Musenkuß für Ramsey Lewis

Ramsey Lewis/Charles Stepney – „Mother Nature's Son“

von Frank Becker

Musenkuß für Ramsey Lewis
 
Viele Musiker und Arrangeure haben sich im Laufe der Zeit mit spannenden Interpretationen in Jazz, Klassik und Pop an den unsterblichen Songs von John Lennon und Paul McCartney versucht. 1968 tat es auch Ramsey Lewis (*1935) – diesmal ohne sein Trio, nachdem sich Isaac Holt und Eldee Young von ihm getrennt hatten. Unterstützt von einem Orchester aus Mitgliedern des Chicago Symphony Orchestra unter dem Dirigenten und Arrangeur Charles Stepney (1931-1976) nahm Lewis für sein Stamm-Label Cadet zehn Titel aus der damals soeben erschienenen Beatles-Doppel-LP „The Beatles“ (The White Album) unter dem Titel „Mother Nature`s Son“ auf.
 
Stepney, der zuvor schon Lewis´ „Maiden Voyage“ und Eddie Harris´ „Plug Me In“ arrangiert hatte, gibt dem revolutionären Klang des White Album mit seinen Arrangements und großem sphärischem Streicherapparat samt Harfe einen voluminösen Big Band Touch. Zwei Jahre später zeichnete er für eines der schönsten Alben der Pop-Geschichte, Minnie Ripertons „Come To My Garden“ auch als Komponist verantwortlich.
Ramsey Lewis schenkt den Beatles-Stücken mit traumhaft schönem Anschlag, mal schmeichelnd, mal perlend oder funky und amüsant zitatenreich (z.B. aus Jim Webbs 1968 aktuellem „McArthur Park“ oder seinem eigenen Erfolgsalbum „Wade In The Water“) weiche Größe und phantastischen Swing. Mit dem Moog Synthesizer erweisen Lewis/Stepney auch dem 68er Psychedelic-Zeitgeist Reverenz. Da werden in „Cry Baby Cry“ und „Black Bird“ Erinnerungen an das Theremin wach.
Aus den genialen Setzlingen Lennon/McCartneys ziehen sie kongenial schillernde Blüten – eine wie die andere ein Hochgenuß. Ramsey Lewis hat mit „Mother Nature`s Son“ ein brillantes Album eingespielt, das glücklicherweise jetzt, 48 Jahre danach, wieder vorliegt und auch heute noch höchsten Ansprüchen genügt. Dafür unsere Auszeichnung, den Musenkuß.
 
Anspieltips: „Julia“, „Dear Prudence“, „Good Night“, „Black Bird“
 
Ramsey Lewis – „Mother Nature's Son“
© 1968 Cadet Records / © + (P) 2015 Universal Music Group
 
Ramsey Lewis (p) – Charles Stepney (arr, cond.) - Chicago Symphony Orchestra
 
Titel:
1 Mother Nature`s Son - 2 Rocky Raccoon - 3 Julia - 4 Back In The USSR - 5 Dear Prudence - 6 Cry Baby Cry - 7 Good Night - 8 Everybody`s Got Something to Hide Except Me and My Monkey - 9 Sexy Sadie - 10 Black Bird
Gesamtzeit:  40:18
 
Weitere Informationen:  www.in-akustic.com