Vom gefährlichen Un-Sinn des Krieges

„Der brave Soldat Schwejk“

von Frank Becker

Vom gefährlichen Un-Sinn des Krieges
„Der brave Soldat Schwejk“
 
Ein Schelmenroman
 
Jaroslav Hašeks (1883–1923) Schelmenroman „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“, von Josef Lada kongenial illustriert, ist Weltliteratur geworden. Der große Alfred Polgar hat ihm ein wundervolles Vorwort mitgegeben, das heute so gültig ist wie 1921. Zwischen 1926 und 1957 in der Tschechoslowakei mehrfach verfilmt u.a. mit Rudolf Hrušínský (d.i. Rudolf Böhm) und für das Fernsehen (1972-76) als Serie mit Fritz Muliar jeweils in der Titelrolle, wurde der Stoff auch beim Kino- und Fernsehpublikum äußerst beliebt. Gerne erinnert man sich an Darsteller wie Fritz Muliar, Kurt Sowinetz (Katz) und an Ernst Stankovski als Oberleutnant Lukasch, an dem k.u.k. Uniform wie eine zweite Haut saß, ungern an Fehlbesetzungen wie Heinz Rühmann und (ogottogott!) Peter Alexander.
 
Legendär wurde die unerreichte tschechische Puppentrick-Fassung „Dobrý voják Švejk“ von Jiří Trnka und Alfons Mensdorff-Pouilly aus dem Jahr 1955, die sich akkurat an die Romanvorlage hält und in der Ausstattung und Typfindung an Josef Ladas Zeichnungen. Die tschechischen Puppentrick-Studios, mit allem Grund weltweit für ihre feine Kunst berühmt, haben den Roman in zehn Episoden nacherzählt, die zum Feinsten gehören, was je an Romanverfilmungen dieser Art gemacht worden ist. Ein weiterer Glücksfall ist die deutsche Erzählerstimme von Fritz Muliar (1919-2009), der wie kein Zweiter das Böhmakeln beherrschte. Wie später im Fernsehfilm gibt er dem Schwejk Josef seinen einzigartigen Charakter.
 
Ein „beherdlicher Idiot“
 
Schwejk, ein „beherdlicher Idiot“ und eigentlich wegen Blödheit für dienstuntauglich erklärt, im Zivilberuf Hundefänger und lebenskluger kleiner Gauner, wird für Kaiser und Vaterland eingezogen und landet schließlich an der Front. Daß der „Schwejk“ trotz oder gerade wegen seines die Obrigkeit in Frage stellenden Humors ein politischer und kompromißloser Anti-Kriegs-Stoff ist, sollte bekannt sein. Bei aller spaßigen Aufarbeitung des Themas 1. Weltkrieg bleibt der bittere Beigeschmack, den jede Militärklamotte hat, haben muß. Männer aus ihrem Lebenskreis zu reißen und als Kanonenfutter in einen Krieg, ob in Böhmen, am Hindukusch oder in Mali zu schicken, ist nicht lustig, denn wie sagt der Schwejk Josef: „...die Großen erklären ihn, die Kleinen führen ihn“ und „Mir imponiert das ganze Geschäft nicht. Wer steht drüben? Harmlose Buchbinder und Friseurgehilfen“.

Noch einmal davongekommen

Schwejk kommt im Gegensatz zu seinem Oberleutnant Lukasch und 17 Millionen anderen mit dem Leben davon, nicht mal im Himmel will man ihn haben: „Schwejk auf die Erde, der muß ewig leben. Der Kerl ruiniert mir den Himmel“ und kann seine Verabredung „nach dem Krieg um sechs im ‘Kelch’“ einhalten. Da kommt einem sein unsterblicher Satz: „Schlagts euch die Köpfe ein - und zum Schluß werdet ihr sehn, ein Glas Pilsner wäre gescheiter gewesen“ nachgerade prophetisch und gültig für alle weiteren Kriege und „bewaffneten Konflikte“ vor. 
Die Kölner Produktion Tacker Film legt in Zusammenarbeit mit dem SWR die komplette tschechische Puppentrickfilm-Serie in bester Qualität auf 2 CDs vor – ein Glanzlicht für Film- und Literaturfreunde.
Wir geben der Produktion unser Prädikat: den Musenkuß.
 
„Der brave Soldat Schwejk“ – Puppentrickfilm von Jiří Trnka und Alfons Mensdorff-Pouilly
© 1955 / 2000 TV 2000 / SWR / Tacker Film
10 Folgen auf 2 DVDs, Farbe. Gesamtlänge: 250 Minuten. FSK ab 12 Jahren
 
Weitere Informationen:  www.tackerfilm.de