Schön, daß er da ist!

Roger Cicero - "Männersachen"

von Frank Becker
Kompromißlos gut

Über das Debüt-Album "There I Go" des deutschen Jazz-Sängers Roger Cicero habe ich Ihnen an anderer Stelle begeistert berichtet, weil er und Stefan Abels Band "After Hours" sich mit ihrem gekonnten, eleganten Swing wohltuend von der Masse des Angebots abhoben. Schon wenige Monate später kam sein neues Album in erweiterter, in der Basis jedoch fast gleicher Besetzung auf den Markt, das eine völlig neue und nicht minder glänzende Facette im Repertoire des begabten Sängers funkeln ließ: "Männersachen".

Der ansteckende Swing war noch immer drin, die erstklassige Band weiterhin an seiner Seite, doch hinzugekommen sind vor allem eine großartige Bläsersektion und in einigen Stücken ein feines, klangvolles Streichorchester. Das alles zusammen gibt einen Big Band Sound, der unter die Haut geht und mächtig viel Spaß macht. Ein solches Produkt ist auf dem deutschen Musikmarkt ausgesprochen rar und wird deshalb jedem Jazz-Freund besonders willkommen sein. In einer Liga mit Tom Gäbel bildet Cicero durch das Album die Speerspitze einer internationalen Vergleichen standhaltenden neuen jungen Phalanx deutscher Jazz-Vokal-Virtuosen. Ein kongeniales Autorenteam bildet das Fundament dieses soliden Gebäudes: Matthias Hass und Frank Ramond. Den beiden sind bis auf wenige Ausnahmen die klangvollen Kompositionen (Hass oder Hass/Ramond) und die witzigen Texte (Ramond) in deutscher Sprache zu verdanken, die in den perfekten Arrangements von Lutz Krajenski und Wolf Kerschek aus "Männersachen" ein durch und durch großes Vergnügen machen.

Roger Cicero zeigt sich als Sinatra-Epigone von Rang, ein Crooner der selten gewordenen Art, ein Macho von Format, großer Liebhaber, Frauenversteher, Melancholiker, Zyniker und Pechvogel. Er macht klar, was Glück bedeutet und was wir Kerle dafür halten. Ciceros Timbre gehört in die Kategorie der stimmlichen Delikatessen mit Kick, und er könnte sich übrigens ganz nebenbei auch an die Spitze der Pop-Charts singen. Seine Songs sind grenzüberschreitend und würden eine große Lücke schließen, nämlich die der dort fehlenden intelligenten Texte in deutscher Spreche und einer ebenso intelligenten Musik, die nicht aus der Hmtata-Retorte kommt. Aber das ist eine andere Geschichte.  Hier reden wir über den Jazz, den Basie-Beat, über Drive, fetzige Bläsersätze und swingende Strings - und von allem gibt es in "Männersachen" reichlich. Besonders empfehlenswert.

Übrigens: soeben ist ein neues Album angekündigt: "Beziehungsweisen". Sobald wir mehr wissen, erfahren sie es auch.
Beispielbild

Roger Cicero
Männersachen

Roger Cicero  -  Gesang
Lutz Krajenski  -  Piano, Orgel
Kai Fischer  -  Piano   
Hervé Jeanne  -  Kontrabaß, E-Baß
Matthias Meusel  -  Schlagzeug
Heinz Lichius  -  Schlagzeug
Edward Harris  -  Gitarre
Yorio da Costa  -  Gitarre
Nené Vasquez  -  Perkussion
Dirk Lenschat  -  Trompete, Flügelhorn
Axel Beineke  -  Trompete, Flügelhorn
Axel Barkhoff  -  Posaune
Uwe Granitza  -  Posaune
Johhny John  -  Posaune
Ulli Orth  -  Alt- und Sopransaxophon, Klarinette, Flöte
Markus Steinhauser  -  Altsaxophon
Gabriel Coburger  -  Altsaxophon, Flöte
Stephan Abel  -  Tenorsaxophon
Thomas Zander  -  Bariton-Saxophon
Streicher: Orchester Strings DeLuxe

Produziert von Karin Heinrich und Freddie de Wall

© + (P) 2006 Starwatch Music/Warner Music Group Germany

Titel:
1. Zieh die Schuh aus   3:16
2. Kein Mann für eine Frau   2:43
3. Kompromisse  3:13
4. Ich atme ein   3:29
5. Schieß mich doch zum Mond  2:17
6. Wenn sie dich fragt   4:31
7. Fachmann in Sachen Anna   3:18
8. Ich Idiot ließ dich gehen   2:51
9. Mein guter Stern auf allen Wegen 3:49
10. Murphy´s Gesetz   4;03
11. Schön daß du da bist   2:36
12. Das ganze Leben ist ein Zoo  3:03
13. Du willst es doch auch   3:24
14. So geil Berlin   2:43

Gesamtzeit:  45:58


Weitere Informationen unter:
www.warnermusic.de
www.rogercicero.de