Kindern wird es gefallen

„BFG – Big Friendly Giant“ von Steven Spielberg

von Renate Wagner

BFG – Big Friendly Giant
(USA – 2016)

Regie: Steven Spielberg
Mit: Mark Rylance, Ruby Barnhill, Penelope Wilton, Rebecca Hall u.a.
 
Wer ist eigentlich der Mann namens Steven Spielberg, der so bemerkenswerte Filme wie 1987 „Das Reich der Sonne“ gedreht hat oder gar 1993 „Schindlers Liste“ (und auch noch den einen oder anderen mehr, der sich lohnt)? Kann er wirklich derselbe sein, der sich kindisch mit „E.T.“ abgibt, die Dinosaurier über die Leinwand toben läßt und Indiana Jones immer wieder losschickt? Nun, festlegen ließ sich der Mann, der heuer immerhin 70 wird (Zeit zum Erwachsenwerden?), nie.
Verbinden wird man seinen Namen in der Filmgeschichte weit weniger mit seinen anspruchsvollen Werken als mit jenem – entschuldigen schon – Unsinn, mit dem er Milliarden an den Kinokassen umsetzte. Wobei der „BFG“, der nun in die Kinos kommt, nicht zuletzt deshalb mit „E.T.“, dem albernen Außerirdischen von 1982, in Verbindung gebracht werden kann, weil in Gestalt von Melissa Mathison (sie ist mittlerweile gestorben) dieselbe Drehbuchautorin am Werk war.
 
Was kann Spielberg, was kann einen vernünftigen erwachsenen Menschen an Roald Dahls Kinderbuch „The BFG“ (1982), zu Deutsch „Sophiechen und der Riese“, schon interessieren? Das arme Waisenkind, das in die Fänge des guten Riesen gerät (durchaus witzig, wie die Riesenhand durchs Fenster kommt und die Kleine quasi „pflückt“), der sie zu sich in seine Höhle im Riesenland nimmt. Der gute Mann, der wirklich ein solcher ist und Sophie behütet, hat viel damit zu tun, die bösen, brrr ganz schrecklichen (und natürlich doch irgendwie lustigen) Riesen abzuwehren, die gerne Menschen fressen (was für die Leinwand die absolut üblichen Trickbilder der Gulliver-Art ergibt, die ganz Großen und die ganz Kleinen glaubhaft zusammen zu kopieren).
Am Ende der Geschichte, in der viele Träume vorkommen, verschaffen sich Sophie und ihr Riese – und das ist vielleicht für die Briten lustig – sogar Zugang zum Buckingham Palast, aktivieren Queen Elizabeth II. für ihr Problem, und die Dame schickt dann freundlicherweise ihr Militär los, um gegen die menschenfressenden Riesen vorzugehen. Am Ende gibt es ein Happyend sowohl für Sophie wie für den Riesen.
 
Spielberg kann sich im allgemeinen auf gute Presse verlassen, er bekam sie auch hier, aber wofür eigentlich? Für eine Geschichte, die inhaltlich ziemlich leer und langweilig ist. Für technische Kunststücke, die immer wieder schön und einfallsreich sind, die man aber schon genau so gut oder (in seinen Jurassic Park-Filmen bei den Dinos) auch bereits besser und spektakulärer gesehen hat. Für ein bißchen Humor (wobei die Furz-Gags natürlich eher die simpleren Gemüter ansprechen) und immer wieder dazwischen gewürzte Lebensweisheit: Wenn sie sich Mühe geben, können auch das verängstigte kleine Mädchen und der Riese gut und gern miteinander auskommen… Kommunikation mit dem Andersartigen.
Mit Kindern kann Spielberg, das hat man in vielen seiner Filme festgestellt, recht gut umgehen, und er hat mit der zehnjährigen Ruby Barnhill einen exzellenten Griff getan, die Kinderängste und Kinderklugheit schön ausspielt. Noch besser gelingt der „gute“ Riese in Gestalt von Mark Rylance. Ihn hat man ja (in seiner unverändert eigenen Gestalt) zuletzt in Spielbergs „Bridge Of Spies“ kennen gelernt, als jener russische Spion, den Tom Hanks unbedingt an der Glienicker Brücke austauschen wollte – die Meisterleistung von Rylance als Mann, der innerlich abgestorben weiß, daß er keine Chance hat, wurde zu Recht mit dem „Oscar“ gekrönt. Als guter Riese ist er (wie Gollum im „Herr der Ringe“-Film) quasi der hineinkopierte, menschliche Unterbau in eine Trickfilmgestalt von acht Metern Größe. Das gelingt sehr gut, man „erkennt“ ihn quasi auch, seine Körpersprache sagt ungemein viel aus.
Penelope Wilton spielt die Queen, Rebecca Hall ihre Zofe, da ist auch sehr viel trockener Humor dabei, allein (in der Originalfassung) im sehr britischen Akzent. Dazu jede Menge Stimmung machender Musik, so daß es Kindern sicher gefallen wird. Erwachsene, die im Grunde für dergleichen nichts übrig haben, brauchen viel guten Willen, um hier mitzuhalten. Kann das vergleichsweise schlechte Einspielergebnis des Films damit zu tun haben?
 
 
Renate Wagner