Genuß pur

Cristina Braga – „Whisper – The Bossa Nova Brandenburg Concerto“

von Frank Becker

Musenkuß für Cristina Braga
 
Daß die Harfe weit mehr ist, als das engelhaft esoterische – oder wie Ludwig Thoma schreibt: „ärarische Himmelsinstrument“, wissen wir spätestens seit Johnny Teupen und der wunderbaren Deborah Henson-Conant. Es läßt sich nämlich mit dem jeden Konzertsaal schmückenden Instrument auch vorzüglich Pop, Rock oder wie in dem hier vorliegenden Fall elegant swingende Latin-Rhythmen spielen. Heute wollen wir Ihnen von einer Sängerin und Harfenistin berichten, die wohl als erste konzerttauglich Samba und Bossa Nova von ihrem Instrument perlen läßt: Cristina Braga, *1966 in Rio de Janeiro.
Vor sechs Jahren spielte sie ihr erstes in Deutschland aufgenommenes und von enja veröffentlichtes Album „Harpa Bossa“ vor, jetzt legt sie hochkarätig nach und präsentiert, ebenfalls bei enja, „Whisper – The Bossa Nova Brandenburg Concerto“. Der Titel läßt klassische Größe ahnen, und in der Tat: Cristina Braga wird nicht nur von einem Samba Quintett und dem Gitarristen Dado Villa-Lobos (eine Verwandtschaft mit Heitor Villa-Lobos ist nicht belegt), sondern vom großen Klangkörper der Brandenburger Symphoniker begleitet. Am 28. Mai 2015 gaben Braga und die Symphoniker in Brandenburg ein Konzert, das mit Publikum aufgezeichnet wurde und aus dessen Programm jetzt als Essenz dieses hervorragend abgemischte Album vorliegt.

Da wäre man gerne mit im Saal gewesen, denn die gute Dreiviertelstunde der CD läßt ahnen, was für ein Live-Genuß es gewesen sein muß. Neun Stücke der brasilianischen Elite des Bossa Nova, u.a. von Baden Powell, A.C. Jobim, João Donato und Vinicius de Moraes fügen sich vor der dezenten Kulisse des Orchesters zu einem inspirierten musikalisch-rhythmischen Traum, eröffnet von einem zauberhaften Duett von Cristina Braga und Dado Villa-Lobos. Zwei sanfte Stimmen, eine Harfe, eine Gitarre, Jesse Sadocs Trompete, das Vibraphon unter den sensiblen Händen von Arthur Dutra und die Flötenbegleitung von Susanne Pietrowski und Martin Bosse-Platiére versprechen mit „Meditation“ was dem übrige Album zu halten nicht schwer fällt. Baden Powells „É doce morrer no mar“ und „Whisper on a prelude“, João Donatos Vokalise „A ra“ mit einem gefeierten Kontrabaß-Solo von Carlo Medeiros und großem Streicherteppich sowie Vinicius de Moraes´ wunderschöner, symphonisch arrangierter „Canto triste“ mit großem Orchester sind Genuß pur. Dankenswerterweise enthält das beiliegende Booklet alle Texte. Ein perfektes Album, das zu Recht mit unserem Prädikat, dem Musenkuß ausgezeichnet wird.
 
 
Cristina Braga – „Whisper – The Bossa Nova Brandenburg Concerto“
© 2015 enja Records
 
Cristina Braga (harp, voc) – Dado Villa-Lobos (voc, g)
The Modern Samba Quintet: Jesse Sadoc (tp) – Arthur Dutra (vib) – Ricardo Medeiros (b) – Claudio Wilner (perc) – Mauro Martins (dr)
Die Brandenburger Symphoniker unter Tobias Volkmann
Titel:
1. Meditation – 2. Samba triste – 3. É doce morrer no mar – 4. Whisper on a prelude – 5. Mot d´amour – 6. A rã – 7. Last words – 8. All mine – 9. Canto triste
Gesamtzeit:  46:35
 
Weitere Informationen:  www.enjarecords.com  -  www.cristinabraga.com