Man möchte weinend aus dem Kino laufen

„Dirty Grandpa“ von Dan Mazer

von Renate Wagner

Dirty Grandpa
(USA 2016)

Regie: Dan Mazer
Mit: Robert De Niro, Zac Efron, Zoey Deutch u.a.
 
Es gibt Schauspieler, die unverrückbar zu den Allergrößten der Leinwand zählen. Die genial waren als junge Männer und grandios in ihren mittleren Jahren. Und dann… nun macht Robert De Niro als alter Mann von Film zu Film seinen Ruf, seinen Namen, sein Prestige kaputt. Wenn man ihn als Dirty Grandpa dabei überrascht, wie er sich zu einem Porno am Fernsehapparat selbst befriedigt, möchte man weinend aus dem Kino laufen…
 
„Dirty Grandpa“ – ein „schmutziger alter Mann“. Es beginnt mit dem Begräbnis der Ehefrau, und bereits am nächsten Tag bricht er auf, „die Sau herauszulassen“, die Verstorbene hätte es ihm erlaubt. Mit einem Trick (angeblich sei sein Führerschein weg) zwingt er seinen Enkel, der knapp vor seiner Hochzeit steht, ihn nach Florida zu begleiten. Dort gibt es Peinlichkeiten sonder Zahl – bis am Ende, es ist schließlich ein amerikanischer „Lustspiel“-Film (aus der untersten Lade) eine Art Moralkeule geschwungen wird: Opa hat doch alles nur getan, damit der Enkel die richtigen Lebensentscheidungen trifft.
Nach und nach stellt sich heraus, warum „Opa“ am Weg jegliches Jungvolk umlegt, das ihm blöd kommt: Der Mann war nicht, wie er vorgibt, einfach Mechaniker beim Militär, sondern bei den Special Forces. Na gut, man glaubt es De Niro, aber was sonst? Ja, man glaubt ihm auch, daß er jungen Mädchen lüstern an die Wäsche geht. Aber will man es sehen? Wobei selbstverständlich keine Diskriminierung beabsichtigt ist: In unseren liberalen Zeiten, wo alles erlaubt ist außer die unerwünschte Meinung, ist Sex im Alter natürlich gar kein Tabu, sondern ein Menschenrecht. Keine Frage.
Im übrigen steht Zac Efron als peinlich berührter Enkel herum (man fühlt mit ihm) und wird von Opa in die unmöglichsten Situationen gebracht, um ihn davor zu bewahren, ein glatter Anwalt anstatt ein unangepaßter Fotograf zu werden (die Verlobte – Julianne Hough – gibt eine ganz gute satirische Studie ab).
 
Die Werbung verkündet, wir sollten uns freuen, daß Robert De Niro in diesem Film von Dan Melzer so richtig ausflippt. Nein, wir freuen uns nicht. Jeder andere soll das machen. Aber es gibt so etwas wie Würde, wenn man einmal Taxi Driver, Corleone, der letzte Tycoon war, durch die Hölle ging, sich den „Oscar“ erboxte, Meryl Streep liebte, in New York tanzte, DiCaprio quälte, ein Casino leitete… Das ist De Niro, nicht ein schmutziger Opa.
 
 
Renate Wagner