...natürlich auch mit Augenzwinkern

Karl Otto Mühl – „Aus dem Hinterhalt“

von Frank Becker

Umschlagbild: Malte Roß
Momentaufnahmen
(natürlich auch mit Augenzwinkern)
 
Karl Otto Mühl ist ein wunderbarer Erzähler, ein Mit-Mensch mit dem Vermögen der Empathie, ein Menschenfreund eben. Seine Geschichten aus dem Alltag der kleinen Leute, den er nur zu genau kennt und dessen eigene Erfahrung oft genug in seinen Texten Niederschlag findet, sind mitfühlend, aber auch punktgenau beobachtet. Musenblätter-Leser wissen das, denn nicht wenige der Erzählungen, die hier erstmals in gedruckter Form in seinem neuen Buch unter dem Titel „Aus dem Hinterhalt“ versammelt sind, waren in den zurückliegenden Jahren als Erstveröffentlichung bei uns zu lesen.

„Karl Otto Mühls Prosa sitzt nicht selten der Schalk im Nacken. In den hier versammelten (…) Satiren aus mehreren Jahrzehnten zeigt sich die wahre Kunst des Autors, das Treffende so einfach und knapp wie möglich zu sagen.“ Soweit der Verlag, dem ich allerdings in einem Punkt mit Nachdruck widersprechen muß. Den Schalk mag man durchaus durchgehen lassen, man hört ihn oft genug zwischen den Worten und Zeilen kichern. Und Mühl trifft stets die humanistische Pointe. Satiren aber sind Karl Otto Mühls Erzählungen nicht, denn dazu fehlt ihnen bewußt die kritisch aggressive Bloßstellung bestimmter negativer gesellschaftlicher oder individueller Zeiterscheinungen, wie sie Greiner-Mai definiert. Liebenswert heiter sind sie oft, bei ebenso häufig mitschwingendem tiefem Ernst, auch wirklich witzig und gerne auch mit einem Schuß Ironie. Doch der scharfe Spott, den Gero von Wilpert der Satire zumißt oder die von Otto F. Best beschriebene entlarvende Destruktion sind Mühls Erzählungen fremd. Genau das macht sie so lesens- und liebenswert.

Aber lesen Sie zur Urteilsbildung und natürlich zu Ihrer guten Unterhaltung selbst. Begegnen Sie Menschen mit Fehlern und Marotten, sehen Sie Momentaufnahmen und erkennen Sie, wie wichtig das im Leben sein kann, was zunächst gar nicht so aufträgt. Karl Otto Mühl hat das Vermögen es Ihnen zu zeigen. Natürlich auch mit Augenzwinkern. Aber erwarten Sie keine Satiren.
 
Inhalt:
Jazz; Was Bodos Frau zum Geruch von Fräulein Tückmantel sagte; Wassersuche; Damenbauch; Mann ohne Kopf; Cheyenne; Gangster; Studentenschicksal; Es naht das Meer, es nah´n die Geusen; Lauter freundliche Menschen; Von der Schwierigkeit zu wandern; Designer-Füllung; Zum Jahresende; Hans im Glück; Der, na was denn, im Alter; Lust; Zahnstocher; Frau mit Gipsbein; Der Künstler und sein Werk; Die Bettlerin; Einbruch; Tacko; Artgerechte Hundegeschichte.
 
Karl Otto Mühl – „Aus dem Hinterhalt“
© 2016 Brockmeyer Verlag, 124 Seiten, Broschur  -  ISBN 978-3-8196-1013-4
11, 90 €
 
Weitere Informationen:  www.brockmeyer-verlag.de