Ich zeige dir die Welt

Am 7. Januar gibt Philippine Pachl mit Sibylle Berg ihre „Visitenkarte“ ab

von Frank Becker

Foto © Frank Becker

Ich zeige dir die Welt
 
Mit dem Einpersonenstück „Und jetzt: Die Welt! Oder: Es sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ nach Sibylle Berg als ihre „Visitenkarte“ stellt sich Philippine Pachl, die seit der Spielzeit 2014/15 festes Ensemblemitglied des Schauspiels der Wuppertaler Bühnen ist, jetzt auch einmal im Solo dem Wuppertaler Theaterpublikum vor.
Es geht um die Befindlichkeiten einer jungen Frau Anfang 20, die ihr Leben bilanziert, mit dem sie nicht zufrieden ist, es zu definieren versucht. Ihr Handeln, ihre Gefühle, ihre Erscheinung und ihr Aussehen, sogar Kommunikation und Liebe richten sich völlig auf ihre Umgebung aus, um der zu gefallen. Sie reagiert anstatt eigenen Impulsen zu folgen, verliert dadurch das selbstbestimmte Handeln. Sie leidet an der Welt, fragt sie durch das Publikum: „Seid IHR wirklich da?“ Und sie hat ein dunkles Geheimnis, das durchaus auf eigenes Handeln schließen läßt, und mit dem sie über einen Bildschirm kommuniziert.
 
„Sie sind klug, gut ausgebildet und leben in prekären Verhältnissen, weil auch das x-te Praktikum kein Geld bringt. Sie verkaufen selbstgekochte Drogen im Internet, schreiben Mode-Blogs und steigern den Marktwert ihres Körpers im Fitnessstudio, obwohl sie den Markt verachten. Sie kommunizieren per Skype, SMS, Chat oder Telefon, und doch bleibt da ein Gefühl von überwältigender Einsamkeit. Eine junge Frau bilanziert in Sibylle Bergs «Text für eine Person und mehrere Stimmen» ihr bisheriges Leben: früher Mitglied einer brutalen Mädchengang, heute friedlich Yoga, früher unbeholfenes Knutschen mit Jungs im Zeltlager, heute Gender-Fragen und die Projekte «Sex» und «Liebe» mit Männern oder Frauen, früher hochfliegende Ideale, heute Pragmatismus. Sehnsucht ist etwas, das man hauptsächlich aus Filmen kennt, Familie ein Verbund, den man sich selbst zusammenstellt, und immer lauert draußen die Welt, stellt Forderungen und diktiert Bilder, denen man unmöglich genügen kann. Gnadenlos und zugleich mit großer Zärtlichkeit porträtiert Sibylle Berg vier Frauen Anfang 20, die – schwankend zwischen Aggression und Apathie, Aufbruch und Abgeklärtheit – unsicher sind, wofür sie kämpfen sollen, und bei denen schon das Wort «wir» für berechtigte Skepsis sorgt.“  - schreibt der Rowohlt Theaterverlag über dieses Stück, das je nach Intention der Regie von mehreren oder aber auch nur von einer Schauspielerin gestaltet werden kann.
Philippine Pachl hat sich dafür entschieden, alle Stimmen des intensiven und anspruchsvollen Textes zu übernehmen. Die Konfrontation mit den Konflikten ihrer Protagonistin ist ihr ein eigenes Anliegen, das sich zunehmend mit dem von Sibylle Berg vermischt.
„Scherz, Satire, Ironie und tiefere Bedeutung“ frei nach Grabbe habe das tragikomische Projekt ganz gewiß, sagt Philippine Pachl, es verlange aber auch die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums – eine Stunde, fünfzehn Minuten volle Konzentration.
Jan Breskott sowie Johannes Farrenkopf und Christoph Haase (von vogel + frei) haben für die Inszenierung von Helene Vogel Techno komponiert, Philippine Pachl die Texte dazu geschrieben, die sie im Stück singt.
 
Philippine Pachl studierte Theaterwissenschaften, Philosophie und Pädagogik in München und absolvierte eine Schauspielausbildung bis 2009 am Mozarteum in Salzburg. Engagements am Theater Augsburg und am Landestheater Coburg. Rollen u.a.: Nora, Stella, Recha. Seit 15 Jahren Arbeit auch in Film und Fernsehen.
Die VISTENKARTEN sind ganz persönliche Werkstattabende der Mitglieder des Schauspielensembles der Wuppertaler Bühnen. Die SchauspielerInnen stellen sich mit Szenen, Stücken, selbst kreierten musikalischen Abenden, Gesang etc. vor.
Tickets für 8 Euro unter 0202 563 7666 oder www.kulturkarte-wuppertal.de
Kulturkarte, CityCenter, Schloßbleiche 40,  Mo-Fr: 10 -18 Uhr / Sa: 10 -14 Uhr
 
Termine: Gespielt wird am 7.1.2016 um 19.30 Uhr (Premiere) und am 31.1.2016

Informationen auch unter: http://www.wuppertaler-buehnen.de/