Roswitha Bitterlich (1920 – 2015)

Ein Nachruf

von Joachim Klinger

Roswitha Bitterlich
(1920 – 2015)
 
Roswitha Bitterlich ist im hohen Altern von 95 Jahren in Brasilien verstorben. Erfahren habe ich das aus Dublin; meine Tochter hat sich dort im Internet informiert. Todesdatum: 10. Dezember 2015.
 
Wer kennt in Deutschland die Künstlerin Roswitha Bitterlich? Die Medien haben nicht berichtet; es gab keinen Nachruf. Brasilien ist weit – trotz der Globalisierung. Von ihrer künstlerischen Arbeit hat man jahrzehntelang in Europa nichts gehört. Warum hier bei uns an Roswitha Bitterlich erinnern?
 
Ich habe erst vor kurzem in den Musenblättern über Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts geschrieben, die bedeutende grafische Beiträge geliefert und neue Seiten für Kinderbuch-Ilustrationen aufgeschlagen haben. In dem Zusammenhang bin ich auch auf das Schaffen der österreichischen Künstlerin Roswitha Bitterlich eingegangen.
 
Sie war ein „Wunderkind“ und wurde als solches in den 30er und 40er Jahren des 20. Jahrhunderts gefeiert. Ihre Bilder wurden in Österreich und Deutschland und in anderen europäischen Ländern gezeigt. Die Medien – damals Zeitungen, Zeitschriften und der Rundfunk – waren begeistert und gerührt. Der Hinweis auf das Wunderkind Wolfgang Amadeus Mozart konnte nicht ausbleiben.
 
Wir Kinder der 30er/40er Jahre des vorigen Jahrhunderts verdanken die Bekanntschaft mit Roswitha Bitterlich der Firma Peter Kölln in Elmshorn, die noch heute Haferflocken u.a. anbietet. Den Packungen dieser nahrhaften Produkte lagen Kärtchen mit Bildern und Versen der Künstlerin bei. Eine wirksame Werbung! Das war ein herrliches Geschenk für uns, denn wir sammelten diese kleinen Wunderwerke, die uns in helles Entzücken versetzten. Und es gab Sammel-Alben! Roswitha nahm uns an die Hand und mit in ihre Märchenwelt. Wir waren verzaubert, wir waren glücklich.
 
Noch heute bewahren wir die Erinnerung und sind dankbar. Roswitha Bitterlich ist unseren Herzen nah geblieben, auch wenn sie nach dem Krieg nach Brasilien ausgewandert ist.
 
 
Joachim Klinger