KH. W. Steckelings und die Anfänge des Tanztheaters Pina Bausch

Ausstellung im Café im Dorf, Haan-Gruiten

von Jürgen Kasten

„Ich bring dich um die Ecke“, 1974 - Foto © KH. W. Steckelings
KH. W. Steckelings
und die Anfänge des
Tanztheaters Pina Bausch
Ausstellung im Café im Dorf, Haan-Gruiten
 
Der Wuppertaler Filmemacher und Fotograf Karl-Heinz Steckelings hat in der internationalen Kunstszene einen Namen als Künstler und Sammler und ist doch sehr erdverbunden geblieben. Für seine riesige Sammlung von Objekten aus der Anfangszeit der Fotografie bot man ihm in Amerika viel Geld. Er aber gab sie lieber dem kleinen aber feinen Museum „Kamera Obscura“ in Mülheim an der Ruhr. „Amerika ist weit und die Sammlungsstücke wären für mich verloren gewesen. Nach Mülheim fahre ich eine knappe Stunde...“, so begründete er seinen Entschluß in einem Interview für das Museum.
Klein und fein ist auch das „Café im Dorf“ in Gruiten, in dem Steckelings am 1. April 2016 neue Bilder von Pina Bausch vorstellte. Neu sind aber nicht die Fotos, sondern nur die Erkenntnis, daß er sie überhaupt noch besaß. Bereits 2014 hatte er den Bildband „Pina Bausch backstage“ im Nimbus Verlag veröffentlicht, den er ebenfalls im Café vorstellte. Beim Durchforsten seines umfangreichen Archivs hat er nun weitere, bisher unveröffentlichte Fotos wiederentdeckt.
Clemens Hölter stellte sie als Diaschau im Café vor und KH. Steckelings erzählte launig die Entstehungsgeschichten dazu. Er, eigentlich Textilingenieur mit eigener Firma in Wuppertal-Ronsdorf, beschäftigte sich schon früh mit Film und Fotos und deren Entstehungsgeschichte. Jan Minarik kannte er schon als Tänzer des damaligen Wuppertaler Opern-Balletts. Als Pina Bausch ihr Tanztheater gründete, war Minarik einer der Tänzer/Darsteller der ersten Stunde. Eines Tages fragte er KH. Steckelings, ob er nicht fotografieren könne, Pina suche jemanden, der ihre Probenarbeit dokumentiere. So entstanden 1974 über 1200 schwarzweiße Fotos und einige Farbbilder, aus der Hand fotografiert mit einer Pentax Kleinbildkamera. „Pina hat sich die Fotos ausgesucht, die sie für ihr eigenes Archiv oder Programmhefte und Plakate haben wollte. Kommentiert hat sie die Bilder nie. Das war nicht ihre Art.“
Die jetzt gezeigten Fotos stammen aus der Probenarbeit zu den Stücken „Ich bring dich um die Ecke“ und „Orpheus und Eurydike“.
„Als Fotograf bevorzuge ich nach wie vor die Schwarzweißfotografie“, verteidigte der inzwischen 85jährige vehement den Einwurf einer Zuschauerin, die Farbe ansprechender fand. Der künstlerische Ausdruck sei so klarer definiert, sagt Steckelings, und als Beispiel stellte er zwei Bilder gegenüber: Ein Farbfoto, in dessen Bildmitte eine Frau im roten Kleid dominiert und den Blick des Betrachters fängt. Das gleiche Foto in schwarzweiß lenkt den Blick auf einen Mann links im Bild, der durch seine Geste eindeutig die Hauptperson dieser Szene ist. Im Farbfoto geht er unter.
Nach anderthalb Jahren verließ Steckelings das Tanztheater. Für ihn war das Thema für die Fotografie erschöpft. Er wollte sich anderen Themen und Filmen zuwenden.


Pina Bausch, Korrepetitor - Foto © KH. W. Steckelings - Repro Jürgen Kasten
 
Wenn Sie sich noch einmal der Anfangszeit des Tanztheaters der Pina Bausch zuwenden wollen, können sie etliche im Café ausgestellte Originalfotos besichtigen oder auch käuflich erwerben (500 € das Stück).
 
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