Kumpel Anton, St. Barbara und die Beatles

Ausstellung über Leitbilder im Ruhrgebiet nach 1945

von Andreas Rehnolt/Bec.

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Kumpel Anton, St. Barbara
und die Beatles
 
Ausstellung in Dortmund über Leitbilder
im Ruhrgebiet nach 1945
 
Dortmund - „Kumpel Anton, St. Barbara und die Beatles“ ist der Titel einer Ausstellung, die Freitag im Industriemuseum Zeche Zollern in Dortmund zu sehen ist. Die bis zum 16. Oktober geplante Schau beschäftigt sich mit Leitbildern im Ruhrgebiet nach dem Kriegsende 1945. Kumpel Anton, St. Barbara und die Beatles haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Was die drei verbindet, zeigt die Ausstellung im LWL-Industriemuseum: Sie alle waren Leitbilder im Ruhrgebiet zwischen Nachkriegszeit und Strukturkrise. Die Ausstellung läßt ein Stück einer heute weitgehend vergessenen Kulturgeschichte des Reviers lebendig werden - eine Geschichte, die sich zwischen Traditionspflege und moderner Kunst, Bergarbeiterkultur und Pop bewegt.

Das Themenspektrum der Schau reicht von A wie Antibabypille bis Z wie Zechenlandschaft. Zu sehen sind insgesamt gut 200 Exponate, darunter Gemälde und Skulpturen von Laienkünstlern und Mitgliedern der Künstlergruppe „junger westen“, Werke der Dortmunder Gruppe 61, Plakate der gewerkschaftsnahen Kulturfestivals Ruhrfestspiele, alte Filmzeitschriften, historische Fotos, Schallplatten und Filme. „Die Schau zeigt nicht nur die Leuchttürme der Hochkultur wie beispielsweise die Ruhrfestspiele. Sie thematisiert auch die breite Kulturförderung in den Betrieben, die Bergarbeiter und Angestellte an die Hochkultur heranführte und ihre künstlerischen Potentiale förderte. Damit spricht die Ausstellung auch heute noch aktuelle Fragen nach kultureller Teilhabe, Bildung und Identität an“, erläuterte LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Thale.
Die Entstehung der Ruhrfestspiele, die Gründung der „Vereinigung der Freunde von Kunst und Kultur im Bergbau e.V.“ in Bochum, die Einstellung von Kulturreferenten durch die großen Zechengesellschaften oder des Arbeiterdichters Willy Bartock als Leiter der kulturellen Betreuung der Zeche Walsum. Diese und ähnliche Ereignisse hätten in den Jahren zwischen 1946 und 1949 den Beginn eines breiten kulturellen Aufschwungs im Ruhrgebiet eingeleitet, so die Aussteller weiter.

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Zwar war die Region auch damals keineswegs kulturlos. Ihre Städte verfügten über hervorragende, auch überregional bedeutende Museen und Theater wie das Essener Folkwang Museum und das Bochumer Schauspielhaus. Allerdings seien diese Institute nicht von der besonderen Lebensform an der Ruhr geprägt und könnten nicht als spezifischer Ausdruck einer Ruhrkultur angesehen werden, urteilte etwa im Jahr 1947 der Leiter der Kunsthalle Recklinghausen, Franz Große Perdekamp. Nach und nach habe sich mit den Jahren dann aber auch rund um die Leuchttürme der bürgerlichen Hochkultur eine revierumspannende „Kultur von unten“ entwickelt.


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Zum Begleitprogramm gehören Vorträge, Filmabende, Führungen und ein Liederabend mit Frank Baier. Alle Infos unter http://www.lwl-industriemuseum.de. Der gleichnamige Katalog zur Ausstellung (75 Seiten, reich bebildert, Klartext Verlag, Essen 2010, ISBN 978-3-8375-0415-6) kostet 5,95 Euro.


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Kumpel Anton, St. Barbara und die Beatles
Die Ausstellung ist dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: LWL-Industriemuseum Zeche Zollern - Grubenweg 5 - 44388 Dortmund - Tel: 0231-6961-111
 
Redaktion: Frank Becker