Glanz und Grauen. Mode im „Dritten Reich“

Eine Ausstellung des LVR Engelskirchen

von Andreas Rehnolt/Red.

„Glanz und Grauen“
 
Mode im „Dritten Reich“
im Industriemuseum Engelskirchen
 
 
Engelskirchen – „Glanz und Grauen“ heißt eine Ausstellung im Industriemuseum des Landschaftsverbandes Rheinland in Engelskirchen, die ab kommenden Sonntag bis zum 30. Oktober Mode im „Dritten Reich“ präsentiert. Die Präsentation geht mit über 200 originalen Kleidungsstücken - vom eleganten Abendkleid über das Dirndl bis hin zu Kostümen, Notgarderoben und Uniformen - und mehreren hundert weiteren Exponaten auch den Fragen nach, was Kleidung mit dem damaligen Regime des Nationalsozialismus zu tun hatte und wie politisch Kleidung in dieser Zeit war.
Die Uniformen der Hitlerjugend oder die fließenden Roben einer Zarah Leander - sie gelten als typisch für die Nazi-Zeit. Dieses Klischee hinterfragt die Ausstellung. Gezeigt werden nicht nur elegante Abendkleider, Dirndl und Uniformen. Im Mittelpunkt stehen Alltagskleidung und Notgarderobe im Nationalsozialismus - und die politische Bedeutung vermeintlich banaler Hosen oder Jacken.
1933 übernahm die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) die Macht in Deutschland. Adolf Hitler und seine Schergen errichteten eine Diktatur, die mit Rassismus, Terror und Gewalt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 fast jeden Lebensbereich prägte. Neben Appellen zur äußersten Sparsamkeit im Umgang mit Kleidung griff das nationalsozialistische Regime ab 1939 mit einem Bezugsscheinsystem und der „Reichskleiderkarte“ unmittelbar in den Kleiderkonsum ein. Die Steuerung der Textilwirtschaft und des privaten Verbrauchs von Kleidung war eine Maßnahme der Nationalsozialisten auf dem Weg zu ihrem Ziel, der Errichtung des „Tausendjährigen Reichs“.

 

Kleidung diente darüber hinaus auch der Ideologie von „Volksgemeinschaft“ und Rassismus. Die Uniformen für Parteiorganisationen und Wehrmacht schufen „eine sichtbare Einheit“. Die Regierung diktierte andererseits „Judensterne“ als textile Kennzeichen für eine ganze Bevölkerungsgruppe, die sie zunächst ausgrenzte und später zu Millionen umbrachte. Die Ausstellung zeigt auf der einen Seite moderne Kleider, die sich am Stil der internationalen Mode orientierten, auf der anderen Seite einfache Alltagskleidung bis hin zu den dürftigen Kleidern aus den letzten Kriegsjahren.
Stoffe und Schuhe aus Ersatzmaterialien, Kleiderkarten, Modezeitschriften sowie eine große Zahl von Zeitzeugen-Fotos vervollständigen das Bild der Mode und des Kleidungsverhaltens der Deutschen in dieser braunen Zeit. Die Ausstellung „Glanz und Grauen - Mode im Dritten Reich“ entstand in Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg, Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft und dem LVR-Industriemuseum Ratingen im Rahmen eines Forschungsprojektes Kleidung und Kleidungsverhalten in den 1930er und 40er Jahren.
 



Vertiefende Informationen sowie großformatige Abbildungen mit spannenden Erläuterungen findet man in der Begleitbroschüre, die zur Ausstellung erschienen ist: Glanz und Grauen. Mode im Dritten ReichISBN 978-3-9813700-0-3  -  Sie ist im Museumsshop zum Preis von 9,95 € erhältlich.

Die Ausstellung ist dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie samstags und sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: LVR-Industriemuseum Kraftwerk Ermen & Engels - Engels-Platz 2 - 51766 Engelskirchen - Tel: 02234 - 9921-30
 
Alle Abbildungen © LVR - Redaktion: Frank Becker