Klimaerwärmung und Ressourcen-Vernichtung durch Massenviehzucht?

„Cowspiracy“ von Kip Andersen und Keegan Kuhn

von Steffi Engler

Cowspiracy
(Cowspiracy: The Sustainability Secret)
(USA 2014)
Regie: Kip Andersen und Keegan Kuhn
 
Der mit dem Ziel, auf die Umweltrisiken der weltweiten massenhaften (Rind)Fleisch- und Milchproduktion hinzuweisen gedrehte Dokumentarfilm von Kip Andersen und Keegan Kuhn aus dem Jahr 2014 ist Warnung und Kampfansage zugleich. Es ist nämlich nicht drängender Hunger, der mit dieser Fleisch-Produktion gestillt werden soll, sondern die pure Gier der Produzenten nach mehr Verdienst. Daß dafür vor allem in Südamerika, namentlich Brasilien gigantische Natur-Flächen und Regenwälder, die für das Weltklima enorm wichtig sind und die Lebensräume der natürlichen Fauna und Flora für immer vernichtet werden, daß Naturvölker auch mit Gewalt aus ihren angestammten Heimatregionen vertrieben und um ihre Existenz gebracht werden, wird von der korrupten Politik wohlwollend geduldet, wenn nicht gar unterstützt und öffentlich verschwiegen. Um Futter für die Tiere anbauen zu können, werden riesige Soja-Monokulturen angelegt (ähnlich übrigens auch für die angeblich umweltfreundliche Produktion von „Bio“-Kraftstoffen, z.B. Palmölplantagen in Indonesien), anstatt den wertvollen Boden für den Anbau von Nahrungsmitteln für Menschen zu nutzen.
Die Massenviehzucht verbraucht zugleich durch die Wässerung von Weiden und den Durst der Tiere ein Vielfaches dessen, was Menschen verbrauchen. Aber auch ein anderer „anrüchiger“ Aspekt ist Teil der Berichte von „Cowspiracy“: die Abertausende Tiere umfassenden Rinderherden stoßen bei ihrer Verdauung selber soviel schädliche Abgase (Methan) aus, daß sie damit erheblich, ja weit mehr zur Klimaerwärmung beitragen als alle Flugzeuge, Lastwagen, Eisenbahnen, Frachtschiffe und Pkw weltweit. Die entsprechenden Zahlen liegen vor. Gleichzeitig sorgt die Gülle, die aus ihrem Urin entsteht und meist ungereicnigt in den Boden sickert oder direkt in Flüsse gelangt dafür, daß an Flußmündungen im Meer riesige Todeszonen ohne jegliches Leben entstehen.
 
Die klaren Aussagen dazu kommen nicht etwa wie eigentlich zu erwarten von Vertretern der großen Umweltorganisationen wie u.a. Greenpeace, Sea Shepherd Conservation Society, Amazon Watch, Rainforest Action Network oder Sierra Club, die das Problem im wesentlichen wohl aus Angst vor der Konfrontation mit der mächtigen und durchaus auch gewalttätigen Fleisch-Lobby ignorieren, sondern fast ausschließlich von unabhängigen Umweltaktivisten und Wissenschaftlern. Die aber werden von der Politik aus welchem Kalkül auch immer, nicht gehört. Behördenvertreter winken ab, „nicht zuständig“. Vor allem Greenpeace hat Kip Andersons Recherchen blockiert. Andere zeigen sich entweder unwissend oder tun nur so. Die Viehwirtschaft wird bei keiner der bekannten Organisationen in den Statistiken zuzr Umweltzerstörung auch nur erwähnt. Eigentlich sollte jede Regierung der Welt – schließlich trifft man sich ja regelmäßig für das Ablassen hohler Absichtserklärungen - darauf aufmerksam machen, welche Risiken wir alle für den Profit Einiger eingehen. Zu den Gewinnern gehören aber wohl nicht nur die Fleisch-, Milchprodukt- und Futtermittel-Produzenten sondern eine Vielzahl korrupter Politiker, bestochener Gutachter und gekaufter Beamter. Am 2. Dezember 2015 wurde der Film im EU-Parlament gezeigt und diskutiert. Folgenlos. Bisher.
Daß die Recherchen zum Thema durchaus nicht ungefährlich sind, zeigen bekannt gewordene und vertuschte Morde an Aktivisten, die z.B. in Brasilien gegen die Viehbarone protestieren. In den letzten 20 Jahren wurden laut Kip Anderson in Brasilien 1.100 (!) Umweltschützer ermordet.
 
Können Organisationen und Regierungen so blind sein? Ist es gar eine weltweite Verschwörung der Fleischindustrie? Ob man sich nun allerdings unbedingt wie angeregt völlig fleischlos, also vegan ernähren muß, um die gezeigten Folgen von Umweltvergiftung und Erdklima-Erwärmung abzuwenden, ist äußerst zweifelhaft. Da scheint mir die Mission von „Cowspiracy“ ordentlich über das Ziel hinauszuschießen. Wichtig und aufrüttelnd, ja beängstigend, auch im Zusammenhang mit der Überfischung der Meere, und der planvollen Unterdrückung der Wahrheit ist der Film mit seinen beim ersten Ansehen kaum zu fassenden Zahlen-, Statistiken- und Tabellen-Flut aber allemal.

Cowspiracy (Cowspiracy: The Sustainability Secret)
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Weitere Informationen:  www.cowspiracy.com