„Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mädchen“

Zur Provenienz des Bildes von Otto Mueller

von Jürgen Koller

Otto Mueller - Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mädchen, KHE
„Knabe vor zwei stehenden
und einem sitzenden Mädchen“


Zur Provenienz des Bildes „Knabe vor zwei stehenden und einem sitzenden Mädchen“ (1918/19) von Otto Mueller:

Das Bild stammt ursprünglich aus der Expressionisten-Sammlung des jüdischen Rechtsanwaltes Ismar Littmann aus Breslau, der sich, dem politischen und wirtschaftlichen Druck der Nazis nicht mehr gewachsen, 1934 das Leben nahm. Seine Witwe gab dieses Bild und weiteres Sammlungsgut 1935 zu dem Berliner Auktionator Max Perl, um aus dem Erlös die Ausreise ihrer Töchter in das Exil zu finanzieren. Zwei Tage vor der Versteigerung beschlagnahmte die Gestapo das Bild und weitere expressionistische Arbeiten und übergab selbige der Nationalgalerie Berlin. Das Bild wurde 1937 als im Besitz der Nationalgalerie befindlich in der Nazi-Ausstellung „Entartete Kunst“ in München gezeigt. Henri Nannen erwarb das Bild 1979 im Kunsthandel für seine Sammlung, seit 1986 wurde es in der Emdener Kunsthalle gezeigt. Nannen war davon ausgegangen, daß es vormals im Eigentum der Nationalgalerie gewesen sei. Im Jahre 1998 war in einem Artikel der Neuen Zürcher Zeitung vom Schicksal der Sammlung Littmann zu lesen. Davon erhielt die Stiftung Henri und Eske Nannen, Trägerin der Kunsthalle Emden, Kenntnis. Ein Jahr später wurde das berühmte Werk an die Erben von Ismar Littmann restituiert. Die Stiftung erhielt die Möglichkeit, mit Hilfe öffentlicher und privater Spender das Bild zurückzukaufen, um es für die Kunsthalle Emden und für die Öffentlichkeit zu erhalten. Eine wesentliche Rolle bei der Finanzierung spielte dabei die Kulturstiftung des Landes Niedersachsen; es ist von einem Millionen Betrag für den Rückkauf die Rede.