200. Geburtstag des Anthropologen Hermann Schaaffhausen

Der Wissenschaftler verteidigte den Neandertaler als besondere Menschenform

von Andreas Rehnolt

Ausstellung zum 200. Geburtstag
des Anthropologen
Hermann Schaaffhausen
 
Die wissenschaftliche Verteidigung des Neandertalers
als besondere Menschenform kostete
den Forscher seine akademische Karriere
 
Bonn - Das Landesmuseum Bonn des Landschaftsverbandes Rheinland zeigt eine Ausstellung über Leben und Werk des deutschen Anthropologen Hermann Schaaffhausen. Die bis zum 16. Oktober geplante Schau findet anläßlich des 200. Geburtstages von Schaaffhausen (1816-1893) statt. Der Forscher gilt als der wissenschaftliche Erstbeschreiber des berühmten Urmenschen-Fundes aus dem Neandertal im Kreis Mettmann bei Düsseldorf. Das Originalskelett des Neandertalers ist seit 1877 fester Bestandteil der Dauerausstellung des Museums.
In der aktuellen Ausstellung wird anhand von Fundstücken und anderen Exponaten die Entwicklung der Archäologie, Anthropologie und verwandter Wissenschaften beleuchtet. Dabei werden einerseits Querbezüge zu Leben und Werk Schaaffhausens geschaffen, andererseits erfährt der Besucher, wie die Erkenntniswege der beteiligten Wissenschaften funktionieren. Schaaffhausens umfangreiche Bibliothek galt lange als verloren. In den vergangenen Jahren konnten aber bisher 171 Bände in der Bibliothek des Museums identifiziert werden. Sie tragen entweder den Besitzvermerk Schaaffhausens oder sind ihm von anderen Gelehrten handschriftlich gewidmet worden. 
Schaaffhausen wurde in Koblenz geboren und studierte in Berlin und Bonn zunächst Medizin, bevor er sich 1844 habilitierte und im gleichen Jahr einem Ruf an die Bonner Universität folgte. Er lehrte die Fächer Physiologie und Anthropologie. 1857 untersuchte Schaaffhausen zusammen mit dem Anatomen Franz Josef Karl Mayer die Knochen des Neandertalers (Homo neanderthalensis) und berichtete erstmals am 4. Februar 1857 auf einer Versammlung der niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde in Bonn darüber.
Dort zeigte er einen Gipsabdruck des von Johann Carl Fuhlrott im Neandertal bei Mettmann gefundenen Schädeldachs. Im Winter 1857 reiste Fuhlrott selbst nach Bonn, um seine Fossilien dort persönlich zu übergeben. Es ist Schaaffhausen zu verdanken, daß das Skelett nicht nach England verkauft wurde. Die Verteidigung des Neandertalers als besondere Menschenform kostete ihn seine akademische Karriere. So blieb er, trotz vielfältiger Eingaben an das Ministerium, bis zu seinem 50. Doktorjubiläum außerordentlicher Professor ohne Sitz und Stimme in der Fakultät.
Im Jahr 1873 wurde er zum Mitglied der Leopoldina, der Deutschen Akademie für Naturforscher gewählt. 1889 wurde er Ehrenmitglied der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte. Schaaffhausen starb 1893 in Bonn. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Friedhof.
 
Die Ausstellung ist dienstags bis freitags und sonntags von 11 bis 18 Uhr sowie samstags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Kontakt: Landesmuseum LVR Bonn - Colmantstraße 14-16 - 53115 Bonn - Tel: 0228 - 2070-0