Ein Wunder geschah nicht

Daniel Glattauers Komödie „Die Wunderübung“ im TiC-Theater

von Frank Becker

Die Choreographie der Stühle
 
Daniel Glattauers Komödie „Die Wunderübung“
im TiC-Theater
 
 
Regie: Raik Knorscheidt – Bühne: Jan Bauerdick – Kostüme: Mariola Kopczynski
Besetzung: Beate Rüter (Joana) – Andreas Wirth (Valentin) – Christian Schulz (Paartherapeut)
 
Drei Personen, vier Stühle, ein Sessel. Mehr braucht es nicht auf der kleinen Podium-Bühne des Wuppertaler TiC-Theaters in Raik Knorscheidts Inszenierung von Daniel Glattauers jüngster Komödie Die Wunderübung". Das Ehepaar Dorek, Joana (Beate Rüter)/Valentin (Andreas Wirth), deutlich distanziert und spürbar weit davon entfernt, den Weg zu einer Annäherung zu finden, hat sich dennoch entschlossen, Rat bei einem Paartherapeuten zu suchen. Dieser, ein scheinbar souverän, ein wenig auch gelangweilt über den Dingen stehender Mann mit angegrauten Schläfen und klaren Vorstellungen, lenkt den Dialog mit professionellem System: wechselseitige Frage- und Kommentar-Runden, Mit- und Gegeneinander-Übungen, Vermittlung des jeweiligen Gespürs für Eigenverantwortung. Das Drama dieser Ehe, die aktuelle Kluft und die Sehnsüchte nach den verliebten Anfängen werden freigelegt.

Christian Schulz dominiert die zwei Stunden dialogstarken Kammerspiels mit feinen Nuancen und dem Talent zu hintergründiger Komik. Schließlich verlangt Glattauers Stück, das im Ansatz beileibe keine federleichte Boulevard-Komödie, sondern das mit den Mitteln bisweilen bitteren Humors das veritable Drama einer gescheiterten Ehe ist, feinste Abstufungen. Die hat Christian Schulz, zunächst scheinbar emotionslos, dann wieder offensichtlich selbst heftig emotionsbeladen sicher im Griff. Gegenüber Beate Rüters starker Joana, die zunächst mit weiblicher Raffinesse versucht, den Therapeuten auf ihre Seite zu ziehen, bleibt Andreas Wirths Valentin ein wenig hölzern, fast farblos, wirkt in starken Momenten zu schroff, zu heftig.


Andreas Wirth, Beate Rüter - Foto © Martin Mazur

Den Ablauf und Fortgang der Therapie im Einzelnen zu schildern, die Frage nach dem Erfolg zu beantworten, die wechselnden Konstellationen zu analysieren verbietet sich hier, möchte man doch Wendungen und Pointen nicht ausplaudern. Aber: die Choreographie der Stühle, die Raik Knorscheidt auf die Bühne bringt, ist brillant, es gibt neben durchaus witzigen, intelligenten Passagen auch unnötig süßlich überzogenen Kitsch, und sehr schnell wird im zweiten Akt nach der Pause klar, wohin der Hase läuft. Ein recht unterhaltsamer Abend. Ein Wunder aber geschah nicht.
 
Weitere Informationen:  www.tic-theater.de  -  http://musenblaetter.de/