Tartuffe oder Der Heuchler

Ab 9. April in Wuppertal

von Frank Becker

Das Regie-Team, v.l.: Jens Bingert, Maik Priebe, Susanne Maier-Staufen, Susanne Abbrederis - Foto © Anna Schwarz

Tartuffe
oder Der Heuchler
Ab 9. April in Wuppertal
 
Die Frage nach der Aktualität der bitterbösen Komödien Molières ist obsolet. Es gibt wohl kaum einen Bühnenautor, der mit seiner Gesellschaftskritik über die Jahrhunderte so gültig geblieben ist wie Molière (d.i. Jean-Baptiste Poquelin, 1622-1673). Seine beißende Gesellschafts-Satire „Tartuffe“ aus dem Jahr 1664/67 zählt zu den bösesten seiner Werke, eine Abrechnung mit Bigotterie, Schmeichelei, Heuchelei, Habgier und Lüge. Scharf und äußerst kritisch beobachtend, höchst sarkastisch und zugleich enorm unterhaltsam entlarvt Molière geheuchelte Gefühle, verlogene Religiosität und brodelnde Geilheit der barocken höfischen Gesellschaft – hier an der Figur des Tartuffe, der sich als Mineur der großbürgerlichen Gesellschaft ins Vertrauen des reichen Orgon einschleicht, bis dieser ihm sein Vermögen überschreibt und sogar seine Tochter zur Frau geben will. Tartuffe dankt es ihm, indem er ihn politische erpreßt, Orgons Frau Elmire zu nahe tritt und Orgon gar aus dem Haus treiben will. Gibt es Rettung in letzter Minute?
Regisseur Maik Priebe und Dramaturgin Susanne Abbrederis haben sich für ihre Inszenierung an den Wuppertaler Bühnen für die deutsche Textfassung von Wolfgang Wiens entschieden, die sich in Versmaß und Metrik sowie der nicht zeitangepaßten Sprache dicht an Molière lehnt, aber eben doch modern zu inszenieren ist. Susanne Maier-Staufen hat dazu Kostüme entworfen, die einen Spagat zwischen gestern und heute andeuten. Mit dem Maskenbild verneigt sie sich vor der  1995er „Vorlage“ von Ariane Mnouchkine, die damals der Commedia dell´arte Reverenz erwiesen hatte. Zeitgenössische Vokalmusik, begleitet von einem Cembalo, sorgt durch Jens Bingerts musiklalische Leitung für eine bei Molière nicht vorgesehene, jedoch durchaus reizvolle historische Untermalung. Das komplette Schauspiel-Ensemble tritt auf - als illustrer Gast konnte Bernd Kuschmann gewonnen werden, der dem Publikum aus seiner großen Zeit am einst großen Wuppertaler Schauspielhaus noch bestens in Erinnerung ist. Unter vielen Rollen sind sein Biedermann, sein Faust und sein Cram unvergessen.
Gespielt wird auf der großen Bühne des Opernhauses, die sich minimalistisch zeigt. Auf Ausstattung wird fast ganz verzichtet – Konzentration auf die Sprache ist der Kern. Nach der Premiere am 9. April werden nur noch neun weitere Termine angeboten. Wer also den Wuppertaler „Tartuffe“ (irgendwie paßt er ja in die Stadt der zahllosen Sekten) sehen möchte, sollte sich schnell um Plätze bemühen.
 
Termine, Karten und weitere Informationen: www.wuppertaler-buehnen.de