Schwelgerische Klänge im süßen Rausch der Phantasie Korngolds „Tote Stadt“ in Bonn vom Intendanten Klaus Weise perfekt inszeniert und musikalisch berauschend realisiert
Musikalische Leitung: Erich Wächter - Inszenierung: Klaus Weise Paul: Janez Lotric Korngolds Oper - ein Meisterwerk Erich Wolfgang Korngolds Meisterwerk „Die tote Stadt“ gehört für mich zu den schönsten Opern, die je komponiert wurden. Nach dem Sensationserfolg der Uraufführung 1920 befand sich die Oper in den folgenden Jahren im Repertoire von über 80 Häusern. Das Werk zeigt den jungen Korngold mit den kühnsten Höhenflügen seiner Erfindungskraft. Korngold beweist sich als wahrer Klangmagier. Das Orchester leuchtet wie ein Feuerwerk in allen Schattierungen und Farben; es erhebt sich mit der Grandezza goldstrahlender Pracht aus der morbiden Grundstimmung des Stücks, um dann wieder in eine teils säkulare Traumhaftigkeit zurückzufallen. Und immer wieder dieses pure Baden in puccinihaften Klängen, allgegenwärtig durchsetzt mit Applikationen und Ornamenten, die an Mahler, Wagner und Strauss erinnern und dies zu einem einzigartigen Oeuvre zusammenfügen. Und wenn man in diese Oper einmal gründlich reingehört hat, kann durchaus Korngolds Sohn George zugestimmt werden, der die Musik seines Vaters einmal „moderner als Mahler und Strauss“ titulierte. Von Wächter bis ins Detail ausgefeilt Wer die wunderbare, wirklich bis ins kleinste Detail absolut ausgefeilte musikalische Interpretation Erich Wächters mit dem grandios aufspielenden Beethoven Orchester Bonn bei der aktuellen
Hier konnte das Orchester selbst meiner persönlichen Referenzaufnahme (gibt´s mittlerweile von WALHALL für ein paar Euro) unter Fritz Lehmann mit dem Orchester des Bayrischen Rundfunks von 1952 Paroli bieten - übrigens hat nie mehr jemand das „Glück, das mir verblieb“ schöner gesungen als Karl Friedrich ebenda. Stereoverwöhnten Ohren kann auch das Leinsdorf-Album von 1975 empfohlen werden – nebenbei noch René Kollos vielleicht wirklich einziger ganz großer Rollenerfolg im schweren Fach neben den frühen Lohengrins. Die Sunnegardh-Geschichte mit Segerstam, Stockholm 1996, ist nur bedingt empfehlenswert. Über die Salzburger DVD mit Denoke & Kerl in den nächsten Tagen eine DVD-Kritik an gleicher Stelle. Korngold biographisch Kleiner Schwenk zurück zu Korngold: Der 1897 in Brünn geborenen Erich Wolfgang Korngold galt schon früh als Wunderkind und entwickelte sich unter dem Protektorat Mahlers und Zemlinskys zu einem der erfolgreichsten Komponisten seiner Zeit. Leider nur fünf Opern zieren das Werkverzeichnis: „Violanta / Der Ring des Polykrates“ (1916), „Die tote Stadt“ (1920), „Das Wunder der Heliane“ (1927) und „Die Kathrin“ (1937). Korngold emigrierte 1934 nach Hollywood, wo er eine zweite Kariere mit dem Schreiben von Filmmusik begann. Der Anschluß Österreichs an das Dritte Reich und Hitlers „Entartete-Musik“-Kampagne verhinderte seine Rückkehr nach Wien. Allein 18 erfolgreiche Filmmusiken schuf er bis 1947, sowohl für „Anthony Adverse“ (1937), als auch für „The Adventures of Robin Hood“ (1938) erhielt er je einen Oscar. Er verhalf der amerikanischen Filmmusik zu neuen großsinfonischen Dimensionen und einem bisher unbekannten Qualitätsniveau. Nach dem Krieg gab es leider kein Comeback; Korngolds Karriere als Hollywood-Filmkomponist schadete ihm bei seiner Rückkehr ins alte Europa doch sehr. Von den Deutschen als „entartet“ gebrandmarkt und von den konservativen Wiener Kreisen mit Schönberg assoziiert war die Nachfrage gleich Null. Darüberhinaus hatte sich das musikalische Klima grundlegend gewandelt. Korngolds spätromantische Harmonie und Melodie waren der Avantgarde verdächtig. Man hatte sich vom Schönklang in der Musik gerade verabschiedet. 1955 wagte man sich in München noch einmal an die „Tote Stadt“. Trotz Publikumsbegeisterung verschwand aber die grandiose Oper aufgrund mieser Kritiken bald vom Spielplan. Korngold starb zwei Jahre später 1957 im Alter von nur 60 Jahren. Die Wiederentdeckung des Genies 1983 läutete Götz Friedrich mit seiner bahnbrechenden Inszenierung an der Deutschen Oper Berlin dankenswerterweise eine Korngold-Renaissance ein. So langsam wurde das Werk wieder in den Spielplänen heimisch. Man scheiterte aber in den meisten Produktionen, die ich in den letzten Jahrzehnten gesehen habe, primär am gigantischen Sängeranspruch bei den Hauptrollen, denn diese erfordern stimmliche Schwerstarbeit im Wagnerformat. Leider sind die Lehmanns, Jeritzas und Taubers heuer rar gesät. Und selbst die ganz großen Häuser produzieren oft nur Mangelhaftes.
Im Unterschied zum Roman von G. Rodenbach, wo Paul Marietta tatsächlich erdrosselt, ist alles in Korngolds Oper nur ein Tag-Traum mit scheinbarem Happy End. Was allerdings die meisten Regisseure nicht davon abhält, Paul dennoch von eigener Hand sterben zu lassen. Wer genau in die Musik reinhört, könnte das aus der finalen Harmonik durchaus schließen. Die Inszenierung - ein Gesamtkunstwerk Insgesamt eine Inszenierung, die weder durch Verfremdungen, Modernisierungen oder Mätzchen
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