Alles was zwischen zwei Deckel paßt

Künstlerbücher von Gertrud Boernieck in Köln

Red./Are/Sab

Gertrud Boernieck, Christian Morgenstern: Gruselett 1994 © Gertrud Boernieck

Alles was zwischen zwei Deckel paßt
Künstlerbücher von Gertrud Boernieck
 
Ausstellung vom 23. Januar bis zum 3. März 2016
 
 
Köln - Die Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln zeigt anläßlich des 85. Geburtstags der in Köln lebenden Künstlerin Gertrud Boernieck eine Auswahl ihrer Künstlerbücher und Buchobjekte.
Nach einem Zeichen- und Malstudium bei dem Maler und Bildhauer Heinz Hamm in Prüm / Eifel, beteiligte sich Boernieck seit 1969 an zahlreichen

Gertrud Boernieck, Wie die Menschen zu Vögeln
wurden 2002 ©
Gertrud Boernieck
Ausstellungen und internationalen Kunstmessen. Ihr Arbeitsschwerpunkt lag zu der damaligen Zeit noch auf Ölbildern und Kleinplastiken, ab 1985 auch auf Holz- und Linolschnitten.
Ab 1991 entstehen die ersten Künstlerbücher, ausschließlich Unikatbücher. Die ersten Bücher sind noch reine Malerbücher, wie das ausgestellte Buch „Unser Zirkus“ von 1995. Aber schon die frühen Malerbücher zeigen, dass Boernieck nicht an einer Trennung, einem Nebeneinander von handgeschriebenem Text und Malerei interessiert ist, sondern dass beides auf den Seiten miteinander korrespondiert, in einen Austausch miteinander tritt, zu einer Einheit wird.
Schon früh kommen neben dem Papier weitere Materialien hinzu, wie Transparentpapiere und Stoffe. Erste Materialcollagen mit eher buchfremden Materialien auf den Buchdeckeln entstehen seit 1992 mit Knöpfen, Netzen etc. Das ausgestellte Buch „Christian Morgenstern: Gruselett“ von 1994 (siehe oben) ist das erste vollständig genähte und gestickte Buch aus schwarzem Filz mit Stoff- und Federcollagen und einem farbigen Ledereinband von Gertrud Boernieck. Danach beginnen die Materialien verstärkt in die Bücher zu wandern, es entstehen Collagen auf den Seiten mit Objekten aus Federn, Plastik, Metall, Spiegeln und verschiedensten Papieren.
Nachdem Gertrud Boernieck zunächst Texte von Ingeborg Bachmann, Franz Kafka, Thomas Mann, Theodor Storm, Georg Trakl u.a. für ihre Künstlerbücher verarbeitet hatte, begann sie seit 1994 zusätzlich eigene Texte zu verwenden.
Seit Ende der 1990 Jahre treten neben die Malerbücher die Buchobjekte: Bücher ohne Text, Objekte mit beschriebenen Papieren. In der Ausstellung hier in der Kunst- und Museumsbibliothek sind mehrere dieser Buchobjekte zu sehen, wie: „Ikarus“ von 1998, „Der Poet“ von 1999 oder das „Rundbuch (Rot/Schwarz)“ von 2006.
Gertrud Boernieck sagt selbst 1997 zu ihren Künstlerbüchern: „Ich bin Malerin. Meine Liebe zu Gedichten hat mich vor ca. 6 Jahren [1991] dazu bewogen, nur noch und ausschließlich Bücher zu machen.
Meine Bücher und Leporellos sind immer Unikate. Der Text, seine Atmosphäre, bestimmt die Form des Buches und das eingesetzte Material.

Gertrud Boernieck, Franz Kafka: Hirngespinste 2008
 ©
Gertrud Boernieck 

Mir ist wichtig, dass die Gestaltung einzig aus einer Hand kommt. Ich schreibe den Text – eine kurze Erzählung, ein Gedicht – mit der Hand, er steht gleichwertig neben den Bildern oder er läuft in sie hinein, wird ein Teil von ihnen. Bild und Text sollen sich zu einer Einheit verbinden. Auch der handgefertigte Umschlag und die Bindung sind Teil der Idee, die ich von einem Buch habe.
Da meine Arbeit keinerlei drucktechnischen Bedingungen unterliegt, verwende ich neben feinem Bütten auch ungewöhnliche Materialien für die Seiten wie Packpapier oder Filz, für die Collagen der Bilder so ziemlich alles, was mir in die Hände kommt, z.B. Pelz, Fundstücke oder Kunststoff-Folie.“
Bis heute entstehen Künstlerbücher und Buchobjekte mit einer Materialvielfalt, denen die Freude an der Gestaltung und den Materialien anzusehen ist. Gertrud Boernieck sagt dazu: „Es ist die Sinnlichkeit, das Haptische, das mich an dieser Arbeit reizt. Und das Suchen nach immer neuen Ausdrucksformen“. So entsteht 2014 zusammen mit ihrem Mann Peter Boernieck das Buch bzw. Leporello „Bornholm“ ohne Text, nur mit Fotografien, und in ihrer neuesten Arbeit „Friedrich von Schiller: Sehnsucht“ verwendet Boernieck mit Feuer bearbeitetes Transparentpapier.
Zur Veranschaulichung der Vielfalt des Werkes von Gertrud Boernieck sind in einigen Vitrinen Skulpturen Boerniecks hinzugestellt.
Heute befinden sich die Künstlerbücher und Buchobjekte von Gertrud Boernieck in vielen öffentlichen und privaten Sammlungen.


Kunst- und Museumsbibliothek der Stadt Köln
Heinrich-Böll-Platz/Bischofsgartenstr. 1, 50667 Köln
Öffnungszeiten: Di-Do 10-21.00 Uhr, Fr-So 10-18.00 Uhr, Mo 14-21.00 Uhr
Tel: 0221-221-22626
 
Weitere Informationen: www.museenkoeln.de/kunst-und-museumsbibliothek


Gertrud Boernieck, Pico + Tschiepolina 2002 © Gertrud Boernieck

Redaktion: Sabine Kaufmann