anzusehen; aber es ist nicht lustig. Virnich zeigt eine „zerrissene“ Welt, aufgeschnittene Objekte, die den Blick ins Innerste führen.
 

Foto © Frank Becker


Da ist zum Beispiel der von der Decke hängende Globus, wie eine aufgeplatzte Welt erscheint er, mit Häusern, die nach allen Seiten wegbrechen. Da gibt es den „Chinesischen Tempel“ oder den „umgedrehten Dom“, dessen Gebäudeteile nach Belieben umgestellt werden können; den „Flieger auf Wolken“, einem Drachen gleich, dessen Dahingleiten mit wellenförmigen Formen nachgestellt ist; oder auch den neben der Halle stehenden „Blitz“, stehend auf einem Aschehaufen.
Andere Arbeiten, wie zum Beispiel „Esel auf Sockel“, oder „Muschel überbrodelnd“, weisen auf Virnichs zweite Heimat Mallorca hin. Auch dort betreibt er ein Atelier. Weitere kleine Keramikarbeiten stehen in den Fenstern der „Villa Waldfrieden“. Sie sind nur von außen zu betrachten.


Thomas Virnich und Tony Cragg - Foto © Frank Becker
 
In den 90er Jahren hatte Virnich in der Schweiz und in Spanien große Ausstellungen.  Dann bremste ihn ein Schlaganfall und er brauchte Zeit, sein Leben neu zu lernen. Die jetzt ausgestellten Arbeiten stammen überwiegend aus neuerer Zeit.
Thomas Virnich, Jahrgang 1957, studierte in Aachen und Düsseldorf, unter anderem auch bei Tony Cragg. Er erhielt einige Förderpreise und Stipendien und lehrt seit 1992 an der Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
„Helter Skelter“ ist eine unbedingt sehenswerte Ausstellung, bis zum 21. Februar 2016, Freitag bis Sonntag, 10. - 17 Uhr, zu besichtigen.
Skulpturenpark Waldfrieden Wuppertal - 42285 Wuppertal, Hirschstraße 12, Tel.: 0202-47898120.