Schnelle Action hält in Atem

„Bastille Day“ von James Watkins

von Renate Wagner

Bastille Day
(USA / Frankreich – 2016)

Regie: James Watkins
Mit: Idris Elba, Richard Madden, José Garcia, Kelly Reilly, Charlotte Le Bon u.a.
 
Ein Ausspruch der schnoddrigen Jugend von heute lautet: „Oft hast a Pech.“ Eindeutig Pech hat der amerikanische, in Paris tätige Taschendieb Michael Mason, als er einer jungen Frau, während sie auf einer Treppe sitzend ihren Tränen freien Lauf läßt, eine Shopping-Tasche klaut, die sie so achtlos neben sich stellt. Für Mason ist da so gut wie nichts drin, er nimmt das Handy, die Tasche mit dem strubbeligen Teddybären stellt er wieder weg – und sie explodiert. Bombenanschlag in Paris. Und in einer Welt, wo überall Überwachungskameras angebracht sind, macht man ihn in kürzester Zeit ausfindig.
Um sein Pech zu vergrößern, ist ausgerechnet Sean Briar hinter ihm her, CIA-Agent, der gerade bei seinen Vorgesetzten in Ungnade gefallen ist, eigentlich hinter den Schreibtisch verbannt, aber jederzeit bereit, mit Wut im Bauch loszustürmen – und einem kleinen Dieb natürlich haushoch überlegen. Dennoch ist die Flucht über die Dächer von Paris ein erster vergnüglicher Action-Höhepunkt in diesem Film von Regisseur James Watkins, der weiß, daß er zwar ein starkes, hartes Thema hat, aber dennoch die Chemie seiner Hauptdarsteller benützt, um einen Thriller so locker wie möglich über die Leinwand zu jagen.
Der „Bastille Day“ ist jener 14. Juli, wo sich Frankreich an den Sturm auf die Bastille und den Beginn der Revolution erinnert, einer jener Feiertage, bei denen Terroristen dann besonders gerne zuschlagen – besonders viele Leute unterwegs, besondere Aufmerksamkeit. (Und Paris ist natürlich ein immer wirkungsvoller Film-Hintergrund.)
Aber auch Drehbücher wollen heute politisch korrekt sein – nein, es sind natürlich nicht immer die Islamisten, die es böse meinen, die Rechtsextremem, die hier unter dem Motto „Tarnen und täuschen“ vorgehen, könnten die Gelegenheit benützen, den anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben. Und als rechtextrem gelten nun auch allerorten Teile der Polizei, und daß manche Politiker geheime Sympathien hegen könnten, während sie in der Öffentlichkeit die Bewahrer von Recht und Ordnung mimen, könnte ja auch sein – und schon haben wir ein Komplott, hinter dem Briar und Mason, mehr oder minder wider Willen zusammengespannt, her hetzen.
 
Die Rolle des äußerst unangepaßten, knallharten Agenten hätte in etwa auf Bruce Willis zugeschnitten sein können, wäre dieser nicht langsam zu alt für dergleichen. Der 43jährige, rabenschwarze, charismatische Idris Elba war zwar schon höchst überzeugend auf der Kinoleinwand kein Geringerer als Nelson Mandela, bringt aber das eisenharte, doch dabei gar nicht unsympathische Rauhbein gänzlich überzeugend auf die Leinwand.
Dagegen ist der hübsche Richard Madden fast ein Leichtgewicht: Dergleichen füllt den Fernsehschirm (immerhin für 21 Episoden als Robb Stark in „Game of Thrones“), auch für einen „Cinderella“-Prinzen (in dem Film von Kenneth Branagh) hat es gereicht, aber hier wären doch ein bißchen mehr Ecken und Kanten gut gewesen, vor allem bei einem Partner wie Elba. Aber manchmal reicht den Produzenten auch ein „Pretty Face“.
Das hat, auf weit charaktervollere Weise, auch der spanisch-französische José Garcia zu bieten (der aussieht wie Opernstar Carlos Alvarez – also sehr gut!), der hinter der eleganten Fassade eines Verteidigungsministers wahre Abgründe offenbart, wie die CIA-Lady in Paris, Karen Dacre (Kelly Reilly), merken muß. Charlotte Le Bon bleibt blaß als armes, manipuliertes Opfer der Bösewichte, aber im Endeffekt ist es vor allem die schnelle Action, die den Film am Laufen und das Publikum in Atem hält.
 
 
Renate Wagner